Kapitel 52|Nur ein Traum?

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Ein lautes Piepen riss mich mal wieder aus dem Schlaf, woraufhin ich ruckartig die Augen öffnete und mich erschrocken im Raum umsah. Ich spürte noch immer die Schmerzen in meinem Bauch, weshalb ich mich so gut wie gar nicht aufsetzen konnte.
Was war passiert?
Ein Blick auf mein Handy verriet mir, dass schon ein ganzer Tag vergangen war, seitdem...
Mit einem Mal erinnerte ich mich wieder.
Jo war hier gewesen, im Krankenhaus. Dann war noch mein Vater aufgetaucht und dann... Hatten sie mir irgendetwas gespritzt.
Doch davor war noch etwas anderes geschehen.
Kurz bevor ich in Ohnmacht gefallen war, hatte ich ihn gesehen, Kai.
Doch wo war er jetzt?
Hatte ich ihn nicht ganz genau erkannt?
War das nicht sein Geruch gewesen?
Sein Mantel?
Seine warme Stimme, die mir noch etwas zugeflüstert hatte, bevor ich völlig weg gewesen war?
Vielleicht war es wirklich nur ein Traum gewesen.
Oder ich wurde ganz einfach verrückt. Meine Sehnsucht nach Kai wuchs von Tag zu Tag mehr. Ich spürte, wie sie mich nach und nach immer mehr zerdrückte.
"Was soll ich nur tun?", murmelte ich leise und starrte dabei an die Decke, als würde ich von ihr eine Antwort erwarten. "Ich werde Kai nie wieder sehen und ich glaube, ich drehe langsam durch."
Meine Worte wurden von der Leere des Raumes verschlungen, wobei ich bemerkte, wie sich der Himmel draußen immer mehr verdunkelte.
Seufzend setzte ich mich auf und schlug meine Bettdecke beiseite. Es zog zwar noch immer an den Stellen, an denen genäht worden war, jedoch tat es nicht mehr so sehr wie vor ein paar Tagen.
Oder gestern, wo Jo und Charles mich attackiert hatten.
Quatsch! Wenn die beiden mich wirklich entführt hatten, wieso lag ich dann hier?
Sollte ich dann nicht wieder in irgendeiner Zelle auf einer rostigen Platte liegen, während mein Vater mich erstoch?
Ich musste halluziniert haben.
Anders konnte ich es mir einfach nicht erklären.

Mit zitternden Beinen und einer stützenden Hand am Bett machte ich mich auf dem Weg zum Fenster. Ich hasste Regen und schlechtes Wetter. Wenn ich mich schon schlecht fühlte, sollte dabei wenigstens die Sonne scheinen. Doch anscheinend wollte hier nichts so passieren, wie ich es wollte, weshalb mich das noch nicht einmal mehr wunderte. Der Regen peitschte gegen die Fenster, während die Bäume draußen leicht schaukelten.
Dort wo ich vorher gelebt hatte, war ähnliches Wetter gewesen. Immer stürmisch und regnerisch, selbst im Sommer hatte nur wenig die Sonne geschienen. Traurig schüttelte ich den Kopf.
All die Jahre hatte ich gedacht, das wäre meine Heimatstadt gewesen. Der Ort, an dem ich mich nicht unwohler hätte fühlen können. Das war alles eine Lüge. Portland. Das war meine Heimat.
Ein lautes Seufzen entwich meiner Lippen. Würde ich überhaupt irgendwann mal meine wahre Familie kennenlernen? Ich konnte nur hoffen, denn sie konnten wirklich überall sein, ohne zu wissen, dass wir eine Familie waren.
Aber meine Zwillingsschwester? Sie sah fast genauso aus wie ich. Der einzige Unterschied war, dass sie eine größere und schlankere Statur hatte, während ich klein und zierlich war. Ich musste sie also erkennen.

Da stand ich hier also. Verletzt von dem Mann, von dem ich jahrelang geglaubt hatte, er sei mein Vater, getrennt von meiner wahren Familie, meiner Zwillingsschwester, verwirrt, ängstlich, dass Jo doch wieder zurückkommen könnte... Ich hatte noch nie so viel Emotionen auf einmal gespürt. Es war wie ein Strudel, der in meinem Kopf herumschwirrte.
Seufzend stützte ich meine Ellbogen auf dem Fensterbrett ab und legte meinen Kopf in meine Hände.
"Wo bist du nur, Kai?", murmelte ich.
"Bitte komm einfach zurück. Ich schaffe das alles nicht ohne dich."

Ein leises Klicken riss mich aus meinen Gedanken. Es hatte sich so angehört, als wäre jemand durch meine Tür gegangen... Schritte waren zu hören, ich jedoch traute mich nicht mich umzudrehen. Zu groß war die Angst, dass es Jo oder einer ihrer Anhänger waren, die nur gekommen waren, um mich endgültig zu killen.
Ich seufzte noch einmal: "Mach es einfach schnell."
Keine Antwort zu hören. Nur die Schritte, die die Person weiterhin machte, bis sie fast direkt hinter mir stand.
"Los, tu' es."
Wieder kam keine Antwort, diesmal jedoch spürte ich plötzlich zwei warme Hände, die an meine Hüfte gelegt wurden.
"Was soll das...?"
Mitten im Satz hatte ich mich zu der Person umgedreht. Zu meinem Erstaunen war es allerdings nicht Jo oder einer ihrer Schoßhündchen, sondern die Person, die ich in diesem Moment am wenigsten erwartet hätte.
Tränen sammelten sich in meinen Augen, als ich sein wunderbares Lächeln erblickte.
"Kai, du bist wieder da."

Haiii, wie ihr vielleicht schon bemerkt haben solltet, wendet sich das Buch langsam dem Ende zu. Ich habe mir vorgenommen noch vor Jahresende fertig zu werden. Hach, dann ist es endlich geschafft! Eineinhalb Jahre schreibe ich schon diese Geschichte... Pfuu, das war auf jeden Fall eine schwere Geburt! Aber naja, es werden noch ein paar Kapitel kommen und dann ist es vollendet.

Super Psycho Love (Kai Parker FF)  ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt