In Sicherheit

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Die kleine Ausfallpforte schloss sich mit einem dumpfen Knall hinter Elias.

„He Junge! Geht es euch gut?", hörte er einen großen Templer, der am Tor gewartet hatte und ihn in Empfang genommen hatte.

„Es geht mir gut", antwortete Elias und schnappte nach Luft. Er war den ganzen Weg zur Festung hinaufgerannt, aus Angst, Chalil würde sich noch umentscheiden.

„Was ist da draußen passiert?", wollte ein anderer Wachmann wissen, der herbeigeeilt war, „Wir haben euch nicht mehr gesehen, nur Kampfgeräusche gehört".

„Sie haben alle getötet. Ich bin der einzige Überlebende", antwortete Elias noch immer außer Atem. Das saß. Elias konnte die geschockten Blicke der anderen Templer auf sich spüren.

„Ihr müsst zum Großmeister! Sofort!", stellte der große Templer schließlich fest, der Elias in Empfang genommen hatte. Langsam nickte Elias und setzte sich wieder in Bewegung.

Der Hühne begleitete ihn über den Hof der Eisenburg und führte ihn in ein kleines Zimmer, das der Großmeister bezogen hatte. Es war spartanisch eingerichtet, bis auf eine Holzprische und einen kleinen Tisch mit Hocker gab es keine Möbel in dem Raum. Thibaud stand an dem kleinen Fester, das der Stadt zugewandt war und blickte hinaus.

„Herr, der Bruder Robert ist nicht zurückgekehrt", erklärte der große Templer. „Nur sein Knappe hat es geschafft".

Thibaud wandte sich langsam zu den beiden Männern um und blickte Elias prüfend an, bevor er etwas sagte. „Das hatte ich deinem Herrn schon prophezeit. Was genau ist dort draußen passiert, Junge?", fragte er und Elias erzählte ihm ausführlich, was passiert war.

„Erstaunlich", murmelte Thibaud, als Elias geendet hatte. „Ich hätte ihm viel zugetraut, aber dass er dich gehen lässt, aufgrund einer solchen Tat, das nicht. Vielleicht hat Chalim doch etwas Ehre". Schnell schüttelte er aber wieder den Kopf, so als wolle er den Gedanken wieder loswerden. „Trotzdem sitzen wir immer noch hier fest, ohne eine Aussicht auf Besserung. Sidon und Beirut werden wir auf jeden Fall nicht abtreten", führte der Großmeister seine Überlegungen weiter, während er vor Elias auf und ab ging, als sein Blick wieder auf den jungen Ritter fiel. „Geh Junge. Ruh dich aus. Du wirst deine Kraft in den nächsten Tagen brauchen. Auch wenn es deine letzten sein werden", befahl er Elias und dieser verließ stumm den Raum.

Auf dem Flur atmete er leise aus. Irgendetwas am Großmeister ließ Elias jedes Mal anspannen. Und er konnte sich nicht erklären was. Aber das war nun auch egal.

Langsam ging er den Flur entlang, als seine Gedanken wieder zu den Worten Roberts schweiften. Er hatte irgendetwas von einer Holzkiste in seinem Zimmer erzählt, und von einer Burg, Falkenstein in der Ottmark. Er sollte etwas nach Falkenstein bringen. Den Inhalt der Holzkiste.

Mit einem Mal war Elias Müdigkeit verschwunden und neugierig hastete er die Gänge der Eisenburg entlang, bis er vor Roberts Zimmer stand, das sich genau neben seinem befand. Es befand sich niemand sonst auf dem Gang, also öffnete Elias vorsichtig die Tür zu Roberts Zimmer und trat ein. Die Einrichtung war seinem eigenen Zimmer sehr ähnlich, und Elias fand auch schnell die besagte Holzkiste, die Robert meinte. Der längliche Behälter lag neben dem Bett auf einer kleinen Unterlage.

Vorsichtig öffnete Elias die Kiste, in der eine Schriftrolle aus Pergament. Das Siegel, das sie einmal verschlossen hatte, war zerbrochen. Mit sanften Fingern rollte Elias die Schriftrolle auf und er erkannte schnell, dass es sich bei den Zeichen um die Altgriechische Schrift handelte. Spätestens jetzt dankte er Robert insgeheim für die langen Lehrstunden in verschiedenen alten Sprachen, denn er konnte den Text größtenteils entziffern. Doch während er die Buchstaben las, wurden seine Augen vor Erstaunen immer größer. Diese Schriftrolle konnte die ganze Welt verändern! Nun verstand er Roberts Sorge, die seinen Meister noch in den letzten Augenblicken seines Lebens umtrieben.

Er musste die Schriftrolle in Sicherheit bringen. Schnell rollte er das Pergament wieder zusammen und legte es in die Kiste zurück, die er dann mit auf sein Zimmer nahm.

Die Ereignisse des heutigen Tages hatten ihn doch ziemlich angestrengt und er wollte nun den Rat des Großmeisters umsetzen und sich ausruhen.

FalkensteinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt