Jin
Der restliche Tag verlief ziemlich ereignislos, beim Abendessen tauschte ich nur bedeutungsvolle Blicke mit meinem Vater aus, die ihn anstiften sollten, meine arme Eomma aufzuklären. Das einzig gute war, dass die Schmerzen weg waren und ich mich somit auf den heutigen Abend, ich würde Jimin und Tae nach dem Abendessen abholen, freuen konnte.
Ja, ich weiß, dass ich eigentlich mich nicht zulaufen lassen wollte. Aber die letzten Tage drehten sich meine Gedanken nur, und fast ausschließlich nur, um einen gewissen jungen Mann. Ich denke mal, es ist klar, wen ich meine. Jedenfalls hatte ich mir für heute vorgenommen, wenigstens für ein paar Stunden ihn und das Problem von meinen Eltern zu vergessen. Alkohol war dafür ein wunderbares Mittel und da Namjoon nie in meinen Lieblings-Club ging, stand es auch außer Frage, ihn dort anzutreffen. Also bestand schon mal keine Gefahr, mit ihm wieder betrunken in die Kiste zu steigen.
Bevor ich von unserem Tisch aufstand, das Geschirr würden Angestellte wegräumen, sah ich meinen Appa noch ein letztes Mal mit einem Sag-es-ihr-oder-ich-tue-es-Blick an. Er rutschte nur nervös auf seinem Stuhl herum und wandte sich seinem Teller zu, als könnte er mich aus seinen Gedanken streichen, wenn er mich nicht mehr ansehen würde. "Also, ich fahr dann mal", verabschiedete ich mich und ging aus dem Esszimmer zu unserer Eingangstür, vor der ich meine Jacke und Schuhe anzog und mein Handy, Geldbeutel und Schlüssel einsteckte. Gerade als ich aus der Tür hinaustrat, konnte ich aus der Richtung des Esszimmers laue Stimmen vernehmen. Ob er es ihr nun gebeichtet hatte?
***
Während der Autofahrt zu Jimins Wohnung kreisten meine Gedanken ausnahmsweise mal nicht nur um Namjoon, sondern um meine Eltern. Doch ehrlich gesagt, wären mir die Vorstellungen von einer Beziehung zwischen Namjoon und mir durch meine wunderbare rosa Brille ehrlich viel lieber, auch wenn mir bewusst war, dass diese Träume niemals niemals niemals real werden würden. Schade eigentlich, ich würde gerne mal mit Namjoon händchenhaltend, umgeben von pinken, fluffigen Wölkchen und Einhörnern, über eine wunderschönen Wiese gen Sonnenuntergang laufen. Tada, und schon dachte ich wieder an Kim Namjoon.
Über meine leicht verstörenden Gedanken erheitert, parkte ich vor Jimins Wohnung und wartete. Und wartete. Wann kam er denn endlich? Sonst war Jimin immer überpünktlich, und jetzt schien er sich zu verspäten. Na su- AH, da kam er schon. Und hinter ihm dackelte niemand geringeres wie Yoongi hinterher. Ich dachte, nur Jimin, Tae und ich würden heute feiern gehen? Aber daher vermutlich auch die Verspätung, aber zu genau wollte ich mich damit nicht auseinandersetzen.
Grinsend erwartete ich die beiden schon und beobachtete sie durch den Spiegel, wie sie auf der Rückbank Platz nahmen. Irgendwie kam ich mir wie eine Mutter vor, wenn man so alleine vorne saß und die Kinder, noch zu jung um vorne zu sitzen, auf der Rückbank Platz fanden. Naja, wenigstens würde Tae noch mitkommen.
Die zwei Turteltauben begrüßten mich kurz, hatten dann aber wieder nur Augen für den Partner. Pah, dann halt nicht. Doch als auch Tae neben mir einstieg und Kookie sich zu Yoongi und Jimin quetschte, wollte ich gerade fragen, was zum Geier mit ihnen los sei, dass sie nicht einmal einen Abend ohne ihre zweite Hälfte leben konnten, doch ich wurde natürlich von Tae unterbrochen, der sehr umständlich nach hinten gebeugt war, sodass er fast zwischen dem Fahrer- und Beifahrersitz steckte.
"Wow, Yoongi hat bei dir ja ganze Arbeit geleistet." Bewundert begutachtete Tae den riesigen Knutschfleck an Jimins Hals, den sogar ich durch den Rückspiegel erkennen konnte. Omo, die beiden hatten wirklich Spaß gehabt. Aber dass es für Tae nicht komisch war? Immerhin waren er und Jimin noch vor gut einer Woche zusammen, auch unter dezent anderen Umständen, aber offiziell immer noch ein Paar. Doch Jimin schien nicht wirklich Lust darauf zu haben, über sein Sex leben ausgequetscht zu werden, weshalb er sehr elegant den Fokus auf mich legte.
"Apropos Sex, Jin, was lief da eigentlich mit Namjoon? Ich hab von Tae gehört, dass ihr euch seeehr nahe gekommen sein sollt?" "Yahh Taehyung, was plauderst du auch immer alles aus?", strafend sah ich den angesprochen an, "aber was solls. So ungern ich es auch zugebe, aber ich, Kim Seokjin, habe mit Kim Namjoon geschlafen", brachte ich das 'Geständnis' zu Ende und sah beschämt auf das Lenkrad. Und mit der folgenden Frage hatte ich wirklich nicht gerechnet. Eher dass sie mich abstoßend fänden oder soetwas, vielleicht hatte ich sie schon innerlich gesehen, wie sie mich auf dem Scheiterhaufen verbrannten, aber das war wohl dann doch ein wenig übertrieben.
"Wer war oben?", kam es von Jungkook. Sein ernst jetzt? Da ich ihn vermutlich auch mit einem ziemlich verständnislos Blick durch den Rückspiegel ansah, zuckte er mit den Schultern und sagte, dass es eh klar ist, wer Top war. Oh Gott, peinlicher ging es kaum. Und dass ich knallrot anlief, half auch nicht fiel. "Und wie war es? Kannst du dich überhaupt dran erinnern?" Jimin schien diese Situation viel zu sehr zu genießen. "Natürlich kann ich, und es war... Es war ganz gut." "Ganz gut? So was man hört ist Sex mit Namjoon nicht 'ganz gut', sondern...", Tae sah hilfesuchend zu seinem Freund, "Umwerfend? Der beste Sex, dem man jemand bekommen würde? Beflügelnd?", sprang Kookie ein. "Beflügelnd? Dein ernst jetzt?" Verständnislos sah Yoongi, das erste Mal, dass er heute etwa sagte, Kookie an.
Das Ding war, man konnte es nicht beschreiben. Man musste es einfach selbst miterlebt haben, und ja, es hörte sich furchtbar krank an, wenn man es laut aussprach. Aber am liebsten hätte ich, das niemand außer mir mit Namjoon schlafen würde... Zum Glück konnte mir niemand von meinen Freunden in den Kopf hineinsehen, denn sonst wüssten sie sofort, dass ich langsam aber sicher Gefühle für Namjoon entwickelt hatte, die es definitiv nicht geben sollte. Ich weiß auch nicht, was sich meine Herz dabei gedacht hatte.
YOU ARE READING
I hate you, I love you × Namjin
FanfictionKim Namjoon und Kim Seokjin. Beide sind Söhne aus erfolgreichen Familien mit erfolgreichen Firmen. Das heißt, dass die beiden sich, egal wo, immer übertrumpfen müssen. Wer hat die meisten Mädchen und Jungs abgeschleppt, wer hat die besseren Noten...