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Jackson

Wunder.
Es war ein Wunder dass sie den Unfall überlebt hatte. Ihre "Gabe", wie Kate es nannte könnte  man als Wunder bezeichnen. Aber niemand bekommt mehr als zwei Wunder in einem Leben. Niemand! Sie wird nie wieder so wie früher. War das jetzt etwas Gutes oder Schlechtes?
Naja jetzt würde sie sicherlich nichts mehr dagegen haben, wenn ich der Army beitrete.  Sie würde stolz auf mich sein, mich unterstützen und mich am Flughafen abholen, wenn ich von einem Einsatz zurückkomme.
Aber was ist mit ihrem Charakter? Sie hatte einen bemerkenswerten Charakter. Und den erbt man nicht den entwickelt man durch viele Erfahrungen. Und wie sollte sie diesen wieder erlangen wenn sie keinen Zugriff auf Ihre Erinnerungen hatte?
Verdammt! Wieso ist das alles so scheiße kompliziert?!

Mia ist ohne ihre lächerliche Schiene aus dem Krankenhaus gegangen und alle taten so als wäre sie Klara von Heidi, die sich auf einmal aus ihrem Rollstuhl erhebt und wie durch ein Wunder wieder laufen kann. Da ist es schon wieder. Dieses beschissene Wort. Wer hat sich den Dreck eigentlich ausgedacht? Wieso muss man unerwartete Glücksfälle in hoffnungslosen Situationen denn unbedingt Wunder nennen?

Inzwischen waren wir schon wieder zu Hause. Wir hatten zu Abend gegessen und danach hat sich jeder zurück gezogen. Klar. Wer will nach so einem Tag auch schon großartig viel mit anderen reden? David und Kate sind in ihr Schlafzimmer gegangen, Mia hat sich auf unser Dach hinauf geschlichen und sieht sich wahrscheinlich den Rest des Sonnenuntergangs an und ich, wie sollte es auch anders sein?, ich stemme Gewichte in unserem  Fitnessraum. Erstens weil ich mich von diesem bizarren Alltag ablenken will und zweitens muss ich trainieren, da ich schon lange keinen Fight mehr hatte und nicht aus der Übung kommen will.

Nach einer Stunde glänzte meine Haut, wegen dem Schweiß, der sich auf meiner Haut sammelte. Mein Shirt klebte an mir und meine Haare waren feucht. Meine Arme und Beine fühlten sich geschwächt, jedoch nicht vollkommen erledigt an. Ich wischte mir mit einem Handtuch über das Gesicht und ging leise auch hoch auf das Dach. Ich wusste nicht ob Mia noch da war. Schließlich war es jetzt schon stockdunkel draußen und langsam wurden die Nächte hier in Florida auch kälter. Naja verhältnismäßig kalt. Ich war einmal in Europa und dachte ich würde erfrieren. Dort habe ich zum ersten mlal in meinem Leben Schnee gesehen..

Das war unser erster richtiger Familienurlaub. Nur Mom, Dad und ich. Wir sind extra nur wegen mir den ganzen weiten Weg geflogen, da David meinte, dass der New Yorker Schnee nicht so schön wäre, wie der in Europa. Mum lachte immer nur darüber... Und jetzt ist sie tot.

Ich öffnete die Tür zu unserer Dachterrasse und sah Mia auf einem Gartenstuhl sitzen. Sie hatte ein großes T-Shirt an, das ihr bis fast bis zu den Knien reichte und - Stop. Das ist mein T-Shirt. Sie hat mir mein Shirt geklaut? Ernsthaft? Ich schüttelte schmunzelnd den Kopf über sie und setzte mich zu ihr. In ihrem Schoß lag eine kleine rosane Wärmflasche mit einem Bild drauf und sie schlürfte durch einen Strohhalm warmen Kakao.  Den konnte ich zwar nicht erkennen, aber dafür konnte ich ihn riechen.

"Du riechst nach Schweiß." Sie rümpfte die Nase (zwar nicht angeekelt, aber auch nicht sonderlich zu mir hingezogen) aber sah mich nicht an. Sie starrte einfach die leuchtenden Häuser, die sich am Strand reihten an. Die vielen bunten Lichter spiegelten sich in ihren Augen. Sie faszinierte mich. Ihre Art, wie sie solche einfachen Dinge bewundern konnte. Ihr Aussehen, mit den glänzenden vollen Lippen, die gerade bestimmt nach süßem Kakao schmeckten, aber auch sexy, wie diese kleine Gestalt in meinem großen Shirt aussah. Einfach alles an ihr gefiel mir.

"Woran denkst du gerade?" Jetzt sah sie mich an. Durch das wenige Licht, das uns durch die Entfernung noch erreichte, konnte ich ein wunderschönes Lächeln auf ihrem Gesicht ausmachen. Wenn ich lächelte sah mein Gesicht so aus, als würde ich auf ein saures Bonbon beißen. Oh, verdammt. Eine Frage. Woran dachte ich denn überhaupt? An sie?

Egal, sag etwas anderes. "Hast du Lust morgen mit mir und den Jungs auf eine Party zu gehen?" Sehr gut improvisiert. Sie sollte aber auch wirklich mal anfangen ein normales Teenager-Leben zu führen. "Ich weiß nicht.. Das ist glaube ich nichts für mich. Diese High School Partys mit dem Alkohol und dem ganzen Zeug..". Sie wollte nicht. "Oh nein. Das wird es nicht. Wir wollen in eine Disco, die vor kurzem geöffnet hat. Du musst auch keinen Alkohol trinken, wenn du das nicht willst. Ich dachte nur, dass dir das gut tun würde und eine Abwechslung zu deinem Alltag wäre." Sie nickte. War das jetzt eine Einwilligung? "Okay. Ich komme mit." Sehr gut. Jetzt musste ich nur noch den Jungs sagen, dass wir morgen mal in einem andren Umfeld feiern werden.



Mein Bruder und IchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt