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Mia

Ich wartete gerade am Auto auf Jacks. Im Laufe der letzten Schulstunden hatte meine Wut, die ich auf ihn hatte, abgenommen und ich konnte wieder gut gelaunt durch's Leben laufen. Oh Gott, wie sich das anhörte.. Egal.

Plötzlich spürte ich ein ganz komisches Gefühl in meinem Bauch. Er grummelte und es fühlte sich so an als würde darin ein Zunami für Unruhe sorgen. Fühlte man sich so, wenn man hungrig war? Das ist kein schönes Gefühl. Ich dachte Hunger würde sich irgendwie besser, aufregender, lebendiger anfühlen. Aber es fühlte sich eher so an, als würde man gleich Umkippen, weil die Ärzte einem zu viel Infussion auf einmal in den Körper laufen lassen haben  und sich jetzt alles innerhalb meines Körpers dreht.  Aber genug von diesen verrückten Beschreibungen meiner neu entdeckten Gefühle.
Das war einer dieser Momente in dem ich froh war, dass niemand meine Gedanken lesen konnte. Man würde mich für vollkommen verrückt halten und mich auf der Stelle einweisen...

Ich beobachtete das Geschehen auf dem Parkplatz, um mich von diesem seltsamen Gefühl namens Hunger abzulenken. Viele Leute verabschiedeten sich, oder unterhielten sich. Ich musste mir ein Lachen unterdrücken, als ich sah wie sich zwei Mädchen unterhielten und sich immer wieder verabschiedeten, aber dann doch noch ein Thema aufgriffen und somit noch etwas länger als vielleicht gewollt auf dem Parkplatz festsaßen. Es schien sie aber nicht zu stören.  Sie lachten über ihr Verhalten und über das was sie sagten. War ich wohl auch so? Hatte ich auch Freunde mit denen ich unaufhörliche Gespräche führte?
Wahrscheinlich nicht. Ich meine sonst hätten sie sich doch mal, in der Zeit in der ich weg war, nach mir erkundigt, oder? Machen das Freunde nicht so?
Ich wüsste so gerne etwas über mich, meine Freunde und mein Leben. Aber keiner aus meiner Familie machte Anzeichen mir unbedingt alles darüber erzählen zu wollen. Als hätte ich kein schönes Leben gehabt und sie versuchen mich davon fern zu halten.

Einige Momente später kam Jacks auf mich zu und knipste einige Meter vor mir schon einmal sein Auto mit dem Schlüssel auf. Ich wollte ihn gerade darauf aufmerksam machen, dass er höchst wahrscheinlich seine Jacke vergessen haben musste, denn heute morgen hatte er noch eine getragen und jetzt nicht mehr. In seinem Rucksack war sie auch nicht, da dieser ziemlich leer wirkte. Ich wäre ja so ein guter Detektiv... Doch mir kam jemand zuvor. Ein Mädchen rannte ihm hinterher.„Jackson! Jackson, du hast deine Jacke vergessen.!" Inzwischen hatte Jacks mich erreicht und drehte den Kopf zu dem Mädchen um. Ich tat es ihm gleich und hielt geschockt die Luft an. „Oh mein Gott. Hat man dir deine Klamotten geklaut? Das ist ja furchtbar. Hier du kannst meine Jacke haben, dann bist du nicht mehr ganz so...entblößt." Ich war geschockt. Das arme Mädchen hatte so wenig an, dass man meinen könnte, sie wurde ausgeraubt. Doch sie sah mich nur empört und irgendwie... wütend? an. Sie schlug mir meine Jacke, die ich ihr hinhielt aus der Hand und wollte gerade los schreien, alsi ch ihr zuvor kam, da ich glaubte meinen übereilten Beschluss falsch gedeutet zu haben. Doch kein so guter Detektiv, was? Wo kommen diese Stimmen her?  „Das tut mir leid. Ich wollte dich nicht beleidigen. Du kannst ja nichts dazu, wenn du dir keine neuen Klamotten leisten kannst. Aber das ist völlig in Ordnung. Hier nimm meine Jacke, ich brauche sie nicht." Ich war so dämlich. Sie hatte wahrscheinlich einfach kein Geld um sich Klamotten zu kaufen und lief deshalb in diesen Fetzen herum. Und da sie wie alle anderen nicht in Schuluniform an einem Freitag in die Schule gehen wollte, zog sie sich eben das an was ihr Kleiderschrank noch hergab.

Jacks jedoch brachte mich völlig aus dem Konzept, als er plötzlich anfing laut los zu lachen. Was war bitte schön so witzig? „Was fällt dir eigentlich ein so über mich zu reden-" Das Mädchen fuhr mich wütend an. Ich will allen die weiteren peinlichen Details ersparen. Es lief jedoch darauf hinaus, dass mir dieses Mädchen wutentbrannt Beleidigungen an den Kopf warf, Jacks sie verjagte und dann mit mir heimfuhr. „Ich wollte sie wirklich nicht beleidigen. Ich konnte ja nicht wissen, dass sie eine Nutte ist und sich freiwillig so anzieht." Ich gestikulierte mit den Händen herum und versuchte mich auf dem Beifahrersitz in Jacks' Auto vor ihm zu rechtfertigen, während er schon wieder anfing zu lachen. „Glaub' mir, das war halb so schlimm. Sie musste sich bestimmt schon Schlimmeres anhören. Außerdem war es ziemlich witzig."

Ich klatschte mir eine Hand vor die Stirn. Oh Mann, war das peinlich. "Ach komm schon. Das war doch halb so schlimm." Ich schüttelte den Kopf. "Das nächste mal sage ich einfach gar nichts. Kannst du mir einen Gefallen tun? Kannst du unseren Eltern bitte nichts davon erzählen? Ich will nicht, dass sie das mitbekommen." Er hob die Hand an sein Herz und sagte:"Ich schwöre hiermit feierlich, dass kein Wort über dieses Ereignis meinen Mund verlässt." Er lachte und bog in die Straße ein in der auch wir wohnten.

Ich stieg mit einem immer noch hungrigen Magen aus dem Auto aus. Okay, ein Magen kann nicht hungrig sein... Aber ich konnte es definitiv. Zurück zum Geschehen. Ich stieg also hungrig aus dem Auto aus, der Geruch des Strandes und des Meeres stieg mir in die Nase und ich hörte das Geräusch der Wellen die im Meer tanzten. Diese wurden jedoch übertönt von einem fluchend Jacks, der sich beim Aussteigen den Kopf gestoßen hatte.

"Glaubst du ich bekomme meine Erinnerungen zurück?" Diese Frage verließ ohne nachzudenken meinen Mund. Aber es war mir egal was ich vor Jacks sagte. Bei ihm fühlte ich  mich irgendwie normaler als ich es eigentlich war.
"Ist das dein Ernst? Ich leide gerade unter einer Gehirnerschütterung und du ignorierst das einfach?" Er rieb sich den Kopf und lief mit mir zur Haustür. "Du übertreibst. Wegen dem kleinen Stoß bekommt man nicht gleich eine Gehirnerschütterung. Und wie soll ich mich in dieser Situation verhalten? Einen Krankenwagen rufen? Oder dich in die stabile Seitenlange bringen?!" Das war schon das zweite mal, dass mich dieser Junge heute aufregte. Keine Ahnung wieso es so war, aber wer kann schon seine Gefühle begründen...
Der Idiot schmunzelte über mein Verhalten, drückte seinen Finger auf den Scanner der die Tür öffnete und antwortete mir völlig gelassen, nicht darauf bedacht, dass es mich zur Weißglut brachte: "Naja entweder du machst dir unnötig viele Sorgen um mich und gestehst mir deine unendliche Liebe, die du für mich empfindest. Oder du lachst mich aus, weil ich mich verletzt habe."
Ich schüttelte nur den Kopf " Das ist dämlich! Ich verstehe euch Menschen wirklich nicht."
Wir zogen uns die Schuhe aus und gingen in die Küche in der schon das fertig gekochte Essen auf dem Tisch stand.
"Oh Gott Mom, das duftet herrlich."
Mein Magen grummelte und zum ersten mal verstand ich, warum Jacks immer so viel aß.


Mein Bruder und IchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt