Jin
Namjoon würde Vater werden. Wow, damit hätte ich niemals gerechnet. Irgendwie schon, da er wirklich mit vielen Leuten geschlafen hatte, aber doch nicht jetzt. Genau dann, wenn wir endlich zusammen gekommen waren? Was hatten wir getan, dass das Schicksal anscheinend so gegen uns war?
Ich hatte jedes einzelne Wort mitbekommen, immerhin stand ich ja nicht weit von ihnen entfernt. Doch als sie sich umarmt hatten, war ich gegangen. Natürlich brodelte in mir nur so die Eifersucht und auch Trauer, aber nicht wegen dieser Umarmung, um Gottes Willen.
Eun-Mi würde ihm entweder einen kleinen Sohn oder eine kleine Tochter schenken, wozu ich niemals in der Lage gewesen wäre. Vielleicht war ich egoistisch und sollte Namjoon gehen lassen, aber ich wollte nicht. Er sollte bei mir bleiben, für immer. Doch genauso gut wollte ich, dass er bei seinem noch ungeborenen Kind blieb. Wie sollte das funktionieren? Wie würden seine Eltern darauf reagieren?
Fragen über Fragen, die alle ungeklärt blieben, schossen mir durch den Kopf, als ich nach Hause fuhr. Später, wenn die Uni aus war, würde ich zu ihm fahren. Wenn er überhaupt bei ihm zu Hause war. Kann ja sein, dass er bei ihr war.
Jimin würde später mir seine Notizen bringen, zum Glück hatte er nicht nachgefragt, als ich einfach so die Uni verlassen hatte. Nicht einmal 24 Stunden waren wir zusammen, und schon erwartete und ein kleines Drama. Naja, was heißt 'kleines'... Ein Kind änderte einfach alles. Was ist, wenn kein Platz mehr für mich da war?
Um mich von diesem Thema abzulenken, vertiefte ich mich in die Arbeit für die bevorstehenden Prüfungen. Nach gut drei Stunden ließ ich den Stift aus meiner schmerzenden Hand fallen und streckte mich, bis meine müden Gelenke knackten. Es war erst kurz nach Mittag, also perfekte Zeit, mir etwas zu Essen zu machen. Wenigstens hatte ich nicht wirklich Schmerzen, das wirklich einzig freudige an diesem Tag. Was er wohl gerade tat? Mit Essen, was mir Aimi zubereitet hatte, pflanzte ich mich auf an meinen Schreibtisch und scrollten durch Instagram und Snow, um mich weiter abzulenken.
Nach zig komischen Schleimvideos machte ich mein Handy aus und brachte meine nun leere Schüssel nach unten, ich wollte verdammt nochmal jetzt mit ihm reden. Ob ich versuchen sollte, vielleicht war er ja schon zu Hause?
Bevor ich mich noch umentscheiden konnte, lief ich zu meinem Auto und fuhr zu ihm. Ich musste ihn einfach sehen- an die Hoffnung, dass ich mich bestimmt nur verhört hatte, klammerte ich mich wie an einen Rettungsring. Doch als mir ein komplett fertiger Namjoon die Tür öffnete, war mir klar, dass meine Ohren perfekt ihre Arbeit geleistet hatten. Ob er es mir überhaupt schon sagen würde? Immerhin konnte er nicht wissen, dass ich sie gehört hatte. "Na du?", begrüßte ich ihn sanft. Namjoon lächelte nur schwach. "Es ist grad..schlecht, kommst du heute Abend nochmal?" "Uhm... Klar, bis dann." Ehe ich noch irgendetwas sagen konnte, hatte er mir schon die Tür vor der Nase zugemacht. Er hatte bestimmt einen Grund dafür, am Abend würde alles hoffentlich besser aussehen. Hoffentlich.
Den ganzen Nachmittag zerbrach ich mir den Kopf nach einer Lösung. Und natürlich musste mir Namjoons Tante einfallen, die von deren Familie als schwarzes Schaf angesehen wird, nur weil sie ein uneheliches Kind bekommen hatte. Namjoon musste Eun-Mi heiraten. Wieso waren die beiden zu blöd um zu verhüten? Kein einziger One-night-stand von ihm wurde schwanger, aber genau sie. Und ich durfte jetzt leiden. Aish, ich war echt egoistisch. Wahrscheinlich wollte Namjoon auch kein Kind, und ich regte mich hier auf, obwohl ich nicht einmal Vater wurde. Als ein guter Freund sollte ich ihn doch bei allem unterstützen, oder? Gut. Das würde ich machen, auch wenn ich selbst kurzkam...
***
Auffordernd sah ich Namjoon an, der nervös gegenüber von mir saß und seine Hände auf dem Tisch verschränkt hatte. "Ich konnte nicht Schluss machen. Es tut mir so leid, aber es ging einfach nicht", kam fast unverständlich von ihm. "Und wieso?" Auch wenn ich es wusste, ich wollte es aus seinem Mund hören. "Sie ist schwanger." Das letzte Wort spuckte er eher aus, als wäre es eine Krankheit. Und damit war mein letztes Fünkchen Hoffnung verpufft, zerplatzt wie eine Seifenblase. "Und jetzt?" Ah, Stimme, hör auf zu zittern! Kraftlos zuckte er mit seinen Schultern. "Ich habe mit meiner Mutter geredet, aber sie verlangt natürlich von mir, sie zu heiraten." Verzweifelt fuhr er sich grob durch die Haare. "Und das willst du nicht?" Fassungslos richtete er seinen Blick auf mich. "Wenn ich hier jemanden heiraten soll, dann dich und nicht sie." Wieder spuckte er das letzte Wort aus, als wäre nun Eun-Mi die Krankheit. "Sie ist, oder war zumindest, immer noch deine Freundin und trägt dein Baby im Bauch." "Auf welcher Seite stehst du eigentlich?" "Auf gar keiner! Aber du musst dir eins klar werden, entweder deine Familie und Eun-Mi, oder mich. Wenn du sie nicht heiratest, wirst du von deiner Familie verstoßen und das will ich nicht", schniefte ich und wischte mir über die Augen, weinen würde uns hier eindeutig nichts bringen."Na und? Dann sollen sie mich halt verstoßen oder sonst was!" "Das ist deine Familie, Namjoon, du kannst dich doch nicht einfach gegen sie entscheiden! Außerdem musst du doch nicht mit ihr ständig Pärchen Zeug machen... Was ist, wenn das überhaupt aufkommt? Dass du ein unehelichen Kind hast und einen Freund? Das könnte eure Firma zerstören, du weißt doch wie die Leute hier sind. Willst du das?" Ich wollte nicht mehr so egoistisch sein und ihn nur für mich beanspruchen. Seine Familie und Eun-Mi brauchten ihn dringender als ich.
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I hate you, I love you × Namjin
FanficKim Namjoon und Kim Seokjin. Beide sind Söhne aus erfolgreichen Familien mit erfolgreichen Firmen. Das heißt, dass die beiden sich, egal wo, immer übertrumpfen müssen. Wer hat die meisten Mädchen und Jungs abgeschleppt, wer hat die besseren Noten...