Was dein Herz dir sagt

3.

Ihr Vater nickte als er das Tuch an sich nahm und lächelte freundlich. Anette gab sich geschlagen, da sie bereits wusste das das Kind bekommen wird, was es will.
Tatsächlich nahm Phillipe, wie er es versprochen hatte, bereits früh am Morgen eine Kutsche in die Stadt zum Puppenbastler. Betty trug bereits wieder ihr Kleid, jedoch ohne Löcher oder dreck wobei es wieder in seinem alten weiß aufblitze. Isabelle hatte ihre Aufgabe gut erledigt und es fehlte nur noch der Teil der Arbeit, den der Puppenbastler vollbringen wird.
Beim betreten des Puppen laden klingelte eine kleine Glocke, woraufhin ein älterer Herr hinter der Theke auf die Eingangstür Aufmerksam wurde.
"Phillipe! Was soll es dieses mal sein? Noch ein schönes Püppchen für die kleine Amelia?", rief dieser dann auch schon lautstark durch den Laden. Daraufhin lächelte Phillipe zufrieden und antwortete: "Guten Tag, George! Nein, heute habe ich einen anderen Wunsch!"
Er packte die alte, kaputte Puppe aus seiner Tasche, übergab sie dann an der Theke dem alten Mann und nahm anschließend seine Mütze vom Kopf ab.
"Sie soll einen neuen Arm und neue Augen bekommen.", fügte Phillipe danach noch hinzu. Der alte Puppenbastler sah sich die Puppe nun genauer an wofür er eine kleine runde Brille aufsetzte. Nach paar genaueren Inspizierungen wurden seine Augen ganz groß und er fragte erstaunt: "Woher hast du diese Puppe her, Phillipe?"
"Meine Tochter hat sie wohl gefunden und oft damit gespielt.  Nun wollte sie diese bei sich Zuhause haben.", beantwortete Phillipe die Frage des alten Georges verwundert. Die Augen des Puppenbastler fingen förmlich an zu leuchten bevor er weiter sagte: "Kaum zu glauben! Das ist ein Einzelexemplar vom berühmten Puppenmacher Michael Worth!"
Der junge Vater machte kurz einen nachdenklichen eindruck und schüttelte ungläubig den Kopf: "Doch nicht etwa von dem Michael...-", wurde aber von George unterbrochen der Begeistert weiter erzählt: "Er hat sie wohl nach dem abbild seiner heißgeliebten Frau gemacht und diese auch ihr geschenkt! Mit Freuden richte ich sie wieder komplett für die kleine her! Noch nie durfte ich an solch einer antiken Puppe basteln! Sie können gleich heute Abend nochmal vorbeischauen!"
Phillipe nickte, wirkte leicht neben der Spur und verließ den Laden um zurück zum Anwesen zu fahren.
Amelia hat gerade Mathematikunterricht und langweilt sich, denn sie war im Gedanken bei Betty und ihrem bevorstehendem Geburtstag.
"Also was ist 12x4, Fräulein?", fragte Mrs. Angels und schob ihre winzige Brille an ihrer Nase entlang runter zur spitze und sah Amelia Erwartungsvoll an. Amelia träumte und bekam die Frage nicht mit. Die Lehrerin räuspert sich: "Fräulein? Haben sie das große 1x1 nicht geübt?"
Amelia bemerkte den durchdringenden Blick und richtete sich so schnell es ging wieder auf. Im Kopf fischte sie nach ausreden und anschließend sprudelten ihr die Worte aus dem Mund: "Ich habe einen neuen Tanz dessen schritte mir etwas schwieriger fallen... und ich habe bald meinen Geburtstag..."
Mrs. Angels zog ihre Brille wieder hoch und sagte: " Nun, ich kenne dich bereits lange genug um zu Wissen das deine Aufmerksamkeit nicht länger meinem Unterricht gehört... Deine Eltern bezahlen viel für diesen Unterricht... Wir beenden den Unterricht  jetzt aber du musst mir versprechen das große 1x1 nochmal ganz gründlich zu üben!"
"Ja, Mrs. Angels!", schoss es  aus dem Mädchen heraus und sprang sofort vom Stuhl runter.
Als sie aus dem Zimmer hinauslief landete sie sofort in den Armen ihres Vaters. Dieser umarmte seine Tochter Liebevoll, zog seinen Hut ab und sagte: " Deine Betty wird schon diesen Abend fertig sein! Aber du bekommst sie erst in zwei Tagen an deinem Geburtstag."
Amelia wirkte enttäuscht, fast als hätte sie erwartet das sie ihrer geliebte Freundin aus Porzellan sofort fertig bekommen würde vor ihrem Geburtstag.
"Na gut, Papa... Aber behandel sie solange gut!", sagte sie enttäuscht.
Am späten Nachmittag konnte Amelia beim Tanzunterricht mit Mr. Daugh etwas Ablenkung gewinnen und zeigte sich ihrem Lehrer von ihrer besten Seite.
Am frühen Abend, gerade als Amelia mit ihrer Mutter einen Tee trank, fuhr Phillipe mit der Kutsche erneut Richtung Stadt um die Puppe abzuholen.
In der Kutsche ist Phillipe in Gedanken versunken, lächelte schwach und flüsterte: "Kaum zu fassen..."
Erneut klingelte das helle Glöckchen als Phillipe den Laden betrat und erneut wurde der alte Mann hinter der Theke Aufmerksam.
"Phillipe, ich habe sie erwartet! Der Puppe geht es fantastisch!", rief dieser auch sofort.
Der kleine Laden war voller Puppen und Kinderträumen gefüllt und auch der Boden knarckste etwas, wenn man genau hinhörte, unter den Füßen. George hohlte einen Bündel und sobald Phillipe die Theke erreichte, öffnete er diesen. Betty blickte ihn mit ihren wunderschönen neuen hellen blauen Augen an. Der abgesplitterte Lack ihrer Haut ist frisch und auch der Arm war wieder da, wo er hingehört, fast so, als wäre er nie weggewesen.
"Wunderschön...", hauchte der junge Vater begeistert.
"Nicht wahr? Michael verstand sein Handwerk gut und ich kann auch gut verstehen warum er sein Herz an so einer Frau verloren hat!", lachte der alte Puppenbastler, wobei sein Bauch auf und ab sprang.
"Vielen Dank, George! Wie viel bekommst du von mir?", fragte Phillipe noch voller erstaunen. Der alte Mann lachte herzlich und machte eine kurze winkende Bewegung mit seiner Hand und antwortete: "Ich müsste dich bezahlen, dafür, das ich an so einer Rarität rumbasteln durfte! Nimm es so, das ist mein Geschenk an die kleine Eindeckerin!"
Dankend nahm Phillipe seinen Hut ab und verließ daraufhin den Laden und fuhr Nach Hause.
Daheim lief ihm seine Tochter auch bereits glücklich entgegen und fragte sofort: "Wie sieht sie aus?"
Phillipe lächelte und antwortete: "Schöner als du es dir Vorstellen kannst! Aber wieso liegt denn meine kleine noch nicht in ihrem gemütlichen Bett und träumt bereits ihren siebten Traum?"
Das Kind kichert kurz, gibt ihrem Vater einen dicken Schmatzer auf die Wange und lief in Richtung ihres Zimmers.
Die darauffolgenden zwei Tage gingen für Amelia nur sehr schleppend voran, doch selbst der meist ersehnte Tag ist nun da.