7

99 21 29
                                    

"Na?"

Ihre zögerliche Stimme ertönte auf der anderen Seite der Leitung. Sie wusste direkt, wer angerufen hat, denn in ihrem Kontaktbuch hat sie nur drei Personen eingespeichert; ihre Mutter, ihre halbwegs hilfsbereite Freundin Joana und Kyle.

Zuhause hatte sie sich nach der Schule entschlossen auf ihr Bett gesetzt und erst einmal eine Weile überlegt, wie sie ihn denn nun ansprechen soll. All diese Dinge waren ihr neu, und mit zaghaft tastete sie sich weiter voran.

"Na?"

Seine tiefe Stimme, die wie eine Glaschscherbe, auf der einen Seite rau und doch zugleich sanft war, spielte sich in Dauerschleife in ihrem Verstand ab.

"So gehst du also ans Telefon? Hört man selten. Wie geht es dir, Ivy? Bist du schon Zuhause?" Ein leises Lachen dröhnte in ihren Ohren und brachte sie zum Lächeln.

"Ivy?"

In ihre Stimme hörte man die Verwunderung und Freude klar heraus, kein Wunder, nie zuvor hatte Ivana einen Spitznamen bekommen.

"Ja, wenn das okay ist, also, dass ich dich so nenne?", fragte er, gelassen, nebenbei mit seinen Haaren spielend.

Sie überlegte kurz, während sich ihre Wangen schon längst rosa gefärbt hatten.

"Klar, kannst du, Kyle. Ja, ich bin schon Zuhause und mir geht es ganz gut, und dir so?"

"Ich bin eben auch nach Hause gekommen, mir geht es ganz gut. Ich habe wegen unserem Treffen angerufen." Ein Grinsen umspielte seine Lippen, das Telefon an sein Ohr haltend.

"Eh, ja, dass habe ich mir schon gedacht. Wann hättest du denn am Wochenende Zeit?"

"Ich kann Samstag, sowohl auch Sonntag. Die Uhrzeit ist mir egal, solange ich meinen nötigen Schlaf bekomme", antwortete Kyle ihr lachend.

"Keine Sorge, ich bin selber eine Langschläferin. Mir würde es Sonntag eher passen als Samstag. So gegen Mittag, wäre das in Ordnung?"
Ivana fiel es nicht mehr schwer, normal und offen mit ihm zu reden und fing langsam an sich an den Schwarzhaarigen zu gewöhnen.

"Ja, fände ich ganz gut. Treffen wir uns beim Bäcker in der Nähe vor unserer Schule? Natürlich kann ich dich auch abholen."

"Finde ich okay, wenn wir uns dort treffen. Wohin gehen wir?"

"Überlass das mal nur mir."

"Komm, sag es schon", forderte sie ihn neugierig auf.

"Nein, sonst wäre es doch gar nicht mehr spannend. Zieh dir etwas gemütliches an, etwas in dem du dich gut bewegen kannst", erklärte er, da er schon wusste, wo sie hingehen würden.

"Wo gehen wir denn aber hin?"

"Tja, da musst du noch bisschen warten. Machst du das aber jetzt?"

Sie dachte kurz nach, während Ivana seine Frage bejahte.

"Freut mich, Ivy. Wir sehen uns dann spätestens am Sonntag."

Das nervige Piepen des Handys ertönte, doch das interessierte die Blondhaarige in dem Moment nicht. Diese lag verträumt auf ihrem Bett, wieder mit diesem merkwürdigen kribbeln in ihrem Bauch, von welchem sie nicht wusste, was es zu bedeuten hatte.

misery [pausiert]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt