Die kleine Sirene

A new assistent

-A few hours ago-

Steve streckte vorsichtig den Kopf aus dem Wasser, sah sich nach allen Seiten um. Erleichtert stellte er fest, dass niemand am Strand zu sehen war. Immerhin war es mitten in der Nacht und die meisten Leute schliefen oder bereiteten sich auf den kommenden Arbeitstag vor, lediglich eine junge Frau die im Rollstuhl saß schob sich über den Strand, sah ihn trotz der Dunkelheit unverwandt an. Zuerst verdutz dann jedoch erleichtert stellte Steve fest, dass es die Person war, die sie aufsuchen sollten: Mana. Er winkte ihr, sie rollte mit den Augen und kam vorsichtig näher heran, ließ ihren Rollstuhl vor dem Meer stoppen und sprang geradewegs in die Brandung hinein. Begeistert schwamm die Sirene durch die dunklen Fluten und zog unter schmerzvollen Lauten voller Enthusiasmus das Meerwasser in ihre Lungen. „So gut wieder sprechen zu können!" kreischte sie vor Begeisterung. Die Wolldecke, die ihren Fischschwanz verdeckt hatte, schwamm über ihr, schnell brachte sie diese zurück an den Strand ehe sie sich wieder Steve zuwandte. „Das ist EWIG her seit ich dich gesehen habe, du verrückter Kerl!" rief sie freudig aus und umarmte ihn überschwänglich, ihr Haar waberte hinter ihr im Wasser und erschien angesichts der eigentlichen Farbe, relativ bleich. Steve erwiderte ebenso erfreut und grinste sie an. „Mana, es ist toll, dich wieder zu sehen. Wie geht es dir?" Die Sirene kicherte aufgeregt, sie war etwa so groß wie der Blonde und befreite sich aus seinem Griff. „Hervorragend! Jetzt kann ich ja wieder reden und muss nicht mit diesem schrecklichen Ding herumfahren! Und von dem Kratzen im Hals will ich gar nicht erst anfangen. Soooo schrecklich!" sie lachte wieder, bis sich hinter ihr die Brünette räusperte und so die Aufmerksamkeit auf sich zog. „Mana." Grüßte sie schlicht und schwamm auf sie zu, das dunkle Wasser wurde hinter ihr aufgewirbelt und bildete kleine Strudel. 

Sofort verzog sich das Gesicht des Mischlingskindes zu einer angewiderten Fratze, eine Mischung aus Abscheu und Schadenfreude. „Zoé." War alles was sie antwortete und sah ihr hinterher. Sie hasste die Brünette, aus ganzem Herzen und gerade das machte sie ihr sympathisch. Jemanden hassen zu können, vom ersten Augenblick an dem man ihn kannte, war noch seltener als die „Liebe auf den ersten Blick" oder wie man es nannte. Wie ein magisches Band verband Mana ihren Hass mit Zoé, wieso, wusste sie selber nicht und gerade das wollte sie ergründen. Als Mischling wohnten Mana nicht so starke Kräfte inne wie Zoé oder Steve, die beide von mächtigen Eltern abstammen, Lior oder Laurent mal außen vor. Den beiden war Magie quasi in die Wiege gelegt worden, jedoch konnte Mana etwas anderes sehr gut. Feuer, etwas was sie schon immer faszinierte, genauso wie Menschen. Ihre Kindheit hatte sie bei ihrem Vater verbracht, welcher ihr zwar von ihrer Mutter erzählt hatte, jedoch durfte die Kleine diese nie treffen, da Nanaba eine menschliche Frau war. Nach langem hin und her war es ihr unter einigen Bedingungen gestattet ihre Mutter von Zeit zu Zeit zu besuchen. Der Rollstuhl und das Sprechverbot waren nur zwei davon. Auch der Kontakt mit anderen Meeresbewohnern war ihr eigentlich streng verboten, jedoch hatte sie heute Morgen klar und deutlich die Stimme von Steve vernommen, welcher sie gerufen hatte und sie bat, heute Nacht zum Strand zu kommen. Verwundert war sie seinem Ruf gefolgt, neugierig darauf, was der Meeresjunge ihr jetzt zu sagen hatte. „Wir brauchen deine Hilfe Mana, es geht um Leben und Tod." Fing Steve ernst an zu erzählen, wurde jedoch rasch von seiner Schwester unterbrochen, die einwarf, er solle nicht so überdramatisieren. 

Ungeduldig lauschte die Blonde den beiden Geschwistern und konnte nur schwer glauben, was die beiden ihr erzählten. „Laurents Mutter hat uns gesagt, wir bräuchten deine Hilfe, wenn wir Lior retten wollen. Und ich denke, dass sie damit meinte, dass du weißt, wie wir dieses Zeug verwenden sollen." Mit diesen Worten deutete der größere auf die Kette mit der Phiole die Zoé noch immer um ihren Hals trug, die rote Flüssigkeit darin waberte umher wie Blut in der Schwerelosigkeit, formte immer wieder bizarre Formen und groteske Figuren, deren Sinn und Funktion im Verborgenen blieb. Mana rieb sich die Hände und betrachtete die beiden eingehend, streckte dann die Hand nach der Phiole aus. „Ein Tropfen für drei Tage, oder wie war das nochmal?" fragte sie, da hatte sie die Phiole schon geöffnet und schluckte einmal, ehe sie die Phiole wieder zurückgab. Entsetzt sah Steve sie an. „Du...Wieso? Mana, das war damit glaub ich NICHT GEMEINT!!!" kreischte der Blonde fast schon, während Mana nur grinsend beobachtete was passierte... Nichts. „Das ist seltsam, eigentlich sollte der Effekt sofort eintreten..." Murmelte Zoé und konnte ihr Interesse nicht leugnen. „Vielleicht hat es nur unter Wasser keinen Effekt erzielt? Vielleicht ist die Veränderung auch nur auf das Land beschränkt. Ich meine, Mana lebt doch bei ihrer Mutter und ist deswegen immer wieder an Land und im Wasser, da könnte sich das Mittel doch nur auf eine ihrer Formen beschränken." Mutmaßte der Bruder der Brünetten, welche ihn nur ansah, ihre Schultern zuckte und Mana dann nach oben zog, ihren Kopf über die Wasseroberfläche brachte und verlangte, sie solle reden. „Du dämliche Nuss weißt, dass ich das nicht ka-!" Ein Hustenanfall schüttelte die Blonde, sie schwamm so tief unter Wasser wie es ging, atmete tief ein und aus. „Scheint so, als ob du jetzt zwar über Wasser reden kannst, dafür allerdings deine Lunge schmerzt und dir die Stimmbänder wehtun." Schätze Zoé schlichtweg und erntete einen hasserfüllten Blick von der Hustenden. „Wenn es nicht darum ginge, den Prinzen zu finden, würde ich dich in Fetzen reißen, hier und jetzt!" hustete Mana, ehe sie beleidigt zum Strand schwamm, sie würde sich um alles kümmern, rief sie ihnen noch zu. Nun hieß es für beide warten.