8.

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Amelia schläft noch den Tag und die folgende Nacht durch, ehe sie am Morgen darauf wach wird. Als sie ihre Augen öffnet überkam sie kurz ein Schock, da sie kurzzeitig vergessen hat wo sie sich befand. Doch einen kurzen Augenblick später fällt ihr wieder ein wo sie ist und auch das sie den Bauernjungen, Arthur, sofort angefahren hat. Sie steht auf und verlässt das Zimmer. Sie hatte wohl in ihren Klamotten geschlafen und fühlt sich aufgrund dessen sehr unwohl und macht sich auf die Suche nach Stuard, der aber bereits am Vortag weggefahren ist. Am Tisch sitzen bereits Mutter und Sohn und decken diesen.
"Guten Morgen, Dornröschen.", begrüßt Alissa sie.
"Wo ist Stuard? Er muss mich umziehen! Unglaublich das er das nicht getan hat.", fragt Amelia befehlerisch.
"Er ist bereits gestern gefahren. Und außerdem wird sich in diesem Haus selber umgezogen, keine Ausnahmen!", lacht die rundliche Frau heiter zur Antwort.
"Gestern? Wie lange habe ich denn geschlafen?", fragt das Mädchen schockiert.
"Nur den gestrigen Tag deiner Ankunft und die Nacht darauf.", antwortet ihr Arthur mit einem grinsen. Amelia rümpft die Nase als sie bemerkt wer dieses Mal geantwortet hat.
"Hm. Nun gut, dann versuche ich mich selber umzuziehen.", antwortet sie dann, etwas in ihrem Stolz gekränkt.
"Ich kann dir auch gerne helfen! Bis jetzt habe ich nur Bauernmädchen nackt sehen können!", bietet Arthur lachend an.
"Arthur!", ermahnt Alissa ihren Sohn. Amelia dreht sich wütend weg und knallt die Tür laut hinter sich zu.
"Verzeihung, Mama. Keine Sorge, die einzigen Körper die ich nackt gesehen haben waren Unfälle am Fluss... Und nicht immer von Frauen.", erklärt Arthur und lächelt seine Mutter unschuldig an.
"Eines Tages treibst du mich noch in den Wahnsinn! Wie dein Vater: Große Klappe, nichts dahinter!", sagt ihm seine Mutter kopfschüttelnd.
Amelia öffnet den Schrank und sieht ihre Kleider an, die alle ordentlich nach Farben geordnet drinnen hängen. Eines davon nimmt sie sich raus und ihr versuch sich umzukleiden beginnt. Als sie ihr abgetragenes Kleid auszieht, bekommt sie es nicht richtig hin und zerreißt es versehentlich.
"Oh nein... Ach, kein Drama! Isabelle wird das sicher nähen können.", nuschelt sie vor sich her und bekommt es irgendwie hin aus dem Kleid zu kommen. Schweißperlen auf ihrer Stirn werden sichtbar als sie nun das Kleid ansieht, in das sie sich einkleiden möchte. Ihr fällt es schwer, zu glauben das etwas so Alltägliches dermaßen schwierig ist. Sie beginnt mit dem Korsett und bekommt ihn ganz und gar nicht gebunden und an der Taille ist es auch nicht, sondern mehr an den Hüften. Darauf zieht sie sich anstatt des Unterrocks verzweifelt das Kleid über den Kopf, findet jedoch weder die Löcher für Arme noch Kopf. Als sie sich den Weg durchkämpfte schaffte sie nur mit einem Arm den Weg durch den Ärmel und ihr Kopf war an der Oberfläche. Da fiel ihr ein, das der Unterrock fehlt, doch da sie Angst hatte, das Kleid auszuziehen versuchte sie ihn sich einfach noch drunter zu ziehen. Amelia ist bereits vierzehn Jahre alt, doch dies erschien ihr wie eine Sache der Unmöglichkeit. Den Unterrock hat sie aufgegeben und ließ ihn ungeordnet angezogen. Die schaffte es, den zweiten Arm zu ordnen und griff nach einer Bürste. Der Schmerz, der sie durchfuhr als sie den ersten Zug durch ihr Haar zog, war unvorstellbar.
"Ahh! Ich lass den Mist!", schrie sie und verließ dann das Zimmer. Verdutz sehen Alissa und Arthur Amelia an. Ein wütendes Mädchen mit einem total zerknittertem Rock, einer unproportionierter Figur, da weder der Unterrock noch das Korsett richtig sitzen und ungebürstetem Haar steht im Türrahmen.
"Ich hätte vielleicht doch helfen sol-", fängt Arthur an, wird aber von seiner Mutter unterbrochen.
"Komm mal mit, liebe Amelia. Ich habe da was für dich.", setzte sie an und führte das Mädchen mit einer Hand auf ihrem Rücken in ein Zimmer. Dort suchte sie sich einen Bündel Kleider aus und verschwand darauf mit Amelia zurück in ihr Zimmer.
"Ich habe auch Töchter gebärt, weißt du? Zwei von ihnen haben ihre ganzen Klamotten hier gelassen, weil sie in die Stadt gezogen sind und es ihnen auch nicht mehr passt. Ich werde dir die nächsten Tage beim Anziehen helfen, aber du sollst aufpassen damit du das bald selber hin bekommst.", erzählt sie Amelia in einem Verständnisvollem Ton.
"Ich habe genug eigenen Kleider dabei! Ich brauche keine Kleider von deiner Tochter!", zickt Amelia rum.
"Du wirst sehr viel draußen arbeiten müssen, da sind deine schönen Kleider aus Seide zu Wertvoll für.", versucht Alissa, Amelia zu überzeugen.
"Ich werde bestimmt nicht rausgehen! Da ist alles dreckig, über all sind Tiere und das schlimmste sind die ganzen Dorftrottel!", ruft Amelia aufgebracht.
"Du musst erst etwas kennen lernen, bevor du darüber Urteilen kannst, ehrenvolles Fräulein!", spricht Alissa in einem beruhigenden Ton.
"Beispielweise mit dem Eintopf von gestern?", beendete Alissa ihren Satz dann. Amelia zog ihre Augenbrauen zusammen, drehte sich aber schweigend um und schob ihr langes Haar zur Seite. Alissa verstand, dass das Mädchen sich jetzt darauf einlässt und öffnet den Reißverschluss. Sie half Amelia aus ihrer Kleidung, in die Kleidung ihrer Tochter rein. Dabei erklärte sie ihr immerzu welche Schritte folgen um es ihr bei zu bringen. daraufhin bürstet sie ihr das Haar und auch dabei erklärt sie, wie man es schmerzlos hin bekommt. Zuletzt Flechtet sie Amelias Haar zu einem langem Bauernzopf.
"Siehst du? War doch gar nicht so schwer, oder?", fragte die mehrfache Mutter das Adelige Kind. Diese nickte Stumm un fühlte mit einer Hand am Zopf entlang.
"Moment! Ich habe einen Spiegel in dem du dich ansehen kannst.", sagte Alissa und eilte aus dem Zimmer. Amelia sah an sich herab. Was sie trägt ist zwar ein Rock aber aus altem abgenutztem Stoff, paar Flickentücher, mit denen Löcher zugenäht wurden, waren drauf und darüber hat Alissa ihr noch eine Schürze umgebunden. Als Oberteil hatte sie ein kurzärmeliges altes, ebenfalls aus billigem Stoff bestehendes Hemd, das unter den Rock gesteckt wurde. Amelia ging im Kopf noch einmal durch in welchen Schritten Alissa ihr das angezogen hatte, da kam die Mutter auch wieder zurück ins Zimmer mit einem alten kleinen Handspiegel, den sie ihr dann in die Hand gibt. Amelia hielt ihn schräg hoch um ihren Zopf anzusehen.
"Schön...", hauchte sie, unerwartet sehr begeistert.
"Na komm, du musst doch Frühstücken und danach wird dir mein Sohn unseren kleinen Hof und unser großes Feld zeigen.", sagt Alissa.
"Mit dem dreckigen Unhold?", fragte Amelia schockiert. Alissa sah das Mädchen mahnend an worauf hin diese sofort anfing zu schweigen und wiederwillig mit Alissa in die Küche ging.

Was dein Herz dir sagtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt