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Es war seine tiefe Stimme, welche ihr eine Gänsehaut brachte. Der Schwarzhaarigen am anderen Ende der Leitung, konnte sich schon denken, warum Ivana ihn angerufen hatte.

Ihr gemeinsames Date.

Gestresst fuhr er sich durch die Haare, während er bedacht darauf war, nicht zu laut zu sprechen, um die Leute im Warteraum nicht zu stören.

Ihm war klar, wenn Ivana ihm nun nicht verzieh, könnte er die ganze Sache vergessen.

"Kyle? Ehm, hei..", erklang ihre unsichere Stimme, welche ihm aufgrund dem Kontakt in den letzten Wochen nun allzu vertraut war.

"Ich hatte angerufen wegen unseren Da..", sie brach während des Redens ab, um sich schnell zu verbessern, "Treffen. Ich bin pünktlich beim Treffpunkt gewesen; doch wo warst du geblieben?"

Ihm lag die Antwort klar und deutlich auf der Zunge, doch er vermochte es nicht auszusprechen. Er konnte und wollte ihr nicht vertrauen, da sie eine Frau war. Er hatte nichts gegen sie, doch sie leiden, tat er gewiss nicht.

"Es ist gerade ganz schlecht, Ivy.
Es tut mir wirklich aufrichtig leid, ich habe es natürlich nicht vergessen, doch etwas sehr wichtiges ist dazwischen gekommen", begründete er sein Fehlen. Es stimmte.
Diese, seiner Meinung nach, bescheuerte Verabredung war niemals so wichtig, wie seinem Vater einen Besuch abzustatten.

Auf der anderen Leitung war es für einen Moment Still.

"Was ist dazwischen gekommen?"
Nun klang ihre zärtliche Stimme zerbrechlich und getroffen. Das merkte Kyle sofort. Er tat das immer.

Der Ältere biss sich verzweifelt auf die Unterlippe, da er sich in so einer verzwickten Situation befand.

"Sag es mir, Kyle. Oder ich muss dir leider sagen, dass ich all das nicht mehr so aufrechterhalten kann, wie vorher."

Ivana lag viel an ihren Worten, doch vielmehr an Kyle. Wie konnte sie ihn denn auch aufgeben?

"Ich bin im Krankenhaus, Ivanna."

In der Not erzählte er ihr noch die Wahrheit, auch wenn es alles war, was sie erfahren würde.

"Was? Wieso?", erklang die besorgte Stimme aus den Lautsprechern, "Ist alles gut?"

Er seufzte auf, blickte zur Tür des Operationsaals und antwortete dann, unerwartet ruhig: "Das kann ich dir nicht sagen, tut mir leid. Das ist meine Angelegenheit. Du musst mir aber glauben."

Bei den Worten fühlte die Teenagerin leicht gekränkt, denn sie hatte erwartet, dass ein gewisses Vertrauen schon vorliegt. Doch vermutlich, vermutete sie, erwartete sie zu viel.
Sie verstand ihn, hoffte sie, denn es gab auch Momente, wo sie etwas für sich behielt.

"Ist okay, Kyle! Ich verzeihe dir."

Ein leichtes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen.

"Wir holen das nach, versprochen!"

Sie vertraute ihm, denn es blieb ihr nichts anderes übrig.




misery [pausiert]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt