Kapitel 23

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„Lady Lya, dürfte ich dich etwas fragen?" flüsterte Wyna mir beim Mittagsspaziergang zu.

Fragend sah ich sie an. „Was willst du denn wissen?"

„Stimmen die Gerüchte?" Verwirrt sah ich sie an. „Welche Gerüchte?" „Du weißt schon, die mit den Drachen!" Neugierig sah sie mich an.

Ich zog sie näher an mich und sah ihr tief in die grauen Augen. „Ich werde es dir sagen, aber nicht hier!" Ich lief durch die Gänge, stets hinter mir Wynafryd.

Kurz vor meiner Zimmertür hielt ich und sah sie wieder an. „Versprichst du mir etwas?!" „Was denn?" „Ich vertraue dir! Du gibst gute Ratschläge und bist für mich in den letzten Wochen eine wertvolle Freundin geworden. Schwöre bei den alten und den neuen Göttern, dass du niemanden niemals erzählst, was sich hinter dieser Tür befindet! Schwöre es!"

Sie hob feierlich ihre Hand und legte sie auf ihr Herz. „Ich schwöre niemanden niemals nie etwas davon zu erzählen! Ich schwöre es bei den alten und den neuen Göttern!"
Lächelnd öffnete ich das Zimmer. Hinter mir hörte ich ein leisen Keuchen. Sie lief schnell an mir vorbei und beobachtete die drei in zwischen wieder gewachsene Drachen.

Ich erzählte ihr meine Geschichte. Als sie den Brief gelesen hatte, sah sie mich geschockt an.
„Der letzte Targaryenprinz hat dich eingeladen?! Eine Baratheon auf einer Targaryen Hochzeit! Du hast dir aber schon Gedanken darüber gemacht oder?" fragte sie aufgebracht.
„Ja, habe ich und ich werde aus reiner Diplomatie und Neugierde diese Hochzeit besuchen. Ich werde den Streit, den Haus Targaryen und Haus Baratheon miteinander haben, versuchen zu besiegen. Wenn Viserys oder Daenerys nur an sich ein wenig nach ihrem diplomatischen Bruder kommen, dann wird es schon gut laufen. Und wenn nicht, dann hab ich es wenigsten versucht, den Streit bei zu legen." Leicht verärgert, aber dennoch mit Hoffnung erzählte ich Wynafryd meine Gedanken.

„Es ist gut, dass du etwas unternimmst, aber pass bitte auf dich und deine Lieben auf. Die Targaryens sind nicht mehr die Erben des Eisernen Throns. Die Baratheons haben sie besiegt und haben das stärkere Anrecht auf den Thron und die sieben Königslande.
Ich werde euch helfen! Ich werde euch ein Schiff besorgen, dass euch nach Pentos bringt. Es wird heißen, ihr seid auf den Rückweg nach Drachenstein oder Königsmund."

Nachdem mir Lady Wynafryd Manderly ihre Hilfe angeboten hat, lag ich nun bei meinen Drachen auf dem Bett und streichelte Vyraxas Kopf. Er hatte bereits die Größe eines fetten Huhns. Da durch das Cyraxas sich an meinen Hals gekuschelt hatte, Vyraxa an meiner rechten Seite schlief und Scaraxes es sich an meiner linken Schulter bequem gemacht hatte, wärmten mich ihre feurigen Leiber.

Sie wärmten nicht nur mich, sondern mein Kleines mit. Was es wohl werden wird? Sollte ich Jon sagen, was für eine kleine süße Folge unsere Nächte hatten? Nein! Er sollte sich nicht ablenken lassen. Er wird sowieso an der Mauer bleiben und seiner Familie Ehre machen. Ich dagegen bin die volle Schande meiner Familie. Wenn mein Vater erfährt, dass ich das Kind eines Bastards trage und jetzt vor habe mit den Targaryens zu verkehren, dann wird es Zorn hageln. Doch noch viel schlimmer wird es, wenn meine Mutter oder mein Großvater es heraus bekommen.
Vielleicht nenn ich mein Kind nach einen Lennister? Oder eher wie ein Targaryen? Allein die Provokation ist es wert!
Rhaenyra oder Aegon?
Joanna oder Tywin?
Cassana oder Robert?
Oder doch ganz einfach Jeyne oder Davos?

„Milady?" fragte eine raue männliche Stimme.
„Wer ist da?" rief ich.
„Ser Edric Mormont! Ich soll ihnen ausrichten, dass wir morgen nach Drachenstein abreisen! Lady Manderly stellt uns ihr persönlichen Favoriten zur Verfügung!"
„Richten sie ihr aus, wir sehen uns morgen beim Abschied und ein Danke! Und Edric sagen Sie den Männern, sie sollen schon alles ein packen! Und Edric?...Danke!" Ich konnte spüren wie er lächelte.

"Lyanna! Lyanna! Lyanna! LYANNA! Wach auf! Mein geliebtes Kind! Wach auf!" sprach eine ruhige und sanfte Stimme.
„Lass mich schlafen!" murmelte ich schläfrig.
Doch dann berührte mich eine kalte Hand. Als ich sie weg schlagen wollte, war da aber nichts. Doch ich konnte deutlich eine Hand auf meiner Schulter spüren.
Rin eisiger Schauer lief meinen Rücken hinunter.
„Wer bist du?" fragte ich leicht zitternd. Die Hand wurde weggenommen und ich zog die Decke etwas höher. Die Drachen waren draußen fliegen.
„Der Geist der alten Burg! Ich wurde hergeschickt, um dich zu holen! Du musst etwas wissen!" hauchte die Frauenstimme.
„Dann erzähl es mir einfach! Ich will weiter schlafen!" Ich zog die Decke über meinen Kopf.
„Steht auf, Prinzessin der Stürme!" Rief sie und mit einem Mal war die Decke weg. Ich öffnete ein Auge und erschrak. Sie flog direkt über mir.
Was ist denn hier los?
„Folgt mir, Prinzessin der Stürme!" Die Stimme klang nun zwar noch sanft und weiblich, doch sie duldete keine Wiederrede. Nervös stieg ich aus dem Bett und zog mir schnell mein Morgenmantel an.
Ich folgte der Stimme durch einen Geheimgang von der neuen Burg der Manderlys zum Wolfsbau. Das Gestein an den Wänden wurde immer dunkler, die Stimmung sank. Langsam kam ich an eine Ecke. Ich hörte Stimmen und Schritte. Ich lief leise und flink in eine abgedunkelte Nische.

„Lady Susan war gut! Vielleicht sollte ich sie öfters in mein Gemach lassen. Und wie war deine? Wie hieß sie noch? Mona? Bes? Nein, es war Milly!" Die raue lallende Stimme erklang aus der Nähe.
„Sie hieß Wylla!" Die zweite Stimme war schon viel nüchterner. Das ist doch Wynas Schwester!
„Meinst du, die kleine Brünette mit den dicken Dingern?" Götter, wie viel hatte er denn getrunken?
Die beiden liefen an mir vorbei, ohne dass sie mach sahen.

„Sie haben dich nicht gesehen! Und jetzt weiter!" hauchte die Frauen Stimme.
„Wie heißt du eigentlich?" fragte ich die kalte Präsenz.
„Ich habe viele Namen! Doch ihr könnt mich Sefia nennen."
„Also, Sefia, wo gehen wir hin?"
„Das werdet ihr schon sehen!" murmelte sie.

Wir schlichen noch gefühlt eine Ewigkeit. Nur eins konnte ich bereits spüren. Es war etwas tiefsinnigeres. Je näher wir ans Ziel kommen, desto dunkler wurde die beunruhigende Atmosphäre.

Gewidmet JessicaPittnauer

Der wilde Sturm WIRD ÜBERARBEITETWo Geschichten leben. Entdecke jetzt