(17) die erste 'tolle' Nachricht

2.8K 103 2
                                    

Mum hatte mir gesagt, dass sie sich die Freiheit genommen hatte und mir ein paar Kleider gekauft hatte. Sie meinte ich solle eins davon anziehen. Ich ging hoch in mein Zimmer (also in das Zimmer, das ich mir mit Jacks teilte) und suchte mir eins dieser wunderschönen Kleider raus. Eins musste man meiner Mum echt lassen, ihr Kleidergeschmack war schon immer der hammer. Ich nahm mir ein schlichtes rosanes Kleid mit einem Band um die Taille,das das ganze noch betonte. Dazu zog ich mir eine schlichte silberne Kette und dazu passende Armkettchen an. Nachdem ich mit dem Schminken fertig war zog ich mir noch passende Schuhe an und ging zu den anderen die schon im Auto auf mich warteten.Wir fuhren los und keiner sagte etwas.Diese Stille im Auto war erdrückend. Ich wollte immer wieder ein Gesprächsthema anfangen aber jeder blockte mich ab oder ging gar nicht darauf ein. Ich beugte mich vor und schaltete das Radio an. Ich glaube Jacks zog seine Mundwinkel kurz nach oben bei meiner Radio-Anmach-Aktion, aber genauso schnell wie sie oben waren, gingen sie auch wieder runter und er schaute wieder wie jemand dem gerade Mordgedanken durch den Kopf gehen aus dem Fenster. Meine Mum lächelte schwach und sah aus dem Fenster, aber sie war nervös. Sehr sogar. David konzentrierte sich ganz auf die Straße und umklammerte das Lenkrad als würde es seine Hände magnetisch anziehen. So langsam bekam ich Angst vor dem, was David und Mum uns erzählen wollen.. Ich hatte da schon so einige Vermutungen, aber keine davon schien mir sinnvoll zu sein.

Wir hielten vor einem vornehmen Restaurant an und stiegen nach kurzem Zögern aus. Als wir durch den riesigen Eingang kamen, blieb mir fast der Atem weg. Es sah alles so vornehm - wie in Filmen - aus. Der Boden glänzte strahlend weiß. Die Möbel waren in einem dunklen rot und weiß Tönen gehalten. Und es roch soo gut nach Essen.. Wir bekamen unseren Platz zugeteilt und nahmen Platz. Ich setzte mich neben Jacks - der immer noch wie ein Killer schaute - und gegenüber von Mum auf einen der wunderschönen Stühle. Während wir auf unser Essen warteten, ergriff David das Wort "Wie läuft es eigentlich in der Schule? Wir kommen ja so selten dazu uns richtig zu unterhalten.." Da Jacks keine Anstalten machte etwas zu sagen, sondern nur auf seine Zähne biss, erzählte ich eben meine bisherigen Erlebnisse "Naja.. Mit Mr. Dawson verstehe ich mich total gut. Er hat mir geholfen meinen Spind einzuräumen. Am Freitag ist die Cheerleader-Aufnahmeprüfung. Ich sollte nur noch ein bisschen üben. Sonst ist bei mir eigentlich nichts passiert." Unsere Eltern sahen mich stolz an. "Ich bin froh, dass es dir hier so gut gefällt. Es gibt hier in der Nähe eine große Turnhalle in der du üben kannst. Jackson, du kannst sie Mia ja mal zeigen.", meinte David. Er ist bestimmt ein toller Vater. Er erlaubt so viel und ist total nett. Kein Wunder, dass Mum auf ihn steht.

Unser herrlich duftendes Essen kam und wir fingen an zu essen. Es hat fantastisch geschmeckt. Dafür hat sich mein riesiger Hunger an dem ich fast gestorben wäre gelohnt. Nachdem wir fertig waren fing meine Mum auch endlich mal an was zu sagen "Also." Sie nahm Davids Hand und die beiden grinsten sich an. "Wir haben nicht nur eine gute Nachricht sondern gleich drei." Ich schaute sie erwartungsvoll an. "David und ich, wir werden heiraten." Die beiden schienen fast vor Glück und Freude zu platzen. "Was?! Aber ihr seit doch erst 3 Monate zusammen!", beschwerte sich Jacks. Ich wollte ihn zurückhalten, indem ich seine Hand hielt, aber er wurde so wütend, dass er sie einfach weg stieß "Willst du meine Mutter jetz' ersetzen oder was? Es wird wieder das selbe passieren, das weißt du ganz genau. Hast du ihr gesagt, dass du nie da sein wirst. Dass du sie vernachlässigst, so wie du es bei mir machst. Hast du ihr gesagt, dass sie dich so gut wie nie zu Gesicht bekommen wird. Dass es dir immer nur um deinen Ruf geht und um nichts anderes?! Weißt du was? Du kannst mich mal. Du bist kein Vater du bist nur ein verlogener Mistkerl, der es nicht verdient hat geliebt zu werden. Und weißt du auch wieso?! Weil du Mum und mich auch nie geliebt hast!" Er war so wütend. Mum hatte schon Tränen in den Augen und David war verärgert und schockiert zugleich. Jacks stürmte aus dem Saal nach draußen. "Ich mach das.", sagte ich, drückte die Hand meiner Mutter um ihr nochmal Kraft zu schenken und ging so schnell wie möglich hier raus um Jacks zu finden. Ich rannte mit meinen Schuhen in der Hand - ich konnte in mit Absätzen noch nie gut rennen - die Straße runter und sah auch schon Jacks der sich mit einer Zigarette im Mund durch die Haare fuhr. Meine Schritte wurden langsamer, bis ich schließlich vor ihm stehen blieb. Er sah verdammt gruselig im Dunklen aus, was mich aber nicht einschüchterte. Ganz im Gegenteil ich war nicht mehr besorgt, dass er vor den nächsten Zug rennt sondern sauer. Verdammt sauer! Wie kann er das unseren Eltern nur antun?! Und wieso raucht er? Das ist so widerlich.. Ohne großartig zu überlegen zog ich ihm die Zigarette aus dem Mund und warf sie auf den Boden. Er sah mich entsetzt an. Für einen kurzen Moment dachte ich, dass er mir wehtun wollte, aber das würde er nicht. Niemals. "Wieso?!", brüllte er und zeigte erst auf mich und dann auf seine Zigarette. "Willst du wirklich eine Antwort darauf?", fragte ich ihn. Er gab mir diesen gleichgültigen Gesichtsausdruck, als wäre ich irgendjemand, der ihm völlig egal ist. "Was war das gerade Jacks?", fragte ich ihn weiter, als er anfing mich zu ignorieren. "Ich werde dir nichts erklären. Du kannst mich mal und hör endlich auf hier in deiner so wundervollen Welt Streitschlichterin zu spielen, okay? Du hast keine Ahnung was da drinnen war. Du kennst mich und David erst recht nicht. Wenn du wüsstest was dieses miese Arschloch schon alles getan hat, dann würdest du genauso reagieren wie ich. Aber du weißt es verdammt nochmal nicht! Also halt dich hier raus!" Die letzten Wörter schrie er wieder, was mich leicht zusammen zucken ließ. Aber es schüchterte mich nicht ein. "Doch, ich weiß ganz genau was dich zu dieser Reaktion gebracht hat, aber ich hätte es trotzdem gern von dir gehört." Er drehte sich weg und zündete sich eine neue Zigarette an. "Ich kann dir gern erzählen warum du so einen Hass auf deinen Vater hast.", sagte ich ganz ruhig. Ich liebte es Detektiv zu spielen und Mysterien zu lösen. "Na dann schieß' mal los, Sherlock. Was bewegt mich denn zu solch einer Reaktion.", an seiner Stimme hörte man, dass er immer noch ziemlich wütend war. "Alles klar, machen wir einen kleinen Ausflug in die Vergangenheit. Nachdem dein Dad mit seiner Firma überraschenderweise immer erfolgreicher wurde, hast du ihn immer seltener zu Gesicht bekommen. Deine Mum hat sich zwar für David gefreut, aber vermisste die Zeit als ihr euch öfters als einmal am Tag gesehen habt. Deine Eltern haben sich in dieser Zeit oft gestritten, bis es dazu kam, dass deine Mutter abgehauen ist. Sie hat dich einfach alleine gelassen. Sie hat nur an sich gedacht, aber nicht daran, dass eure Familie daran vollkommen zerbricht. Dein Dad rechtfertigte sich immer und meinte es wäre ja nicht seine Schuld. Du siehst das ganz anders, stimmts? Du denkst, wenn dein Dad nicht so ein Idiot wäre, würde deine Mum noch hier sein und alles wieder in Ordnung." Er drehte sich um und starrte mich an. "Woher..?" ich unterbrach ihn mit einer flüchtigen Handbewegung. "Es ist nicht wichtig woher oder warum ich das weiß. Es ist nur wichtig, dass du deinen Dad auch verstehst. Er liebt dich wirklich sehr." Ich verschränkte meine Finger mit seinen, damit er sich nicht wegdrehen konnte und sah ihm eindringlich in die Augen. "Er ist Schuld. An allem.",meinte er kalt. "Hat er deswegen keine zweite Chance verdient? Hat er es nicht verdient glücklich zu sein?" Er antwortete nicht. Wir standen ewig so da und starrten uns an bis er schließlich sagte, dass ich recht hätte. Endlich war das geklärt, ich dachte schon ich muss hier draußen erfrieren.. "Komm wir gehen rein. Du erfrierst ja schon fast." Seine Stimme war jetzt wieder ganz ruhig. Er legte einen Arm um meine Schultern und wir ging wieder rein...


Mein Bruder und IchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt