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"Ab geht es ihr beiden!", ruft Anette als die zwei Kinder zu lange für das Frühstück gebraucht haben. Beide eilen aus der Hütte und sofort fing Arthur an: "Du hattest mir gestern angefangen über das Buch zu erzählen, das du  gerne gelesen hast!"
Amelia nickt zufrieden und erzählt wie es nun üblich war, über ihren Alltag daheim während sie gemeinsam, den großteil natürlich Arthur, die Arbeit erledigen.
"Genau. Es handelt um eine Dame die sich in zwei Männer verliebt hat, von einem schwanger wurde, sich aber trotzdem nicht entscheiden konnte!", erzählte das Mädchen entsetz und begeistert zugleich.
"Wusste sie denn wer der Vater ist?", hackt Arthur nach.
Amelia schüttelt den Kopf: "Nein! Der eine war ihr verlobter und der andere war ein wilder Junge, deren Vater als Schuster verdiente!"
"Wie kam es denn dazu, das sie den anderen kennen gelernt hat?", fragt Arthur nach.
"Ach, das ist so viel zu erzählen... Wenn du doch nur lesen könntest. Ich denke, das Buch würde auch dir äußerst gefallen!", seufzt Amelia.
"Du kannst mir heute Abend ja wieder die Buchstaben beibringen, wie die letzten Tage!", schlägt Arthur zufrieden vor. Amelia nickt und grinst.
"Habe ich dir schon erzählt, wie Isabelle mit dem Wertvollen, von Stuard zubereitetem, Kuchen stolperte und so den ganzen Geburtstag von meiner Mutter zerstörte?", beginnt Amelia eine neue Geschichte, doch Arthur nickt.
"Ja, du warst so sauer, das du ihr auf den Fuß getreten bist.", erzählt Arthur.
Das Mädchen überlegt kurz. Es sind bereits sechs Wochen, seit ihrer Ankunft vergangen und so gut wie alles, was erzählt werden konnte, ist ausgesprochen.
"Und da, wo Lawrence sich mit Lauren zerstritten hat?", versucht es das Mädchen ein weiteres Mal, doch wieder nickt der Junge bloß.
"Was ist denn los, Amelia? Fallen dir keine Geschichten mehr ein?", fragt Arthur und steht gerade nach dem Hühnermist vom Boden abkratzen auf. Dieses Mal ist es Amelia die den Kopf schüttelt.
"Ich habe dir so viel erzählt, aber dadurch vermisse ich mein heim umso mehr... Lawrence und meine Eltern vermissen mich bestimmt auch... Es ist so schrecklich. Auch tanzen konnte ich nun schon so lange nicht mehr.", klagt sie daraufhin vor sich her. 
"Weißt du, meine Mutter hat mir mal von einer Frau erzählt, die genau anders herum gedacht hat, als du.", fing Arthur an. Das Mädchen sieht Arthur nun fragend an und dieser versteht, das er weiter erzählen soll, wenn er nicht möchte das man ihm auf den Fuß tretet.
"Nun, bei uns im Dorf, vor langer Zeit, als meine Mutter noch nicht auf der Welt war, gab es einen Mann der hier gewohnt hat. Dieser bekam oft besuch von einer wunderschönen, adeligen Dame und die beiden verliebten sich ineinander und schon bald darauf heirateten sie. Doch anstatt, ihren Mann in den Adelsstand zu überschreiben und das vermögen zu übernehmen, entschied sich die Frau für das Leben mit ihrem Liebsten im Dorf. Ihr Adelsname, war dadurch sehr beschlagen, doch das war ihr egal, denn sie war hier glücklich.", erzählt der Junge darauf mit ausdrucksvollen Armbewegungen.
"Ihre Arme Familie! Sie hat den Adelsnamen so beschmutz!", ruft Amelia empört, worauf Arthur lacht und das Mädchen ansieht.
"Da sind wir wieder!", verkündet der schwarzschopf plötzlich als sie das Feld erreicht haben. Stundenlang gossen sie gemeinsam die Pflanzen und anschließend fügt Arthur Dünger hinzu. Nachdem der tüchtige Junge fertig geworden ist und sich bereit auf den Weg zurück zur Hütte machen möchte, hält Amelia ihn plötzlich auf. 
"Warte einen Moment.", fordert sie ihn auf und wirkt etwas zurückhaltend. Arthur dreht sich fragend um, lässt seinen Blick über das Feld schweifen und fragt anschließend: "Was ist denn? habe ich eine Pflanze vergessen?"
"Nein! Nicht doch... K-Kannst du mit mir tanzen?", fragt Amelia mit knallrotem Gesicht aus dem nichts. Der Junge bekommt gerötete Wangen und antwortet bedauernd: "Ich kann das doch garnicht... Mir wurde das nie beigebracht."
Amelia griff daraufhin Arthur an der Hand und ruft etwas selbstsicherer: "Ich zeige dir, wie es geht! Bitte, einen ganz einfachen!"
Da der Junge nichts großartiges mehr dagegen unternehmen konnte, nickte er bloß und passt aufmerksam auf die Bewegungen und den Anweisungen von Amelia zu und lernt sehr schnell.
"Super! Das klappt schon sehr gut! Lass es uns jetzt am Stück versuchen!", ruft das Adelige Kind begeistert, nach einer Stunde des übens. Der Bauernjunge nickt lächelnd und umgreift Amelia so, wie sie es ihm beigebracht hat.
"Auf drei legen wir los. 1... 2... und 3!", warnt Amelia und beide beginnen ihre Schritte gekonnt auszuführen. Bereits kurz nachdem sie angefangen haben, beginnt das Mädchen dazu eine passende Melody zu summen. Sie lächelt zufrieden und presst nach einer Weile ihr Gesicht an die Brust des Jungen. Dieser sieht zu ihr runter und errötet leicht und so verweilten die Minuten. 
"Wir sollten langsam zurück, oder? Meine Mutti wartet bestimmt mit dem Essen.", unterbrach Arthur nach einer Weile den gemeinsamen Tanz der beiden. 
"Richtig! Das köstliche Essen deiner Mutter!", erschreckt Amelia, die die Zeit ganz aus dem Sinn verloren hat.
"Na, dann auf geht es, kleine Tänzerin!", lacht Arthur ihr zu und läuft los. Die Laune des Mädchens war deutlich gestiegen, weswegen sie Lachend hinterher läuft. An der Hütte angekommen, fällt Amelia dem Jungen überraschender Weise dem Jungen um den Hals, worauf dieser seine Augen überrascht aufreißt.
"Womit habe ich das denn verdient?", fragt dieser schmunzelt.
"Das ist mein Dankeschön für heute und außerdem war mir einfach danach!", antwortet Amelia und löst die Umarmung.
"Außerdem... Bist du jetzt dran mit erzählen in den nächsten Wochen! Aber keine Dorf-Geschichten, sondern deine eigenen! So wie ich.", fügt das Mädchen hinzu.
"Wer hat das denn entschieden?", neckt Arthur das Mädchen, die ihn daraufhin schnell ihren alten todesblick zuwirft. Arthur reißt sofort ihre Augen auf: "Ganz wie es ihnen Recht ist, edle Amelia."
Darauf klopft er an der Tür und Alissa mit fragendem Blick öffnet ihnen: "Wo wart ihr heute denn so lange?"
"Das Fräulein wollte dem niederen Volk heute noch unbedingt das Tanzen beibringen!", lacht Arthur und stürmt in die Hütte an den Esstisch.
Zum ersten Mal schämt sich Amelia für ihre Worte, fasst sich aber schnell als sie das köstliche Hähnchen fleisch riecht und die Kartoffel sieht.
Wie immer essen sie gemeinsam, Alissa erzählt die üblichen Dorf-Geschichten und danach vertreiben sich die Kinder die Zeit, ehe es ins Bett geht und der nächste Tag anbricht.

Was dein Herz dir sagtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt