Kapitel 1 - Neuanfang

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~An meinen Händen klebt Blut und ich will nicht immer wieder daran erinnert werden~

Hermines POV:
Gedankenverloren spülte sie gerade einen großen Bierkrug aus und stellte ihn auf die Anrichte, um ihn später abtrocknen zu können. Sie ließ ihren Blick durch die Bar schweifen. Kaum Gäste waren da und genau in so einer Situation wurde dieser Job langweilig. Es hatte Hermine riesige Überwindung gekostet ausgerechnet beim drei Besen für einen Job anzufragen, doch das war es gewesen, wonach ihr Herz geschrien hatte. Naja, nicht ganz, aber es ging in die richtige Richtung. Und Hermine bereute ihre Entscheidung so gut wie nie. Auch wenn es an leeren Tagen verdammt langweilig war und auch wenn die Erinnerungen an diese Bar eigentlich viel zu schmerzlich schön waren, es war ein Schritt in die richtige Richtung. Noch heute, knapp sechs Monate nach der zweiten Schlacht um Hogwarts verging kein Tag, an dem sie nicht mindestens eine Sekunde an Draco dachte. Es tat noch immer weh nicht mehr seine Granger sein zu können. Ja, sie vermisste sogar, dass er sie so nannte. Sie vermisste ihn. Doch Tag für Tag wurde es weniger. Es tat weniger weh, sie dachte weniger an ihn und langsam, ganz langsam war sie auch wieder in der Lage sich auf etwas Neues einzulassen. Seit zwei Monaten datete sie George und es schien so, dass sie dabei war sich in ihn zu verlieben. Am Anfang war es nur zum Trost und zur Ablenkung von Draco gewesen, doch jetzt schien sich daraus wirklich etwas zu entwickeln. Am Anfang hatte sich Hermine wie verbissen an Dracos Versprechen gehängt. Das Versprechen, dass er sie Hermine nennen würde. Eines Tages... Doch mit der Zeit hatte sich Hermine damit abgefunden, dass es bloß leere und bedeutungslose Worte gewesen waren. Sie hatte aufgehört jeden Tag auf eine Eule von ihm zu hoffen. Und vorallem hatte sie aufgehört zu hoffen, dass er eines Tages durch die Tür des drei Besens kommen würde, was ein weiterer Grund für ihre Arbeit hier gewesen war. Mittlerweile betete sie, dass sie ihn einfach nie wieder sehen würde. Vergessen würde sie ihre Zeit nie, immerhin war es in gewisser Art und Weise die schönste, sowie schrecklichste Zeit ihres Lebens. Aber sie konnte es verdrängen. Sie konnte ihre noch immer vorhandenen Gefühle für ihn verdrängen und sich für ein neues Leben ohne Draco öffnen. Und sie wollte auf gar keinen Fall, dass all diese Gefühle wieder hochkochten. Sie wollte nie wieder den schlimmsten Liebeskummer ihres Lebens haben.
"Noch nh Butt'rbier", nuschelte ein betrunkener Mann Mitte 40 und Hermine zapfte ihm schmunzelnd das gewünschte Getränk und stellte es vor ihm auf den Tisch. "Haben wir noch nicht genug getrunken?", scherzte sie und klopfte ihm einmal freundschaftlich auf die Schulter. Der Betrunkene lachte bloß. "Niiiieee genug!"
Kopfschüttelnd zog sich Hermine wieder hinter den Tresen zurück. Lorena neben ihr, eine Angestellte um die fünf Jahre älter als Hermine, schüttelte fasziniert den Kopf. "Das ist der Hammer wie vetraut du mit den Gästen umgehst", staunte sie. "Seit du hier bist ist unser Umsatz ganz schön gestiegen." Hermine lächelte geschmeichelt und machte sie an dem nächsten Bierkrug zu schaffen.
"Wusstest du, dass die Stelle immernoch frei ist?", meinte ihre Kollegin wie beiläufig und Hermine erstarrte für einen Moment, bevor sie energischer weiter schrubbte. "Ach echt?", entgegnete sie genervt und hoffte, dass Lorena ihr Interesse überhörte. Natürlich hatte sie dieses Thema nicht umsonst angesprochen. Sie wusste ganz genau, dass Hermine ziemlich an dem Posten des Verteidigung gegen die dunklen Künste Lehrers auf Hogwarts interessiert war, welche auch jetzt, ein paar Wochen vor Schulbeginn, noch nicht belegt war. Verständlich. Es gab kaum Hexen und Zauberer, die sich nicht vor dem Fluch dieser Stelle fürchteten und viele sahen sich im Tod von Professor Miller bestätigt. Hermine selbst war sich nicht sicher und sie würde es wirklich gerne tun, alleine weil sie so Hogwarts - ihr zweites Zuhause - unterstüzte, aber sie brachte es nicht über sich. Sie hatte sich Hogwarts nur für ihre Abschlussprüfungen genähert, ansonsten war sie dem Schloss und Umgebung aus dem Weg gegangen. Sie konnte ihre Schuldgefühle, den Tod von zwei Menschen entsprechend, einfach nicht abschütteln. Sie hatte Lucius Malfoy kaltblütig verbluten lassen und hätte sie Draco Blaise damals töten oder Krankenhausreif prügeln lassen, dann wäre Helen jetzt vielleicht noch am Leben.
"An meinen Händen klebt Blut und ich möchte nicht immer wieder daran erinnert werden", meinte sie knapp, schnappte sich einen Lappen und machte sich daran einen Tisch in der hintersten Ecke zu wischen. Natürlich würde dieser Vorgang mit Einsatz von Magie viel schneller gehen, doch so konnte sie unangenehmen Gesprächen viel besser aus dem Weg gehen.
In dem Moment, als sie sich gerade wieder zu Lorena gesellen musste, wurde die Tür geöffnet und George trat mit einer Packung Bertie Botts Bohnen hinein. Hermine musste Grinsen und empfing ihn mit einer herzlichen Umarmung. Er apparierte jeden Abend von der Winkelgasse nach Hogsmeade, nur um dann mit ihr zusammen in den Fuchsbau zu apparieren, welcher mittlerweile ziemlich überfüllt war. Letztens erst war Molly der Kragen geplatzt und sie hatte Ron und Ginny ins Gewissen geredet sich endlich mit ihren Partner eine eigene Wohnung zu suchen. Ginny und Harry waren nun tatsächlich auf der Suche, während Ron alles Bitten und Flehen immer mit einem gelangweilten "Bald" abtat. Typisch Ron. Vielleicht hatte er auch einfach Angst mit Hazel zusammen zu ziehen, immerhin kannten sie sich noch nicht so lange.
Außerdem plante Hermine gemeinsam mit Molly, Narcissa und ihre Schwester Andromeda wieder zusammen zu führen. Nicht, weil sie Narcissa und Kreacher loswerden wollten, im Gegenteil! Die Beiden halfen, ähnlich wie Hermine selbst, immer mit wo sie konnten und sie waren eine wichtige Stütze für den Weasley Haushalt und auch für das Zusammenleben geworden. Jeder würde sie vermissen, wenn sie nicht mehr ein Dach mit ihr teilten, doch jeder würde verstehen, dass es an der Zeit war ihr etwas zurück zu geben.
Es war kein Geheimniss, dass Narcissa ein familiärer Mensch war. Sie vermisste ihre Schwester, ganz eindeutig, traute sich jedoch nach allem was passiert war verständlicherweise nicht auf Andromeda zuzugehen. Außerdem besuchte sie Draco ständig auf dem Anwesen der Malfoys, wohin er wieder gezogen war und Hermine hatte ihren Tagesablauf so geregelt, dass sie auch gut in ihrem Zimmer eingesperrt war, wenn Narcissa zurück kam, sodass sie ja keine Geschichten von Draco hören musste.
"Hey George! Du bist heute aber früh, ich hab noch gar nicht Feierabend!", meinte sie lächelnd, nachdem sie sich von ihm gelöst hatte.
Dieser zuckte mit den Schultern. "Ich hatte Lust auf nen Abendspaziergang und mit dir wäre es natürlich viel besser."
Hermine spürte, dass sie rot wurde und sie wendete sich schnell Lorena zu, welche zustimmend nickte.
"Na los. Schnapp dir deine Sachen und ab mit dir! Ich komm mit den paar Gästen schon alleine klar."
Hermine drückte ihrer Freundin einen flüchtigen Kuss auf die Wange, griff in windeseile ihre winzige Handtasche und stürmte auf George zu. Strahlend blieb sie neben ihm stehen.
"Okay, wir können!"

"Das war wirklich eine richtig tolle Idee", flüsterte sie und starrte auf das garnicht mal so weit entfernte Schloss, welches sich nur schwach von den Schatten der Nacht abhob. Alles wirkte so verlassen und irgendwie irreal. Es war eine wirklich laue Sommernacht und nun saß sie mit George auf einer Bank nahe des Ortseingangs und sie betrachteten den fast vollen Mond über ihnen.
Plötzlich erstarrte Hermine. Hatte sie nicht auf dieser Bank schon einmal mit Draco gesessen? George schien zu bemerken, dass etwas nicht stimmte. Sanft legte er seine warme Hand auf ihre Schulter, die bloß von einem dünnen hellen T-Shirt bedeckt wurde.
"Hermine? Alles in Ordnung?", meinte er besorgt und suchte ihren Blick, doch sie wich aus.
"J.. ja... ja ich... bloß Erinnerungen", brachte sie gequält hervor. "K..können wir vielleicht nach Hause? Ich fühl mich grade nicht so gut", bat sie und sah schuldbewusst zu Boden. Sie war sich bewusst, dass sie einen wunderschönen Moment zerstörte, weil sie ihre Draco Gefühle nicht unter Kontrolle hatte. Doch George, süß wie er war, nickte bloß verständnisvoll, wenn auch ein wenig enttäuscht. "Ab nach Hause", rief er aus und hielt ihr den Arm hin. Hermine griff zu und das bekannte Ziehen breitete sich in ihrem Bauch aus. Schnell hatte sie wieder Boden unter den Füßen. Festen Boden, keine Sumpflandung wie damals mit Narcissa, Kreacher und ihm. Hermine musste bei der Erinnerung daran grinsen, was jedoch nicht unbemerkt blieb.
"Freust du dich so sehr Zuhause zu sein?", spottete George und Hermine spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. Eine Ausrede musste her, schnell! Sie konnte ihm ja schlecht sagen, dass sie an ihn, dessen Name zu Vergessenszwecken von dieser Sekunde an in ihrer Gegenwart nicht genannt werden durfte, dachte.
"Ja, ich... es war ein wirklich anstrengender Tag", log sie und war sogar relativ stolz auf diese Ausrede. Hätte schlimmer kommen können. George hingegen zog skeptisch eine Braue in die Höhe.
"Aber eben war doch gar nichts los!", meinte er und Hermines Nervösität stieg an. Dennoch hatte sie erstaunlicherweise eine Ausrede parat, was ein absolut seltenes Vergnügen war.
"Ja, gegen Mittag/Nachmittag um den Dreh war ein ziemlich großer Ansturm." *imaginäres Schulterklopfen* ich bin stolz auf dich, Hermine! George lächelte nun auch und kratzte sich nervös am Hinterkopf.
"Oh... ehm ja klar. Ich vergesse immer dass Gastronomie und Zauberscherzladen zwei ganz unterschiedliche Drachen sind", meinte er, offensichtlich peinlich berührt und Hermine musste mit ihrem schlechten Gewissen kämpfen. Sie hasste Lügen. Doch gleichzeitig wollte sie unbedingt, dass sich das, was zwischen ihnen war, weiter entwickelte, was ja wohl unmöglich wäre, wenn er wüsste, dass sie über ihn noch nicht hinweg war.
Plötzlich nahm George ihre Hand und Hermine sah ihn verwirrt an, konnte dennoch nicht verhindern, dass ihr Herz ein wenig schneller schlug.
"Hermine. Ich... ich mag dich wirklich sehr gerne", meinte er und grinste schüchtern, was so überhaupt nicht typisch George war. Sie lächelte und nickte leicht.
"Ich dich auch", erwiderte sie und ihre Stimme brach. Ganz langsam und vorsichtig kam George ihr näher, immer näher und näher. Es störte Hermine nicht. Im Gegenteil. Gewisse Schmetterlinge waren schließlich da und das würde sie sich nicht von ihren noch immer nicht verflossenen Gefühlen für einen gewissen Jemand verderben lassen.
Die letzte Lücke zwischen ihren Körpern schloss sich und Hermine spürte Georges eine Hand an ihrer Wange, während die andere zu ihrer Taille hinunter wanderte. Und dann berührten sich ihre Lippen. Zuerst leicht und zögerlich, dann etwas länger und gefühlvoll.
Hermine schloss die Augen und ließ sich von dem Kribbeln auf ihren Lippen überwältigen. Es war ein toller Kuss. Nicht zu aufdringlich und dennoch fordernd. Und auch wenn das Ganze in die richtige Richtung ging, es war nicht wie mit ihm.
Seine Leidenschaft hatte ihr den Atem geraubt, das Gefühl hatte Feuerwerke in ihrer Brust ausbrechen lassen, sein Geruch war benebelnd gewesen und sein Geschmack hatte ihr einen wohligen Schauer nach dem anderen den Rücken hinunter gejagt.
George war nicht er und das würde er auch nie sein. Nein, George würde nie wie der Junge sein, mit dem Hermine ihr erstes mal gehabt hatte. Und das sollte er auch gar nicht.
Ihre Zeit mit ihm war unglaublich gewesen. Doch er war Vergangenheit, das wurde Hermine wieder einmal schmerzlich bewusst. Das hier, was sie mit George hatte, darauf sollte sie sich konzentrieren. Das hier war vielleicht ihre Zukunft.

I love you. (Draco & Hermine) >>to be continued<<Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt