Kapitel 5

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Ich saß noch eine Weile an den Baum gelehnt. Der Abend legte sich auf das Land. Ich war in meinen dünnen grünen Mantel gekuschelt und dämmerte langsam in den Schlaf. Doch plötzlich weckten mich leise Schritte in Richtung Baum. Sie waren schwer, dennoch leise. Auf irgendeine Weise sanft.

"Prinzessin!" hörte ich eine tiefe ruhige Stimme aus Richtung des Tores.
Ich starrte auf die eindeutig männliche Statur im Tor. Die Gestalt war in einen schwarzen Mantel gehüllt. Unter dem ledernen Wams bildeten sich Muskeln ab. Der Mann kam auf mich zu. Ein Duft nach Wald und Feuer kam mir in die Nase. An der Person konnte ich dicke dunkle Locken ausmachen.

Jon!

"Was macht ihr hier, Jon?" fragte ich ihn leise murmelnd.
"Prinzessin, ich wollte ein wenig runterkommen! Und dieser Ort ist ein schöner Ort dafür."
"Da stimme ich euch zu! Dieser Ort hat etwas beruhigendes!" Ich lächelte.
Jon lächelte zurück und nickte leicht mit seinen Kopf.
"Dann werd ich euch nicht weiter stören!" flüsterte er.
"Setzt euch doch, Jon!" forderte ich ihn auf. Er zögerte ein paar Sekunden lang, doch dann entschied er sich um und platzierte seinen Körper mit ein wenig Anstand neben den meinen.

"Wenn ich fragen darf, Prinzessin, was macht ihr hier so alleine? Solltet ihr nicht auf eurer Wilkommensfeier sein und tanzen?" Unsicher sah er mich mit seinen warmen braunen Augen an. Ich lächelte leicht.
"Mit wem sollte ich denn Tanzen?"
"Mit meinem Halbbruder Robb! Mit eurem Vater!" murmelte er.
"Ach Jon, ihr seid ein Stark! Last euch doch nicht immer einsagen, ihr seid weniger wert als die die den Namen Stark tragen! Ihr seid von ihrem Blute! Sowie die Baratheons vom Blute der Targaryens sind! Wenn ihr mich fragt, seht ihr mehr wie ein Stark aus wie eurer Bruder Robb!" kicherte sie.
Er sah sie verwirrt an. "Das meint ihr wirklich?"
Ich nickte lächelnd.

"Außerdem will ich nicht mehr auf die Feier. Dort hurt und trinkt mein Vater wieder und meine Mutter schaut mich immer so abstoßend an. Warum wohl? Sie hasst mich! Ich bin es leid zu tanzen wie eine Prinzessin. " fluchte ich.
"Aber ihr seid die erstgeborene Tochter eurer Eltern und  die erstgeborene Prinzessin Westeros aus dem Hause Baratheon!"
"Ach Jon, es gibt Pflichten und Regeln, die mir das verderben. Gerade gehen, gerade stehen, gerade tanzen, gerade essen, gerade schlafen. Ich bin es leid! Ich will, mich hinsetzen wie ich will! Ich will, mich frei fühlen! Auch wenn ich reiten und mit dem Schwert umgehen kann und ich besser getroffen bin als manch andere Tochter, doch ich hab das Gefühl in einen Käfig eingesperrt zu werden! in einem goldenen Käfig! Irgendwann muss ich irgendeinen Lord oder Prinz heiraten, egal ob ihn will oder liebe!"

"Ich verstehe, ihr wollt frei sein! Ihr müsst wissen, dass ist wenn ihr ein Bastard seid auch nicht so leicht. Aber um einiges leichter als Prinzessin von Westeros." murmelte er lachend.
Ich hab noch nie so ein schönes Lachen gehört. So rau!
Wir saßen noch lange im Dunklen am Baum gelehnt und bis Jon mir seinen Umhang um die Schultern legte schwiegen wir uns an. Es war eine  angenehme Stille, die wir beide genossen.

"Das ist ein sehr schöner Ort zum nachdenken, aber auch zum reden, findet Ihr nicht auch, Jon?"
"Ja, eure Hoheit! Es..."
"Nenn mich Lyanna!"
Lächelnd sah er mich an.
Sein Lächeln hat etwas anziehendes. Er kam mir immer näher. Ich sah wie seine Augen sich auf meine Lippen richtete und sich weiter zu mir beugte. Seine Lippen waren nur noch ein paar Zentimeter entfernt, sodass ich seinen warmen Atem spürte. Nun wanderten auch meine Augen von seinen braunen zu seinen schönen Lippen. Sie sind in einem natürlichen rot Ton. Sie sehen so weich aus.
Er platzierte seine rechte Hand auf meine Wange und strich langsam mit seinem rauen Daumen darüber. Ein Schauer zog sich durch meinen Körper. Meine Härchen am Nacken stellten sich auf. Ich bekam Gänsehaut. Mein Atem vermischte sich mit seinem.
Fragend sah er mich aus seinen braunen Augen an. Ich nickte leicht mit dem Kopf. So leicht, dass kaum ein Lufthauch entstand.
Er beugte sich weiter vor und schloss den kleinen Abstand zwischen uns.

Plötzlich explodierten tausende von Luftballons. Millionen  Schmetterlinge flogen in meinem Bauch hin und her. Seine Lippen waren um das millionenfache besser und weicher als ich sie mir vorgestellt hab.
Einfach wunderbar. Es war als wäre er das leckerste und süßeste der Welt.  Wie eine Droge. Leidenschaftlich erwiderte ich den Kuss und bewegte meine Lippen auf den seinen.
Ich zog ihn mit der Hand auf seinen Nacken zu mir herunter. Er vergrub seine rechte Hand in meinen schwarzen Haaren. Seine linke ruhte auf meiner Hüfte. Ich kann das Gefühl nicht beschreiben. Ich fühle mich so überglücklich als nie zu vor. Ich fühle mich sicher und geborgen in seinen Armen.

Schweratmend lösten wir uns wenige Zentimeter. Unsicher sah Jon mir in die Augen.
"Wie?" Fragte ich nach Luft schnaufend. Er sah mich an.
"Was meinst du mit wie?"
"Wie hast du so küssen gelernt?!" Fing ich an zu lachen.
Jetzt stieg er in mein Lachen ein.
"Komm, Prinzessin. Du musst ins warme!"
Er stand auf.
"Aber nur wenn du bei mir bleibst! Sonst geh ich nirgendwo hin."

Sein Lächeln wird geheimnisvoller. Irgendwie hinterlistig.
"Wenn ihr nicht gehen wollt, dann eben anders!" Murmelte er.
Mit eüben schnellen Ruck hatte Jon mich auf der Schulter und ich machte herzhaft über diese schöne Überraschung.
"Lass mich runter, Jon, bitte!" Ich klopfte ihm lachend auf den Rücken.

Er trug mich ins warme und ließ mich auf ein großes weiches Bett fallen.
Er küsste mich wieder leidenschaftlich.
Ich zog ihn an seinen Kragen zu mir hinunter. So wurde diese Nacht zu der besten meines bisherigen Lebens.

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LG
Stormy

PS: Ich widme dieses Kapitel der lieben JessicaPittnauer

Der wilde Sturm WIRD ÜBERARBEITETWo Geschichten leben. Entdecke jetzt