A chance

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Aus dem Inneren drangen Stimmen an ihr Ohr, Lior und Steve sowie zwei weitere Stimmen, die sie nicht deuten konnte. Zögerlich lauschte sie der Unterhaltung, die sie mehr als verwirrte.

„Lior, du weißt genau, was das Gesetz vorsieht."

„Ja, aber meine Eltern haben es doch auch gemacht.

„Bei deinen Eltern ist das was anderes gewesen, du kennst die Geschichte und wieso es funktionierte. Es wird auf keinen Fall funktionieren, egal, wie sehr du es auch willst."

„Dann werde ich eben eine Lösung für dieses Problem finden, es kann doch nicht sein, dass-„

„Selbst wenn du willst, will sie auch?"

„...Ich hoffe."

„Irrationales Handeln."

Mutig wagte sich das Mädchen aus dem Schatten und starrte auf das große Salzwasserbecken im Stein, Lior und Steve saßen am Rand, zum ersten Mal konnte Adriane den Unterschied in Farbe und Form der Flossen der beiden erkennen, zwei weitere Meermenschen schwammen im Becken, zwei Mädchen, eines davon mit Brille. „Lior?" fragte sie zögerlich, dieser breitete die Arme in ihre Richtung aus, sie sollte zu ihm kommen. Sie setze sich wieder in seinen Schoß, er legte seinen rechten Arm beschützend um sie, ehe er ihr die beiden anderen kurz vorstellte. „Das sind Zoé und Laurent. Freunde von mir." Laurent, der den sie für ein Mädchen gehalten hatte, nickte ihr kurz zu, Zoé hingegen musterte sie wie ein Gemälde, jedoch keine Regung in ihrem Gesicht. „Adriane, wir müssen dich etwas fragen. Es betrifft deine Beziehung zu Lior." Adriane wurde rot und drehte sich weg von ihnen. „Okay, Frage beantwortete!" kicherte Steve, Lior warf ihm einen entnervten Blick zu. „Wir müssen wissen, ob du etwas für ihn empfindest. Zuneigung würde schon reichen." sagte Laurent und schwamm etwas näher. „J-ja." Flüsterte Adriane, was Laurent erleichtert aufseufzen lies, Steve in die Hände klatschen ließ und darin endete, dass Lior sie noch enger an sich drückte. „Das macht alles viel einfacher!" lachte der Blonde ehe er den Schwarzhaarigen kurz boxte. „Was macht das einfacher?" wollte das Mädchen wissen, worauf sich Zoé zu ihr umdrehte und antwortete: 

„Euer Verhältnis zueinander. Beziehungen zwischen Menschen und Unterwasserlebenden sind strengstens verboten, jedoch können Ausnahmen gemacht werden, wie vielleicht in eurem Fall. Dazu müsstet ihr jedoch balzen und die Balz verläuft bei Meermenschen deutlich anders als bei Menschen, weshalb ich davon ausgehen kann, dass du keinerlei Ahnung hast, was das für dich heißt." 

„Zoé. Zu. Viele. Informationen!" stieß Laurent hervor ehe er sich entschuldigend an Adriane wandte. „Was sie damit sagen möchte ist, dass ihr durchaus zusammen sein könnt. Allerdings müsstet ihr ein Band knüpfen, welches nichts und niemand je zerreißen kann, und dass geht nur, wenn du wirklich sicher bist, bei Lior zu bleiben. Für immer." Schloß der Junge ab. „Ich würde meine Familie zurücklassen müssen, oder?" fragte Adriane nach langem Schweigen. Lior antwortete zuerst. „Ja, vermutlich." Zögerlich zogen sich die drei auf einen Wink des Prinzen zurück, er wollte alleine mit der Blonden reden. Als er spürte, dass sie draußen im Meer auf ihn wartete, hob er sacht Adrianes Kinn an, er wollte ihr Gesicht sehen. Zarte Tränen glitzerten dort, sie weinte. „Das ist ungerecht. Ich will dich nicht verlieren, aber meine Familie kann ich nicht einfach zurücklassen." Lior seufzte traurig. „Ich verstehe das. Wenn ich könnte würde ich es gerne ändern, aber ich kann nicht. Allerdings gibt es vielleicht, nur vielleicht, einen Umweg." Sie blickte ihn an und lauschte seiner Erzählung, Hoffnung schimmerte in ihren Augen auf. „Ich weiß nicht ob es funktioniert und es ist riskant, aber wir könnten es probieren. Wenn du mir vertraust." Flüsterte er den letzten Teil schon fast. Adriane dachte angestrengt nach. Wenn es funktionierte, könnten sie zusammenbleiben, wenn nicht würde sie sterben, hätte aber eine wundervolle Zeit mit ihm verbracht. 

„Lass es uns versuchen." Hauchte sie und wurde im nächsten Moment auf den Steinboden gedrückt, Lior über ihr, welcher sie küsste und seine Hände über ihren Körper wandern ließ. Adriane tat es ihm gleich, der schützende Kokon namens Kleidung wurde ersetzt durch etwas, was keiner von ihnen recht zu benennen wagte oder konnte. Die Hände der beiden wanderten übereinander während sie keinen klaren Gedanken verfolgen konnten. Lior erinnerte sich dunkel daran, dass Steve ihm erzählt hatte, dass eine Paarung unter Meervolk vier Tage oder länger dauern konnte. Das war eine Menge Zeit, dachte er unklar ehe er wieder in der Wolke aus Instinkten versank. Die nächsten Stunden waren ein einziger Rausch für ihn, er saugte sie in sich auf, nahm jedoch nichts wahr und konnte erst wieder klar denken, als der Kopf des Mädchens auf seiner Schulter landete und schweres Atmen durch die Grotte hallte. Sie lehnte an seiner Brust auf seinem Schoß, leises Atmen fand den Weg aus ihrer Mundhöhle, sie war bewusstlos geworden, die Arme um seinen Hals verschränkt, das Wasser schwappte bis knapp oberhalb ihres Bauchnabels um sie herum und ihr Körper schien erschöpft von den letzten Stunden zu sein, da er zwischen Traum und Halbdunkel dämmerte. Der Junge schlang seine starken Arme um sie, er wollte ihr halt geben, sein Rücken lehnte an einem der Felsen. Lior nutze etwas Magie um ihr ins Traumland zu verhelfen ehe er seine Arme fest um sie schloss. Mit einem Ruck wurde ihm bewusst, dass sie immer noch verbunden waren, den Kopf hochrot löste er diese Verbindung und hievte sie sanft aus dem Wasser, legte sich neben sie, ihre Hände verschränkte er miteinander. Ein kurzer Blick reichte ihm, ehe er dazu ansetzte, ihre Kleider wieder an ihren Bestimmungsort zu bringen und sich von ihr zu lösen. Es tat ihm schon fast physisch weh, jedoch riss er sich los und schwamm hinaus zu seinen Freunden. „Und?" war alles was Laurent fragte. „Bringt mich einfach nach Hause, ohne dass etwas passiert." Presste Lior zwischen seine Zähnen hervor. Er wusste, nun, da er seine Balz begonnen hatte, würde er diese auch ausharren müssen, nichts konnte ihm das abnehmen. Schon jetzt schrie sein Körper wieder nach seiner Liebsten, welche halbnackt und wehrlos in einer Felsgrotte schlief und von ihm träumte.

Die kleine SireneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt