Kapitel 28|Anti- Monster

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'Ich fühlte mich gut und das war in diesem Moment alles was zählte.'

"Miss?"
"Hm?"
Langsam kam er mir näher.
Gleich würden sich unsere Lippen berühren.
Gleich würde das geschehen, was ich mir schon so lange erhoffte...
Plötzlich rüttelte jemand an meinem Arm.
Wie von der Tarantel gestochen fuhr ich hoch und sah in das freundliche Gesicht einer Krankenschwester.
"Was... Was ist los?", fragte ich erschrocken.
Die Krankenschwester sah mich entschuldigend an: "Ihre Eltern wollen Sie besuchen und ich denke nicht, dass sie das hier", sie deutete auf den schlafenden Kai, der noch halb auf mir lag. "... So erfreuen wird."
"Oh... Ähm, wir haben nicht... Er ist nur ein Freund... Irgendwie", stotterte ich.
"Schon okay. Sie brauchen mir nichts zu erklären. Ich denke nur, dass Sie ihn vielleicht wecken sollten, sonst...", sie verzog das Gesicht zu einem schrägen Grinsen.
"Ähm, ja klar. Ich... Ich werde ihn wecken", stotterte ich weiter.
"Gut. Ich sage Ihren Eltern einfach, dass Sie sich noch kurz frisch machen wollen."
Ich lachte: "Vielen Dank. Sie retten mir wirklich das Leben."
"Nichts zu danken. Ich kenne diese peinlichen Situationen mit den Eltern", antwortete sie und ging kichernd aus der Tür.

"Endlich!", rief Kai plötzlich aus, als die Krankenschwester wieder in den Flur getreten war. "Ich dachte, die geht nie."
"Dein Ernst?", stöhnte ich. "Du warst die ganze Zeit wach?"
"Jup."
Seufzend ließ ich mich wieder in die Kissen fallen.
Lachend nahm Kai seinen Arm von meiner Schulter und sprang aus dem Bett.
"Bleib bei mir", bettelte ich.
Wieder lachte er: "Wir wollen doch nicht, dass sie ihre Tochter mit einem kranken Mörder im Bett ertappen."
"Hey, niemand hat hier was von ertappen gesagt", lachte ich ebenfalls. "Mal ganz abgesehen davon bist du gar nicht so krank wie ich dachte."
"Sicher? Tief in mir bin ich immer noch der Psychopath. Und sobald es um dich geht, werde ich ihn rauslassen müssen. Dagegen kann ich nichts tun", antwortete er ernst.
'Wenn es um dich geht.'
Was meinte er damit denn wieder?
Ich gab es einfach auf.
Kai war ein großes Mysterium, dessen Geheimnis ich nicht so schnell lüften würde.
Er seufzte: "Ich geh' dann ma..."

"Lillian!", rief plötzlich jemand.

Hektisch stürmte eine zierliche Person in das Krankenhauszimmer.
Hinter ihr eine weitere.
"Mum?", erwiderte ich.
Diese hatte jedoch schon längst ihre Aufmerksamkeit dem verdutzten Kai geschenkt, der verwirrt zwischen meiner Mum und mir hin- und hersah.
"Wer ist denn das?", zischte sie mir zu und wackelte mit den Augenbrauen.
Mein Vater hingegen stand nur mit verschränkten Armen in der Tür und musterte das Geschehen.
Kai fing sich wieder: "Ähm, Hallo. Ich bin Kai. Ein... Freund Ihrer Tochter."
Lächelnd hielt er ihr seine Hand hin, die sie einmal kräftig durchschüttelte.
"Aha. Na dann. Ich bin Theresa. Lillians Mum. Und das ist Lillians Vater, Charles", antwortete sie und deutete auf meinen Dad, der bisher noch nichts gesagt hatte.
"Naja, ich... muss dann mal los", murmelte Kai beim Rausgehen.
Meine Mum hielt ihn jedoch auf.
Verdutzt starrte er auf ihre Hand, die sich in seine Lederjacke gekrallt hatte.
Ruckartig nahm sie sie weg.
"Meinen Mann und mich würde es sehr begrüßen, wenn Sie bei uns zu Abend essen würden. Sie müssen natürlich nicht... Es ist nur schön unsere Tochter mit dem... anderen Geschlecht zu sehen... ähm, aufzufinden...", murmelte sie stotternd, jedoch fiel ich ihr rechtzeitig ins Wort.
"Du musst nicht. Wirklich nicht. Meine Mum ist wahrscheinlich einfach nur ein bisschen aufgedreht. Sie redet nur Unsinn."
Nachdenklich legte Kai die Stirn in Falten und kam ein paar Schritte näher.
"Du willst also nicht, dass ich komme?"
"Nein, nein! Das hab ich nicht gesagt. Es ist nur..."
Fröhlich klatschte meine Mum in die Hände, während mein Dad das Geschehen weiterhin nur mit verwirrter Miene verfolgte: "Na, perfekt! Würde es Ihnen um 20 Uhr passen?"

"Ich werde da sein."

Einen Moment!
Was?
War das sein Ernst?!
Er konnte doch nicht einfach so von meinen Eltern zum Essen eingeladen werden!
Sie hassten es sogar, wenn ich nur für ein Referat einen Jungen mit nach Hause brachte.
Woher der plötzliche Sinneswandel?
Mal abgesehen von den 18 Jahren in der Gefängniswelt, sah man, dass Kai schon 22 war.
Für sie wäre er viel zu alt für mich gewesen!
Aber eine direkte Einladung zum Essen?
Irgendetwas war hier doch faul.

Aber mal ganz abgesehen davon, dass Kai in den Augen meiner Eltern der perfekte Mann für mich war, war da noch ein Problem:

Ich wusste nicht, ob ich mich in seiner Nähe noch länger im Griff haben würde...

Super Psycho Love (Kai Parker FF)  ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt