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Mia

Ich wischte meine verschwitzten Finger an meinem dünnen Oberteil ab und drückte meinen Zeigefinger auf den Finger-Abdruck-Scanner. Die Tür öffnete sich und ich wollte sie gerade hinter mir zuwerfen, als sie jemand stoppte, indem er seinen Fuß zwischen Tür und Wand stemmte.

Na toll.. Gerade war ich so ausgeglichen und dieser Idiot musste genau jetzt auftauchen und meine gute Laune alleine mit seiner bloßen Anwesenheit in den Keller ziehen! „Nicht so stürmisch junge Frau.", lachte er, als wäre er ein Comedian, der gerade einen Witz gerissen hätte. Ich ging nicht auf seine Bemerkung ein, ich sah ihm nicht einmal in die Augen, stattdessen wandte ich meinen Blick von ihm ab, drehte mich um und suchte mir im Gästeklo ein Handtuch um mich abzutrocknen, da mich das lange Joggen und die Hitze des späten Sommers doch ganz schön zum Schwitzen gebracht hatten. Während ich meinen Nacken trocknete und Jackson auch langsam ins Haus getorkelt kam – so wie er aussah und sich fortbewegte, hatte er definitiv einen Kater, geschah ihm aber recht – rief ich ganz laut durchs ganze Haus: "Jackson ist wieder da!" Worauf meine Mum ein „Ach das freut mich aber Liebes. Warst du gerade Joggen?", aus der Küche rief und die Tür von Davids Arbeitszimmer zufiel und er Jackson mit so einem Blick ansah der so viel bedeutet wie Jetzt kannst du aber was erleben. Worauf Jacks ähm ich meinte Jackson mich so ansah, als hätte ich ihn dem Henker höchstpersönlich ausgeliefert. Hm, dieser Blick berührte mich komischerweise kein bisschen. Genau genommen konnte ich aber nichts dafür, dass er jetzt höchstwahrscheinlich Ärger bekam, den hatte er sich nämlich selbst eingehandelt. Ich wandte meinen Blick stur von ihm ab und marschierte mit so viel Stolz wie ich aufbringen konnte in die Küche, um mit meiner Mum zu quatschen.

„Hallo Liebling." begrüßte sie mich. Sie spülte gerade das Geschirr ab. Noch so eine seltsame Angewohnheit von ihr.. Seit uns vor 5 Jahren mal die Spülmaschine kaputt gegangen war, spült sie das meiste mit der Hand. Anscheinend hatte sie sich in den zwei Wochen, in der wir keine Spülmaschine hatten, so daran gewöhnt, alles mit der Hand zu spülen, dass sie es jetzt, fünf Jahre später, immer noch tat. Ich holte mir ein Geschirrtuch und trocknete die fertig gespülten, nassen Sachen ab. Wenn ich schon mal hier war, konnte ich mich auch nützlich machen. „Und was gibt's Neues?", fragte sie mich interessiert. Oh Gott, was sollte ich ihr darauf antworten? So was wie: „Ach weißt du Mum, ich habe wieder Kontakt zu Taylor, meinem Ex-Freund, der in der letzten Zeit so seltsam drauf war und jetzt rate mal wieso? Seine Gang, der er sich angeschlossen hat, weil er keine Liebe von seiner Mutter bekommt und er seiner Familie schlicht weg am Arsch vorbei geht, hat ihn gegen seinen Willen unter irgend welche illegalen Drogen gesetzt, die ihn nicht nur zum Gegenteil, seiner sonst so wundervollen Persönlichkeit gemacht hatten, sondern auch sein Gedächtnis für diesen Zeitraum gelöscht haben. Ach ja und gestern auf der Party war ich so wütend wie schon lange nicht mehr und das wegen Jackson, weil dieser Vollidiot sich wie das komplette Gegenteil verhalten hat, wie ich ihn euch wenige Stunden davor beschrieben habe." Nein das konnte ich wirklich nicht sagen. Stattdessen bekam sie die harmlose Version, der nicht allzu besonderen Gedankengänge meiner Wenigkeit zu hören. „Ach weißt du ich habe beschlossen jetzt mehr Sport zu machen, weswegen ich jetzt jeden morgen an der Strandpromenade joggen gehen will. Ich habe nämlich gemerkt, dass ich ohne meinen regelmäßigen Sport ziemlich unausgeglichen sein kann. Außerdem muss ich ja auch wieder in Form kommen, wenn das Cheerleadertraining beginnt." Meine Mum lächelte mich an und nickte zufrieden. „Das freut mich für dich, Liebes. Es ist gut wenn du etwas zum Ausgleich für deine Teenagerhormone tust. Wir wissen ja beide wie launisch du manchmal sein kannst." Ich wollte gerade protestieren, denn so launisch war ich gar nicht. Aber sie plapperte einfach weiter. „Apropo. Die große Turnhalle in der du schon einmal warst. Du erinnerst dich? Haha ich scherze, selbstverständlich erinnerst du dich." Sie lachte, als hätte sie etwas Urkomisches festgestellt. Ich musste auch leicht kichern, aber nur weil ich ihr Verhalten so lustig fand. „Naja auf jeden Fall suchen die eine Aushilfe für so ziemlich alles von Zumba-Leiterin bis hin zur Kampfkunstlehrerin und da dachte ich mir, dass das doch was für dich wäre." Ich nickte einfach nur. Ich wusste nicht ob so etwas überhaupt zu mir passte. Aber meiner Mum zu liebe würde ich mir diese Idee nochmal durch den Kopf gehen lassen. Meine Mutter erzählte mir gerade, dass sie sich nächste Woche ein Brautkleid aussuchen wollte und bot mir an mitzukommen. Ich wollte gerade einwilligen, da ich mir diese Chance sicher nicht entgehen lassen würde, als wir zwei schreiende Stimmen hörten. „Dir ist doch sowieso scheißegal was ich mit meinem verdammten Leben anfangen will! Du weißt doch gar nicht was ich will!", hörten wir Jackson, der seinen Vater so aufgebracht und wütend anschrie, dass meiner Mum schon fast die Tränen hoch kamen. Ich fasste ihre Hand um sie zu beruhigen. „Jackson! Hör auf mich so anzuschreien! Du wirst diese Firma übernehmen, nachdem du auf dem Collage warst, hörst du! Ich dulde deine schwachsinnigen Teenagerpläne nicht länger! Du hast keine anderen Perspektiven und das weißt du so gut wie ich!", erwiderte David genauso laut, bloß weniger aggressiv. Jackson lachte darauf nur verhöhnend. „Ich hätte keine anderen Alternativen? Du willst doch nur, dass ich von dir abhängig bin und du mir weiter deinen verkackten Willen aufzwängen kannst!" Okay.. Ich hielt das nicht länger aus. Ich hasse es wenn sich Menschen streiten. Damit kam ich noch nie besonders gut klar. Ich sah meiner Mum in die Augen und als ich ihr Gesicht sah, stiegen auch mir die Tränen in die Augen. Ich hielt mir bei dem ganzen Geschrei die Ohren mit den Händen zu und kniff die Augen zusammen. Auf einmal kamen so viele Erinnerungen in mir hoch von lauter Streitszenen, in die entweder ich verwickelt war, oder ich sie mit ansehen musste. Und jetzt flossen meine Tränen. Es war einfach alles zu viel. „Ich kann nicht mehr. Bitte mach dass sie aufhören. Bitte.", flehte ich meine Mum an, während ich weinend auf dem Boden zusammen brach. Immer mehr Erinnerungen ballten sich in meinem Kopf zusammen und ich schrie vor lauter Schmerz und Kummer, welche mich in ihren Bann rissen und nicht mehr los ließen. Wage nahm ich die Stimme meiner Mum wahr, die versuchte mich zu beruhigen, doch die Stimmen in meinem Kopf wollten nicht aufhören, wollten mich nicht in Ruhe lassen. „Baby beruhige dich. Lass die Erinnerungen keine Oberhand gewinnen.", versuchte mir meine Mum beruhigend einzureden, doch die Panik in ihrer Stimme war unüberhörbar. Es wurde immer und immer schlimmer. „Bitte Mum! Hilf mir! Ich halte das nicht mehr aus, Hilf mir!" Ich flehte, schrie, aber die Stimmen in meinem Kopf hörten nicht auf. Auf einmal wurde alles schwarz und ein einziger schriller Ton verscheuchte die Stimmen. Ich gab mich ihm hin und ließ los..

Mein Bruder und IchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt