6. Kapitel

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Vier Tage später wiederhole ich die Prozedur und muss bestürzt feststellen, dass sich seit der letzten Messung kein einziges Gramm von mir verabschiedet hat! Hat sich mein Körper womöglich bereits an die umgestellte Nahrung gewöhnt?

Stirnrunzelnd lese ich die Verpackung meiner Frühstücksflocken. Wahnsinn, dass ich es erst jetzt merke: Sie sind voller Zucker!

Angeekelt stopfe ich den Karton mitsamt Inhalt in eine Tragtasche. Vielleicht lässt sich ja noch mehr versteckter Zucker finden. Nun, als erstes packe ich das Offensichtlichste - den puren Kristallzucker - zu den Flocken. Es folgen einige Beutelchen Vanillezucker, mehrere Marmeladegläser und ein Glas Nutella, welches ich beim ersten Ausmisten wohl übersehen hatte. In der Tiefkühltruhe finde ich Aufback-Croissants, welche die reinsten Kalorienbomben sind. Ich beschliesse, von der guten alten Butter auf pflanzliche Fette umzusteigen und so freut sich kurz darauf der Obdachlose um die Ecke über einen neuen Essvorrat.

"Angie, wollen Sie mich etwa mästen?"

"Nein, nein, keine Angst. Ich mache bloss eine Diät!"

"Da dann muss ich mich wohl bei Ihrer Diät bedanken. Sie sind wirklich ein Goldschatz."

Geschmeichelt und mit einem reinen Gewissen schlüpfe ich in den Hauseingang. So macht Abnehmen Spass!

Als ich zwei Tage darauf feststelle, dass wieder ein Kilo runtergepurzelt ist, führe ich einen Freudentanz auf und gönne mir zur Feier des Tages ein Glas Rotwein.

Wie eine SeifenblaseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt