Kapitel 9

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Nachdem ich mich wieder angezogen hatte, dämmerte es bereits draußen. Ich ging total entspannt und mit noch etwas feuchtem Haar in die große Halle. Ich war wohl einer der letzten, denn die Halle war sehr voll. Ich wollte mich gerade an einen freien Platz an einer der vier großen Holztafeln setzen, da rief mich mitten durch den Raum ein gewisser Vater nach mir. „Lyanna, meine Tochter! Setzt dich zu uns hin!" Genervt verdrehte ich die Augen. Ich hatte heute zu vieles erlebt und wollte bloß alleine mein Essen genießen und danach in mein Zimmer, vielleicht zu Jon. Und jetzt musste ich mich neben die Familien Stark und Baratheon setzten und mit ihnen Essen. Mehr konnte ich heute nicht mehr ertragen. Erst der Kampf mit dem Graufreud, das Training mit Arya, Lu und Lis Offenbarung, Septa Mordane mit ihrer Stickstunde, Myrcellas Fragen über Drachenstein, Sansas verknallt sein in jemanden den sie nie lieben kann und ihr nur weh tun wird, Lord Eddards Ausbruch, die Krypta alleine schon mit ihrer unheimlichen Präsenz und ihrer schweren feuchten Luft, und wichtig zu erwähnen diese komische Stimme. Gott das wahr sehr viel für einen Tag.

Mein Magen knurrte laut als ich mich neben Arya und Myrcella saß. „Du hast aber Hunger!" lachte Arya.

„Ich weiß! Deswegen bin ich ja hier!" schmunzelte ich. Ich ließ meinen Blick über die Auswahl von Essen schweifen. Ich nahm mir etwas von jedem Teller und fing an zu essen. Ich sah mich währenddessen nach einen schwarzhaarigen jungen Mann um. Verwirrt das er nicht da ist fragte ich Arya: „Kleiner Wolf, wo ist dein schwarzhaariger Bruder?"

Ihre Gesichtszüge entglitten ihr.

„Meine Mutter hat ihm nicht erlaubt hier zu essen, da ja die königliche Familie anwesend ist und sie denkt es würde die Königin verärgern ihn unter sich zu wissen."

Sofort war mir der Hunger vergangen und Verärgerung und Wut machten sich in mir breit.

„Ich werde nach ihm suchen!" meinte ich zu Arya. Zu meiner Familie sagte ich, ich wäre satt und wäre sehr ermüdet. Sie nickten und ich verließ den Raum mit zügigen Schritten.

Ich fand Jon nirgends, deswegen bin ich zu seinem Zimmer in der Nähe der Ställe und klopfte dreimal laut.

„Herein! Die Tür ist offen!" kam es aus dem Inneren.

Ich öffnete sie und da war er. Er stand in einem einfachen Hemd vorne am Kamin und starrte ins Feuer. Gott, warum sah er selbst darin so gut aus?!

„Ich hab dich beim Essen gesucht!" Ich schloss die Tür hinter mir und ging zu ihm. Er schwieg, doch seine Augen nahmen einen verletzten Ausdruck an. Er presste seine schönen Lippen fest aufeinander, sodass sie eine Linie ergab. Sein Kiefermuskel zuckte.

„Warum warst du nicht da? Hattest du keinen Hunger?"

Er schüttelte und zeigte auf einen Teller auf seinem Nachttisch. Oh er hatte gegessen. Aber ohne einen anderen Menschen als Gesellschaft.

„Dann warum warst du nicht bei uns und hast mit uns gegessen?" Ich wollte es aus seinem Mund hören. Ich legte eine Hand auf seine leicht bärtige Wange.

Er sah zu mir auf. Ich liebe diese schönen braunen warmen Augen. Sie strahlten aber Verletztheit und Ärgernis aus.

„Lady Stark erwünscht meine Anwesenheit beim Essen nicht! Es könnte ja die Königsfamilie brüskieren, wenn ein Bastard in ihrer Mitte verweilt." Er sah wieder zu Boden. Ich kniete mich vor ihn hin.

„Jon, schau mich an! Schau mich an!" forderte ich ihn auf. Ich hob sein Kinn nach oben. Er blickte mir geradewegs in die Augen.

„Jon! Ja, ich weiß, dass du unehelich geboren wurdest, aber kein Kind hat das Recht so verletzt zu werden. Kein Kind kann was für seine Eltern. Ja, mein Vater ist ein König, doch er ist mit der Krone untergegangen. Er war einst ein großer starker hitzköpfiger Krieger, der gerne sein Bett mit anderen Frauen teilt als meine Mutter. Aber ich kann daran nichts ändern. Er ist und wird für immer mein Vater bleiben. Er ist es, der es erlaubt hat mich zu meinem Onkel zu geben, aber er ist mein Vater. Meine Mutter gibt mir die Schuld an den Tod ihres ersten Junges, doch ein kleiner Säugling kann doch keinen Schaden anrichten. Es ist seit der Geburt ein unschuldiges Wesen, dass beschützt werden muss. Ich weiß, dass du ohne Mutter groß geworden bist. Ich weiß, dass du ein Bastard bist. Ich weiß, dass Lady Stark dich als eine Last an sieht. Und was ich auch weiß ist, dass du der beste Mann bist, den ich je kennen lernen durfte. Du bist mutig, fürsorglich, rücksichtsvoll, liebevoll, stark und klug und das ist es warum ich dich liebe! Ja, Jon Schnee, ich liebe dich! Ich liebe dich, weil du der Mann bist der mich so nimmt wie ich bin! Und ich darf dich daran erinnern, dass Orys Barath..."

Doch da wurde ich schon von ihm unterbrochen. Seine Lippen drückten sich auf meine. „Ich liebe dich auch, Lyanna!" hauchte er mir auf die Lippen. Er trug mich aufs Bett und drückte mich mit seinem Gewicht in die Matratze.

Schwitzend lag ich nah an ihn gedrückt, mein Kopf bettete ich auf seiner starken Brust. Er ließ seinen Daumen über meine Hüfte kreisen.

„Was hast du heute alles gemacht?" fragte er mich leise.

„Ich habe mich heute mit Lu und Li unterhalten und dabei sehr interessante Dinge in Erfahrung gebracht. Sie weiß über uns Bescheid! Stört es dich?"

„Wenn sie es niemand weiter erzählt ist alles gut!" antwortete er. Ich lächelte.

„Dann war da noch die sehr langweilige Stickstunde mit deiner liebreizenden Schwester Sansa, die über einen gewisses Monster schwärmte. Und Septa Mordane mit ihren Schimpfereien über Arya. Und Myrcella hat mit mir heute geredet. Sie ist ein sehr unschuldiges und liebes Mädchen. Sie kann nie einer Fliege etwas anhaben. Sie ist einfach zu süß! Dann wollte ich noch mit deinem Vater über Sansas Verlobung mit der Kröte reden und hab ihn dann in eurer Krypta gefunden. Apropo diese Gruft hat was eigenartiges an sich. Bei der Statue deiner Tante Lyanna, als dein Vater sich die Tränen weggewischt hat und verschwunden ist, hab ich so eine Stimme in meinem Kopf gehört! Lyanna! Hat sie dreimal gerufen. Dreimal wurde es immer lauter. Bei den alten Göttern und den neuen, ich schwöre es, ich habe davor nie eine Stimme in meinem Kopf gehört! Und ich lüge dich nicht an. Das würde ich gar nicht wagen! Jon, werd ich jetzt verrückt?"

Er schüttelte den Kopf und flüsterte mir zu: „Nein, du bist nicht verrückt! Man sagt es haben schon viele dort unten in den Tiefen Stimmen gehört! Und ich glaube dir, dass du mich nicht anlügst. Ich fühle es, dass du es gehört hast. Aber jetzt beruhige dich erst mal und schlaf ein wenig. Ich werde heute Nacht auf dich aufpassen!" Er küsste meine Stirn.

„Danke, Jon!" „Immer doch! Und jetzt schlaf, meine Lya!" hauchte er mir auf die Stirn.

„Ich liebe dich!" murmelte ich schläfrig.

„Ich liebe dich auch!" hörte ich seine raue Stimme, als ich schon auf den Weg in die Welt der Träume war.

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Juhu wieder ein Kapitel!
Hoffe euch gefällt es!
LG Stormy

Der wilde Sturm WIRD ÜBERARBEITETWo Geschichten leben. Entdecke jetzt