"Streicht die Segel und macht sie fest, Männer! Wir sind wieder zu Hause!" Meine Stimme fegt über das Deck und die Männer antworten mit freudigen Rufen. Liebevoll streiche ich über das Steuerrad meines Schiffes Nero Aquila.
Kurz nachdem Kidd und ich Nassau verlassen hatten, traten wir der Crew eines spanisches Kleinhändlers bei und in nur wenigen Tagen hatten wir sein Schiff unter unserer Kontrolle und ihn über die Planken gejagt. Die Mänenr für die Crew fanden wir auf Tortuga und Cat Island, einige waren wie Kidd der Meinung, das es eine Ehre wäre mit Kennways Tochter zu segeln, anderen war es schlichtweg egal, hauptsache ich würde ihre Bedürfnisse nach Rum und Gold befriedigen. Wir machten die Gebiete rund um die Bahamas unsicher, plünderten jedes Handelsschiff, das uns in die Quere kam und machten uns einen Namen. "Bloody Joanna" nennen sie mich auf den Inseln, in Havanna suchen die Spanier nach mir und in Kingston die Engländer.
Mit einem seufzen lasse ich meinen Blick über die Insel schweifen. Hier hat sich nichts verändert, die gleichen kleinen Holzhütten und die immer gleichen Menschen. Meine Männer verschwinden im Laderaum und tragen einen Teil unserer Beute über die Holzplanke und zu den Inselbewohnern, die irritiert die Männer beobachten.
Eine Frau kommt auf das Schiff zu "Was wollt Ihr? Haut ab ihr wiederlichen Piraten! Wir wollen euer Diebesgut nicht, ihr elenden..." Ich muss schmunzeln und trete hinter meinen Männern hervor. "Aber, aber Harriet, so spricht doch keine Lady." Sie wird kreidebleich und ich sehe, dass sie nicht weiß ob sie sich freuen oder ärgern soll. Die Freude siegt und Tränen steigen in ihre Augen, laufen ihre Wangen hinab als ich sie in meine Arme schließe.
"Ich hab dir doch versprochen, ich kümmer mich um dich." Sie schluchzt noch einmal auf und schiebt mich dann von sich weg, um mich genauer zu betrachten. "Wie erwachsen du aussiehst. Und diese Männerkleidung steht dir gar nicht schlecht. Wie ich sehe trägst du Nastergals Kompass bei dir." Ich lächel sie glücklich an. "Mir geht es sehr gut, Harriet. Das Piratenleben gefällt mir." "Hast du deinen Vater getroffen?" Ich schüttel den Kopf "Nein und sollte ich ihm begegnen werde ich ihn wie jeden anderen Piraten behandeln: entweder er verhandelt oder kämpft." Traurig schaut Harriet mich an "Das hätte er sicher nicht gewollt. Ich soll dir ausrichten, dass er stolz auf seine "Bloody" Joanna ist." Ich reiße meine Augen auf. "Er war hier? Auf Great Inagua?"
Ich kann es nicht fassen. Vier Jahre ist es nun her, das ich etwas von ihm gehört oder gesehen habe und dann taucht er hier auf und weiß auch noch von meinem Erfolg als Pirat? "Er war bis vor kurzem hier, hat gehofft dich anzutreffen. Musste aber wieder los, die Männer wurden unruhig und ein Treffen der Könige steht bevor." Sie nimmt meinen Arm und führt mich den Weg zu der Taverne. "Setzt dich und trink etwas, meine Liebe. Gräme dich nicht wegen deinem Vater, er hat unter Nastergal schon genug zu leiden." Mit einem Augenzwinkern stellt sie einen Becher Rum vor meine Nase und geht zurück zu unserem Haus.
Es ist schon beinahe dunkel, als ich mich auf den Tisch stelle und laut durch die Zähne pfeife "Ruhe! Hört zu Männer! Ich gönne euch die heutige Nacht: habt Spaß, trinkt, seid nett zu den Ladys und schlaft euren Rausch aus. Morgen früh geht es weiter, wir werden der Piratenstadt einen Besuch abstatten." Die Männer grölen lautstark und die Frauen werfen sich ihnen an den Hals. Besonders Kidd ist begehrt bei den Damen, was ihn aber weniger beeindruckt. Selten sehe ich ihn mit einer Frau. Entweder stimmt etwas mit dem Burschen nicht oder er ist wirklich diskret. Gekonnt weicht er den Schmachtenden Händen aus und steht plötzlich vor mir: "Joanna, was hast du vor? Noch ist die Crew bei Laune und du hast die Mittel um Ihnen den Spaß zu bezahlen aber wie soll es weiter gehen?" Genervt rolle ich mit den Augen "Kidd, hör auf dir wegen Dingen den hübschen Kopf zu zerbrechen, über die du dir keine Sorgen machen sollst. Wir werden morgen nach Nassau segeln und dort wird sich ergeben, was als nächstes geschieht. Wenn es stimmt was die Leute reden und der Rat bald einberufen wird, dann wird es noch spannender, als dir lieb ist." Ich ziehe ihn an seinem Kragen nah zu mir herunter, meine Lippen an seinem Ohr "Es wird Zeit das Blackbeard, Kennway und Rackham Platz machen auf ihrem Thron. Du und ich, wir sind die am meisten gefürchtetsten Piraten in der Karibik, wir haben ein Recht auf einen Platz im Rat." Ich spüre das Grinsen, dass sich auf seinem Gesicht ausbreitet ehe ich es sehe.
Der Abend wird immer wilder, die Frauen immer nackter und die Männer immer betrunkener. Für mich ist das alles nichts, deshalb sitze ich einfach nur am Tresen und beobachte das wilde Treiben. Niemand spricht mit mir, die Crew ist froh endlich mal wieder andere Gesichter zu sehen und die Inselbewohner fürchten sich vor mir. Ich bin nicht mehr die kleine Joanna, mit der sie spielerisch gekämpft haben, damit sie abgelenkt war, während ihr Vater die Karibik unsicher gemacht hat. Ich bin nun wie er und dann auch noch eine Frau. "Mach dir nichts draus. Es ist auch weniger Furcht als Respekt. Du wirst sie nun versorgen und das wollen sie unter keinen Umständen verlieren." Ich schaue überrascht in ein paar grüne Augen, die mich frech unter dem roten Schopf mustern. "Liam?!" ich springe von dem Stuhl auf und in die Arme des Rotschopfs. Er fängt mich lachend auf und drückt mich an sich. "Wusste ich doch das du mich nicht vergessen kannst"schmunzelnd streicht er sich über die rot-blonden Stoppeln in seinem Gesicht. "Seit wann bist du wieder auf Great Inagua? Wieso bist du wieder hier? Warum nicht in Irland und bei allen sieben Meeren, seit wann bist du so groß?" Ich kann es kaum glauben.
"Seit ein paar Monaten und Irland war nichts für mich, zu viel grün, zu viele Schafe." Er lacht leise "ich hätte allerdings nicht gedacht das ich wiederkomme und du weg bist und dann höre ich auch noch, dass du eine gefürchtete Piratentochter bist." Schnell schaue ich mich um, ob einer der Männer meinen Gefühlsausbruch bemerkt hat, kann jedoch erleichtert aufatmen.
"Komm mit." Ich zerre ihn die Veranda runter, unter eines der Holzhäuser und bevor er etwas sagen kann, drücke ich meine Lippen auf seine. Geschmeidig bewegen sich unsere Münder aufeinander und er packt meine Schenkel und hebt mich hoch. Ich schlinge meine Beine um seine Hüfte und er drückt mich gegen einen der Balken. Sein Mund fährt meinen Kiefer entlang, runter zu meinem Hals und weiter runter zu meinen Brüsten.
Ein Räuspern lässt uns auseinander fahren. "Captain? Wir sollten unser weiteres Vorgehen besprechen." Ich lasse von Liam ab und funkel Kidd böse an. Liam hingegen zwinkert mir gelassen zu und geht zurück zu den anderen. "Steuermann?" Ich hebe mein Kinn und schaue ihn von oben herab an, was leichter wäre, wenn er nicht so groß wäre. "Ich habe erfahren, das Blackbeard in Nassau verweilt. Wenn wir Glück haben, erreichen wir ihn noch, bevor er wieder aufbricht. Du solltest die Männer in ihre Kajüten schicken, damit wir früh aufbrechen können."
Ich nicke ihm zu und gehe an ihm vorbei, als er plötzlich nach meinem Arm greift: "Joanna, ich hoffe für dich, dass das eben eine Ausnahme war. Ich hoffe du bist dir all der Konsequenzen bewusst, solltest du dich deinen Gelüsten hingeben." Wütend entreiße ich ihm meinen Arm. "Ich glaube nicht, dass du in der Position bist, mir solch einen Ratschlag zu erteilen." "Ach nein? Wenn ich mich recht erinnere war ich es, der dir beigestanden hat, als du dir das Kind aus dem Leib hast prügeln lassen. 'Niemals werde ich Mutter sein. Viel zu wichtig ist mir meine Freiheit.' Das waren deine Worte."
Tränen der Wut steigen in mir auf und meine Faust trifft mit einem befriedigendem knacken seinen Kiefer. "Niemals wieder wirst du das erwähnen. Hast du mich verstanden?" Bedrohlich stehe ich über ihm, während er sich stöhnend vornüber beugt. Ich wende mich von ihm ab und atme einmal tief durch, bevor ich mich auf den Weg zur Nero Aquila mache.
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Piratentochter
FanfictionEs ist ihre Bestimmung. Ihr Vater hatte es nie gewollt und sie immer beschützen wollen und doch hat er sie zu dem gemacht was sie nun ist: Captain ihrer eigenen Crew, auf ihrem eigenen Schiff. Captain "Bloody" Joanna ist wie ihr Vater eine Legende...