Und wie es das Schicksal wollte, ließ mich der Gedanke nicht mehr los. Stets musste ich daran denken, dass ich von hohen Drachenlords aus dem valyrischen Freistaat abstammen könnte. Ich brauchte Antworten! Es war mir egal wie, doch ich musste nach Lys. Wenigstens um Gewissheit zu erlangen. Wenigstens um sicher sein zu können.
Ich hatte den Bibliothekar gefragt, ob er dieses Buch kenne, doch er schüttelte nur den Kopf. Um mich ein wenig abzulenken, hatte ich noch viele weitere Bücher verschlungen. Es kam eben doch nicht oft vor, in solch einer umfangreichen Büchersammlung zu verweilen.
Ben, der mich seit unserem Gespräch mied, zog sich immer weiter in sich zurück. Etwas stimmte nicht. Etwas lag ihm auf dem Herzen. Doch er redete mit fast niemanden mehr. Selbst Lucy verzweifelte an ihm. Sie träumte in letzter Zeit immer wieder. Sie war in sich versunken. Auch Lily, ihre Zwillingsschwester, drang nicht zu ihr durch.
Es war als wäre etwas schreckliches passiert. Doch was?
Lily vertraute sich mir nicht mehr an, nein, sie distanzierte sich von mir. Es war, als wüssten sie alle etwas, das sie zurück schrecken ließ. Es war nun schon zwei Wochen her, als Lucy das letzte Mal schlecht geträumt hatte. Li und Ben waren bei ihr gewesen. Doch niemand sagte mir etwas. Niemand! Nichtmal die Ritter erzählten mir etwas.
Deswegen rettete ich mich mit den Büchern der Bibliothek in Braavos. Die Drachen wuchsen und wuchsen. Vor allem Vyraxa wuchs. Bald hätte sie die Größe eines kleineren Mammuts erreicht. Sie und ihre Schwestern waren zur Zeit mein einziger Halt. Nein, das stimmte nicht. Sie und das Kind unter meinem Herzen. Jons Kind.
Immer wenn ich die Augen schloss, sah ich meinen Liebsten. Seine Kette wärmte mich. Stets wenn ich an ihn dachte, war da dieses Flattern in meinem Bauch. Manchmal träumte ich mitten am Tag von seiner Anwesenheit, um dann festzustellen, dass es nur der wehende Vorhang im Sonnenlicht oder der streifende Blick von Cyraxas war. Es war, als würde selbst ein Schatten zu Jon. Träumte er auch von mir? Sah er mich auch jedes Mal, wenn er die Augen schloss?
Nachts war es am schlimmsten. Es war, als würde er mich in seinen starken Armen halten und mir damit ewige Sicherheit und Geborgenheit schenken. Einerseits fühlte ich mich verlassen, anderseits stärkte aber geradewegs ein Gedanke. Der Gedanke, ihn nachts in meinen Träumen zu begegnen. Mich mit ihm zu unterhalten. Mich geborgen und sicher fühlen. In seiner Umarmung einzuschlafen. Das war es, was mich stärkt.
„Königin!", flüsterte eine wohlklingende, aber raue Stimme. „Königin!" „Königin!" Sanft und leise rief sie nach mir. „Königin, die der Stürme!", immer wieder rief sie. „Wacht auf, oh, wacht auf, ihr Königin der Stürme! Ihr seid nicht alleine! Öffnet die Augen und seht! Seht, was die Zukunft euch bringt!" Mit dem Versuch die Augen zu öffnen erschütterte der Boden. „Öffnet sie! Königin!" Die Stimme rief wieder, diesmal drängender. Ich kämpfte gegen den Druck auf meinen Lidern an. Und schließlich sah ich den strahlend blauen Himmel, der bedeckt war mit flauschigen, weißen Wolken. „Seht euch um!" Mir kam das hier alles sehr bekannt vor. Wie eine Erinnerung. Ich erhob meinen Oberkörper und tatsächlich ich lag auf einer schneeweißen Boden. „Königin!" Sie rief wieder nach mir. Ich sah mich um. Ein Wehrholzbaum. Ich war im Götterhain von Winterfell. „Du bist her, Königin!", hauchte die Stimme. An den Wehrholzbaum gelehnt, saß ein großer, schlanker Mann, dem ich bereits begegnet war. Jarryn.
„Warum bin ich hier?", fragte ich hektisch. Doch Jarryn schüttelte nur seinen Kopf. „Wir warten!" „Warten? Auf was warten wir?" Wieder schüttelte er den Kopf. „Wir warten!"
„Nun dann warten wir eben!" Schweigend setzte ich mich vor mich hin brodelnd auf den Boden. Warum musste auch immer ich diese Träume haben?! Frustriert fuhr ich mir durch die Haare. Ruhig bleiben! Ganz ruhig! Ich kann aber nicht warten! Rasch stand ich auf und tigerte durch den Schnee. Verflucht nochmal! Ein ziehender Schmerz lässt mich zusammen fahren. Das Kind tritt.
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Der wilde Sturm WIRD ÜBERARBEITET
FanfictionIch bin Lyanna Baratheon, Prinzessin von Königsmund, einzige Tochter des Königs Robert Baratheon und der Königin Cersei Lennister, Nichte von Stannis Baratheon, und das ist mein Leben. Lest selbst! Cover by @_QueenAmanda_