17.

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"Soll ich schon mal vorgehen? Oder einfach hier stehen bleiben?", fragt sich Amelia. Es war Ende Sommer und die ersten Blätter fingen schon sich zu Färben. Das Mädchen sieht sich um und versucht Arthur mit Rupert in der Ferne zu erspähen.
"Suchst du jemanden?", fragt plötzlich eine Frauenstimme hinter Amelia. Die Adelige erschreckt sich leicht und dreht sich um. Ein kleines Mädchen, das Amelia gerade zum Bauchnabel reicht mit braunem Haar, das zu einem Bob zurecht geschnitten ist. Ihre Augen wirken so riesig, fast wie die eines Rehs oder einer Kuh. Braune Augen.  Dazu trägt sie ein rotes Kleid und abgenutzte Schuhe.
"Nein, alles gut. Wer bist du denn?", fragt Amelia das kleine Mädchen und hockt sich zu ihr runter.
"Meine Eltern wohnen in der Stadt hier in der Nähe. Aber unser Geld reicht nicht mehr aus deswegen ziehen wir hierher.", erzählt die kleine.
"Das tut mir aber Leid.", versucht Amelia die kleine zu trösten.
"Das ist nicht schlimm. Mama sagt ich werde hier ganz viele neue Freunde finden!", antwortet das Mädchen mit einem breiten grinsen im Gesicht und läuft nun weiter den Trampelpfad runter.

"Haha, komisches Mädchen. Im vergleich zu den Dorfbewohnern war sie sehr nett zu mir.", freut sich das Adelige Mädchen. Kurz darauf sieht sie auch wie Arthur zusammen mit Rupert zu ihr aufsteigen.
"Amelia! Wir gehen zur Hütte!", ruft Arthur weiter weg und winkt Amelia zu sich.
Kurz wundert sich das Adelige Mädchen, läuft aber schnell in deren Richtung.
Bei der Hütte angekommen kommt es aus Rupert: "Ich wusste nie das hier wirklich eine Hütte steht."
"Hier erklären wir dir alles.", kündigt Arthur an.
Zusammen betreten sie die Hütte und setzten sich auf die alte Couch die die verliebten gemeinsam ausgeklopft hatten.
"Hättest du heute mal die Möbel geflickt, Amelia! Wir haben jetzt Besuch und müssen hier drauf sitzen.", witzelt der Junge.
Das Mädchen ist jedoch nur verwirrt und versteht den Scherz nicht so ganz.
"Wir erklären alles?", fragt die Blondine nun.
"Ja. Er ist immerhin mein bester Freund und ich bin es ihm nach dem Schlag schuldig...", antwortet Arthur Ernst.
Und so kam es das die Kinder eine lange Zeit gemeinsam alles von Anfang an erzählten und Rupert von ihrer Geheimen, heiklen und doch so verführerisch süßen Liebe bescheid weiß.
"Woah.. Also ihr traut euch was.", sagt Rupert lediglich am Ende.
"Verrate es bitte niemandem.", betont Amelia besorgt. Der Rotschopf nickt Verständnisvoll.
"Werdet ihr es denn wirklich hinbekommen danach nichts mehr miteinander zu machen?", fragt er.
"Wir müssen.", antworten die  beiden fast gleichzeitig.
"Schade. Die Hütte hier ist echt cool! Wenn ihr wollt, kann ich gerne bei der Renovierung mit anpacken!", schlägt Rupert vor.
"Wirklich?", fragt sein Freund.
"Klar! Aber so richtig! Wir verlegen neuen Boden, hämmern die Löcher zu. Machen's halt bewohnbar!", erklärt der Rotschopf.
Strahlend sehen ihn die verliebten an. 
"Nur so schnell geht das ganze leider nicht.. Amelia wird die Hütte wohl vor der Abreise komplett Fertig nicht mehr sehen..", erwähnt Rupert mit ruhigen Ton.
"Das macht nichts.. so können wir aber gemeinsam noch viel Zeit verbringen bis ich abfahre und was nützliches tun.", versucht Amelia ihre Traurigkeit zu überspielen.
Die Kinder nickten und in den nächsten Wochen arbeiteten sie so oft sie konnten an der Hütte. Dabei verging die Zeit für die verliebten fast noch schneller um, als sie es schon ohnehin tat.

"Ich muss langsam anfangen meine Sachen einzupacken..", bemerkt Amelia.
"Noch 4 Tage...", haucht Arthur.
Stille.
"Sollen wir anfangen?", fragt Amelia. Bedrückt nickt Arthur.
Sie hohlen den großen Koffer der die ganze Zeit über unter dem Bett vertaut war hervor und öffnen ihn. Eine Sache nach der anderen von Amelia landet nun gefaltet in ihm.
"Ich finde wir haben richtig viel geschafft in der Hütte.", versucht Amelia die Stummg etwas zu heben.
"Ja, zwei Zimmer haben nun einen glänzend neunen Boden.", erwähnt Arthur stolz.
"Von Fünf...", lacht Amelia und findet plötzlich nicht mehr das sie so viel geschafft haben.
"Es ist eine wirklich große Hütte! Meine Mutter hat sich damals bestimmt als wir noch so viele waren genauso eine gewünscht.", erzählt der Junge.

"Eure Hütte ist doch auch recht groß im Vergleich zu dem Rest.", sagt Amelia.
"Ja, aber drei Zimmer mit Küche für sechs Kinder ist doch wenig.", sagt Arthur.
"Stimmt...", nickt das Mädchen.
"Wie viele Zimmer hat dein Haus, Amelia?", fragt ihr Freund neugierig.
"Das weiß ich gar nicht so genau. So 37. Mit Lawrence Etage wahrscheinlich noch mehr.", versucht das Mädchen sich zu erinnern.
"Was echt?!", fragt der Junge ungläubig.
"Natürlich. Tanzsaal, Lehrraum, Bibliothek, zwei Büros für meine Eltern, Schlafzimmer für Angestellte, mein Zimmer, das meiner Eltern und so weiter.", zählt Amelia die Zimmer auf.
"Aber hier hab ich gelernt, das es sehr einsam macht wenn jeder so viel Platz nur für sich hat. Ich habe Lawrence so selten gesehen, dabei leben wir im selben Anwesen. Seltsam, oder? Selbst meine Eltern habe ich an manchen Tagen nur zum Essen gesehen. Es ist schön wenn man so Nah beieinander lebt.", erzählt Amelia mit einem leicht traurigen Blick.
"Ja, es ist wirklich schön. Vor allem mit Menschen die man liebt.", stimmt Arthur zu.
"Ob auch mein Eheleben so einsam sein wird?", fragt Amelia mehr sich selbst als Arthur.
Der Junge nimmt das Gesicht des Mädchens und küsst sie innig. Sie umschlingt ihn und der Kuss hält eine lange weile an.
"Ich Liebe dich, Arthur...", sagt Amelia mit einer kratzigen Stimme.
"Ich dich auch, meine Prinzessin.", erwidert der schwarzhaarige Junge.
"Genießen wir unsere letzten Tage in vollen Zügen und reden nicht über sowas!", sagt Amelia entschlossen. Arthur nickt und sie verfallen beide wieder in einen innigen Kuss.
Die letzten Tage arbeiten die Kinder nicht mehr an der Hütte, sondern verbringen stattdessen die Zeit in  Zweisamkeit.
"So, Fertig...", seufzt Amelia und setzt sich auf ihr Bett. Vorsichtig betritt Arthur das Zimmer.
"Wollen wir heute nochmal zur Hütte?", fragt er. Amelia lächelt traurig und nickt. Zusammen brechen sie dorthin auf. Es war ihr letzter Tag. Heute geht alles zu Ende. Ihre Tage als Paar sind Vergangenheit und Amelia kehrt zurück in das Leben der reichen und Schönen. Heiratet. Gebärt Kinder. Alles ohne Arthur.
In der Hütte angekommen liegen sich beide mit Tränen in den Armen. Bitterliche Tränen kullerten beiden die Wangen runter. Sie küssten sich, sie tanzen und weinten, weinten und weinten.
"Ich werde dich immer Lieben, mein Prinz...", haucht Amelia um weitere Tränen zu vermeiden.
"Ich dich auch, mein Engel...", antwortet Arthur ihr auch flüsternd. Anschließend herrscht stille und sie lauschen dem Wind der durch die immer noch kaputten Scheiben weht.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 12, 2020 ⏰

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