Willkommen

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Der Saal war gut gefüllt, heute war Mittwoch, an diesem Tag gewährte der König seinen Untertanen jede Woche Audienz, um sich deren Anliegen anzuhören und über Streitigkeiten zu richten.

Gerade streiteten sich zwei Männer vor dem  Thron von König Heinrich darum, wem von ihnen ein Acker unten am Fluss gehörte, doch sie und auch alle anderen Leute im Saal verstummten, als Johanna in den Saal trat.

Alle Augen richteten sich auf sie, und König Heinrich stand überrascht von seinem prunkvollen Thron auf, der aus dunklem Holz geschnitzt war.

„Johanna! Was tut ihr hier? Wir hatten euch nicht erwartet", stellte der König fest.

„Es tut mir Leid, euer Majestät, dass ich so in diese Audienz platze, doch ich habe es in Falkenstein nicht mehr ausgehalten", erklärte sich Johanna. „Mein Vater will mit mit dem Herzog von Teck verheiraten".

Die Gesichtszüge des alten Königs verhärteten sich bei der Erwähnung von Teck und er schüttelte enttäuscht den Kopf.

„Und ich hatte ihm doch gesagt, dass er nicht diesen Emporkömmling als Schwiegersohn aussuchen soll", brummte Heinrich. „Natürlich könnt ihr so lange hierbleiben, wie ihr wollt".

„Vielen Dank, Großvater", bedankte sich Johanna dankbar.

Der alte König nickte leicht. „Bitte entschuldigt mich, ich habe hier noch eine Angelegenheit zu regeln. Aber deine Cousine Salome sorgt bestimmt gerne für deine Unterbringung", meinte er dann mit einem Zwinkern und wandte sich ab. Bestimmt erinnerte er sich daran, wie gut sich Johanna und Salome schon bei ihren letzten Treffen verstanden hatten.

Schnell ging Johanna zu Salome, die zusammen mit ihrer Mutter Kriemhild, Johannas Tante, rechts neben den Thron auf zwei Stühlen saß und gelangweilt dem Streit der beiden Bauern gelauscht hatte und deren Gesicht sich erhellt hatte, als Johanna in den Raum getreten war.

„Schön dich zu sehen", freute sich Salome und umarmte Johanna stürmisch. „Schnell, lass uns von hier veschwinden! Diese dauerhaften Streitereien dieser beiden Tölpel gehen mir schon den ganzen Tag auf die Nerven!", fuhr Salome fort, nachdem sie sich aus der Umarmung gelöst hatten, und zog Johanna mit sich durch eine schmale Nebentür.

„Dein Vater will dich jetzt also auch verheiraten?", wollte Salome wissen, worauf Johanna nur genervt nickte.

„Mit dem schlimmsten Ekelpaket von Ritter, den du dir nur vorstellen kannst", antwortete sie. Salome lachte laut auf, während sie den Säulengang hinter der Tür entlanggingen, von dem man über die Stadt und das umliegende Land blicken konnte.

„Aber du kannst dich glücklich schätzen, dass Großvater diesen Ritter nicht besonders leiden kann", grinste Salome, und bog in den Gang ab, in dem der König und seine Familie ihre Gemächer hatten.

„Hier kannst du schlafen", erklärte Salome, die nun vor einer der Türen zum stehen gekommen war, „Ich lasse dein Gepäck hierher bringen".

„Das kannst du dir sparen, ich musste so schnell aufbrechen, dass ich kein Gepäck mitnehmen konnte", antwortete Johanna.

„Oh", stellte Salome betroffen fest, „Das macht nichts, du kannst ein paar Sachen von mir haben".

Dankbar lächelte Johanna ihre Cousine an.

„Und? Was stellen wir jetzt an?", fragte diese.

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