Verschwörung

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Die Sonne ging gerade über der ewigen Stadt unter, als die kleine Gruppe von Reitern die Wachposten in einer kleinen Gasse, die zum Lateranpalast*, dem Sitz des Papstes, passierte.

Die Wachen hatten die Männer schnell hindurch gewunken, keiner sollte wissen, dass die Männer hier zu Gast waren. Die Gruppe ritt die Gasse weiter entlang, und bog dann nach rechts in eine etwas größere Straße ab, wo sie bei einem großen, prunkvollen Haus anhielt, das dem Palast direkt gegenüber stand.

Die Reiter saßen ab und übergaben die Pferde an einige Diener, bevor ein Ritter, der eine Kaputze aus dunklem Stoff trug und der die Gruppe anführte, vorrausging und einem Wachmann am Hauseingang einige Worte auf Französisch zuflüsterte.

Der Wachmann nickte daraufhin und ließ die Männer in die große Eingangshalle aus hellem Gestein eintreten. Der Raum war hell erleuchtet, von verschiedenen Kerzen und Laternen, und nun konnte man zum ersten Mal die Kettenpanzer und das fast schwarze Wappen auf dem Waffenrock des Anführers erkennen.

„Der Schatten von Toulon! Welch Freude!", ertönte plötzlich eine Stimme, die zu einem alten Mann im Kardinalsgewand gehörte, und der die Ankömmlinge von dem Säulengang im zweiten Stock des Gebäudes betrachtete.

„Kardinal Acquasparta", stellte der Ritter, der wohl der Schatten hieß, kalt fest. „Ihr habt mich rufen lassen?"

„Ganz recht, es gibt eine sehr wichtige Angelegenheit, bei der die Kirche eure Hilfe braucht. Aber kommt doch, wir besprechen dies lieber nicht hier in der Halle", antwortete der Kardinal und bedeutete dem Ritter und seinen Begleitern zu ihm in den zweiten Stock zu kommen.

Der Schatten und seine Männer gingen schnell die Treppe in den zweiten Stock hinauf, wo sie der Kardinal schon erwartete und dem Schatten freundlich die Hand zum Gruß entgegenstreckte, welche dieser jedoch nicht annahm, was den alten Kardinal kurz etwas aus der Fassung brachte.

„Nun, folgt mir bitte", meinte er, als er sich wieder gefangen hatte und ging vorraus in einen großen Raum, in dem nur wenige Kerzen standen, die ein sehr spärliches Licht über den spartanisch eingerichteten Raum verstreuten. Erst hier drinnen setzte der Schatten seine dunkle Kaputze ab und ein schmales Gesicht mit dunklen Augen, das von einer langen Narbe auf der linken Wange gezeichnet war, sowie von schwarzen Haaren umrahmt wurde, kam zum Vorschein.

„Vermutlich habt ihr schon vom tragischen Ausgang der Schlacht in Akkon erfahren", begann der Kardinal, und umrundete den Tisch, der in der Mitte des Raumes stand und auf dem einige Schriftstücke verteilt lagen.

Der Schatten nickte stumm.

„Schrecklich, was dort passiert ist. Doch das ist nicht das, weshalb ich euch hergebeten habe", erklärte Acquasparta. „Wir haben seit geraumer Zeit Informationen über ein sehr gefährliches Dokument, das im Besitz der Tempelritter ist. Dieses Dokument könnte das Ende für das ganze Abendland wie wir es kennen bedeuten!"

Der Schatten blickte den Kardinal unbeeindruckt an. Er wusste das der Kardinal auf den Einfluss der Kirche und des Papstes anspielte. Doch ihn interessierte nichts von all dem. Sein einziger Gott war golden und meißt in kleine Beutel gepackt.

„Einer unserer Männer ist sich ziemlich sicher, dass es in der Eisenburg war", fuhr der Kardinal fort, „In letzter Zeit war wohl euer Bruder damit betraut, dieses Dokument zu schützen".

Robert also. Dass er diesen Namen überhaupt noch einmal hören würde, hatte er nicht geglaubt. Nachdem sie sich fast gegenseitig umgebracht hatten und Robert dann wutschnaubend ihre Heimatburg verlassen hatte, um sein Leben Gott und den Tempelrittern zu übergeben.

„Aber jetzt ist es in der Hand seines Knappen, der damit aus der Stadt entkommen konnte. Und er ist auf dem Weg nach Europa, keiner weiß wohin".

„Kadinal, wenn ihr auf dieses verdammte Schriftstück aus seid, dann sagt es mir und redet nicht so lange um den heißen Brei", brummte der Schatten ungeduldig.

Der alte Kardinal nickte. „Ihr habt Recht. Bringt uns dieses Dokument. Und den Jungen am besten auch. So schnell wie möglich", meinte er.

„Wie sieht es mit der Bezahlung aus?", stellte der Schatten eine Gegenfrage.

„Eintausend Goldtaler für euch", antwortete Acquasparta.

„Zweitausend", gab der Schatten zurück. „Fünfhundert jetzt und der Rest bei Beendigung des Auftrags. Ach, und die Bezahlung der Männer übernehmt ebenfalls ihr".

„Ihr stellt hart Forderungen", seufzte der Kardinal.

„Ich bin auch der beste Kopfgeldjäger, den ihr bekommen könnt".

„Jaja, schon gut. Abgemacht", nickte der alte Mann und hielt dem Schatten die Hand hin, um den Handel zu besiegeln.

Wenig später verließen die Männer wieder das Haus und verschwanden in der Nacht.


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*Lateranpalast: Gehört zum Lateran, etwa fünf Kilometer südöstlich vom heutigen Vatikan. Seit der Zeit von Konstantin I. (frühes viertes Jahrhundert) war hier der offizielle Sitz des Papstes.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 10, 2018 ⏰

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