Der Sonne entgegen

2. Kapitel - Jeder Abschied ist ein neuer Anfang

Tonight, we are young
So let's set the world on fire
We can burn brighter than the sun
~

Bevor ich diese sehr persönliche Reise zusammen mit euch beginne und mich ins Abenteuer stürze, sollte ich vielleicht kurz etwas über mich schreiben. Über uns.
Vielleicht sollte ich schreiben, dass ich mit meinem Freund noch keine 2 Monate zusammen war, als wir unglaublich aufgeregt nebeneinander im Reisebüro saßen und die Flüge buchten.
Und jedes Mal, wenn ich einem Bekannten davon erzählte, sah ich in skeptische Gesichter. Doch nur wenige stellten die offensichtlichen Fragen: Bist du dir sicher? Glaubst du, dass eure Beziehung das aushalten wird? Was macht ihr, wenn es nicht klappt.. mit euch?

Man sagt, man lernt seinen Partner erst richtig kennen, wenn man einen gemeinsamen Urlaub macht. Plötzlich ist man 24 Stunden am Tag zusammen unterwegs und was ist, wenn der eine am Strand liegen, der andere aber lieber Rafting gehen will? Party oder Wandern? Wenn das Hotel nicht so ist, wie es im Internet aussah? Wie gehe ich mit plötzlichem Stress und Problemen um? Man ist nicht mehr in einer gewohnten Umgebung und eben schnell von einer Freundin Rat holen ist auch nicht mehr so einfach.
Ich denke das ist richtig: Man lernt sich kennen. Und wir würden uns kennen lernen und wir würden es wagen. Niemand kann in die Zukunft sehen und aus Angst vor möglichen Folgen die vielleicht beste Chance meines Lebens zu verpassen, war für mich keine Option. Ich könnte sagen, dass ich an die ganzen schlauen Sätze dachte, wie "Du bist nur einmal jung." oder "Du hast nur ein Leben.", aber es fühlte sich einfach richtig an diese Reise zu machen. Ich hatte allerdings nicht die Erwartung, dass alles glatt laufen würde. ;)

Mein Name ist Mareike. Mein Freund heißt Martin. Ich bin 26. Er ist 21. Zum Reisestart sind wir knapp 5 Monate zusammen.

Wir haben uns vor nicht einmal einem Jahr bei einer Kampfsportgruppe kennengelernt, in der ich neu angefangen habe. Unser Trainer hat uns natürlich auch super Tipps gegeben: 'In Südamerika auf jeden Fall eine Schusswaffe besorgen.' Ähm, was? 'Erst töten, dann Fragen stellen.' - Okay, damit könnte ich mich anfreunden. :D Nicht, dass ich in irgendeiner Art und Weise Erfahrung darin hätte jemanden zu töten. Ich schwöre! Und natürlich 'Immer ein Fake-Portmonee dabei haben, damit man das abgeben kann, falls man überfallen wird.' Den Tipp hört man tatsächlich öfter, scheint also was dran zu sein.

Jetzt ging es in die letzte Phase.
Meine Wohnung war untervermietet und ich zog für die letzten Tage zu meinen Eltern zurück. Anstatt meinen Job zu kündigen, bekam ich ein Jahr unbezahlten Urlaub - wie cool ist das denn? Ostern nahmen wir auch noch mit, bevor wir am Ostermontag von Hamburg aus losfliegen würden...

Es wurde Zeit Tschüß zu sagen. Meiner Heimat, meinen Freunden, meiner Familie. Der gewohnten Umgebung, dem Alltag, dem Job. Und dem schlechten Wetter. Schließlich reisten wir in Richtung Osten - der Sonne entgegen!

Da wir uns ja offensichtlich noch nicht so lange kannten, feierten wir auch zweimal unseren Abschied. Auf Martins Abschiedsfeier konnte ich dann auch endlich alle seine Freunde kennen lernen. Nur um sie dann ein Jahr nicht mehr zu sehen. Naja, falls ich einen dummen ersten Eindruck hinterlassen haben sollte, haben sie es vielleicht bis wir wieder da sind, vergessen.
Aber es gab noch mehr Vorteile: Bei meiner Feier bekam ich einen Haufen nützlicher Geschenke, viele Umarmungen und mindestens zwei Mal von jedem gesagt, dass ich auf mich aufpassen soll. Witzig ist, dass scheinbar keiner uns zutraute auf sich selbst aufzupassen und so sagten alle zu Martin, dass er gut auf mich Acht geben sollte. Und ich bekam direkt danach gesagt, dass ich gut auf ihn aufpassen sollte. Kann also nichts mehr schief gehen.

Dieses Reisebuch schreibe ich in Anlehnung an unseren Blog, den wir während der Reise mühevoll zusammengeschrieben haben, um den Zurückgebliebenen von unseren Abenteuern zu erzählen. Das war nicht immer einfach, denn nicht jeder Ort hatte gutes Internet ("Waaaas?") und wir waren manchmal zu beschäftigt mit Reisen, um ans Schreiben zu denken (Doppelt: "Waaas?").
Alle Bilder sind von uns und dieser Reise. Das Bild oben ist vom Flughafen in Dubai, wo wir unseren ersten Zwischenstopp hatten.

Viel Spaß beim Mitreisen!