Hungry little kid

308 26 0
                                    

Ihr Vater saß bereits am Esstisch und nahm sein Frühstück ein, ihre Mutter war wie immer nicht da. „Guten Morgen Audry" sagte ihr Vater gut gelaunt. Er sprach sie immer mit ihrem Spitznamen an, egal was war und egal wann. Ihr Vater war Lehrer gewesen, heute jedoch lebte er in dem kleinen Fischerdorf unweit der Küste und leitete die Bibliothek hier. Er hatte genauso blonde Haare wie sie selber und die gleichen blauen Augen, allerdings mischte bei dem Kind viel von dem Grau ihrer Mutter mit hinein. Ihr Vater Armin hatte ihr das lesen und schreiben beigebracht und später auch die Gebärdensprache, als sie nicht mehr reden konnte. 

Sie sagte ihrem Vater schnell, dass sie ihm einen guten Morgen wünschte und sie ihn lieb hatte. Er lächelte sie an. „Ich hab dich auch lieb, Audry. Sag mal, warum warst du denn gerade so laut?" Der blonde Mann zwinkerte ihr zu, sie verdrehte die Augen. Immer seine Annahme, dass sie einen Jungen dabei hatte. Ihr Vater musterte sie, bemerkte ihre verschlossene Haltung und beschloss, sie darauf anzusprechen. „Sag mal Audry, gibt es vielleicht etwas, über das du gerne reden würdest? Max war heute früh hier und hat sich kurz mit mir unterhalten, auch über gestern, da sahst du anscheinend auch schon bedrückt aus. Also?" Ihr Vater war ein wirklich verständnisvoller Mann, allerdings konnte Adriane ihm ja schlecht sagen, dass sie einen kleinen Fischjungen gefunden hatte. 

Sie schüttelte den Kopf, gab ihrem Dad einen Kuss auf die Wange und fing an zu essen, lies immer wieder heimlich kleinere Stücke des Brotes in den Falten ihres Rockes verschwinden, sie waren für den kleinen. „Ach, übrigens Audry, deine Mutter kommt etwas früher von ihrer Reise wieder, sie wollte morgen Abend spätestens hier sein" sagte ihr Vater ihr wie beiläufig. Kurz hörte die Blonde auf zu essen. Ihre Mutter wollte nach Hause kommen. Die blauen Augen des Mädchens weiteten sich, sie konnte das gehörte nicht wirklich einordnen. 

Entgeistert stand sie auf und rannte in ihr Zimmer unter dem Dach. Der kleine Junge schwamm unruhig im Glas hin und her, als er Adriane sah streckte er seinen Kopf aus dem Wasser und klammerte sich am Rand des Behältnisses fest um besser sehen zu können. Das Mädchen eilte sofort zu dem Kind und kramte das Brot aus ihrem Rock hervor, gab ihm vorsichtig einen Krümel. 

Das seltsame braune Objekt ansehend knabberte der Schwarzhaarige daran und erkannte es als etwas Essbares. Sofort machte er sich über die restlichen Krümel her, wurde dabei von dem Blonden Geschöpf beobachtet, störte sich jedoch nicht weiter daran. Sie schien freundlich zu sein und ihn nicht fressen zu wollen, so dass er keinen Sinn darin sah sie weiter zu fürchten. Gierig schluckte er alles herunter, Adriane quittierte das mit einem Lächeln. 

Er war wirklich niedlich. Mit einem Satz sprang er wieder aus dem Glas heraus auf ihre Nase, klammerte sich an dieser fest und drückte ihr einen Kuss auf diese. Jedenfalls fühlte es sich so an, sein ganzes Gesicht war nass, aber seine kleinen Lippen waren samtig weich und drückten sich definitiv auf ihre Haut. Vorsichtig nahm sie ihn auf ihre Hand, schüchtern sah sie ihn an, er legte lediglich fragend den Kopf schief. Sie drückte den Kleinen Jungen an sich, er zappelte etwas, vermutlich machte sie ihm wieder Angst. Schnell hielt sie ihn wieder vor ihr Gesicht und starrte stumm in seine Augen. In dieses wunderhübsche Blau-Grau und Grün. Das eine wie die offene See, stürmisch bei Nacht und bezaubernd bei Tag, als ob er ein tosender Sturm im Körper tragen würde, das andere still und hell funkelnd wie ein Waldsee, als ob die Sonne auf es schiene und die Blätter ihre farbigen Schatten auf ihn warfen. Ganz langsam kam sie mit ihrem Kopf näher, er griff mit seinen kleinen Händen nach ihrer Nase, da er ihre Wangen nicht erreichte. Vorsichtig zog sie ihn noch etwas näher heran. Der kleine Kuschelte mit ihr, es schien ihr, als habe er schon vergessen, dass er eine Riesenangst vor ihr gehabt hatte.

Die kleine SireneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt