Montag
29.05.2017
Einen weiteren Tag ließ ich die Uni hinter mir liegen. Einen weiteren Tag war ich nur bei Carlo und er selbst, er war weg. Die Räume hier waren zu groß und ich ganz alleine. Weshalb ich mich beschlossen hatte, nur auf seinem Bett zu liegen. Er meinte zuvor noch ich sollte mir, wenn ich wollen würde etwas zum Anziehen aussuchen. Jetzt trug ich eine seiner Caps und einen Pullover. Zurück in die Küche war ich dann nicht mehr gekommen. Hatte ja keinen Sinn. Er war nicht da, das Haus somit leer und leise.
Nur ein leises Piepen war aus meiner Hosentasche auszumachen. Ich nahm das Handy in die Hand und betrachtete eine Nachricht meines lieben Bruders.Julian
>> Gehst du nicht mehr zur Uni? <<09:04
Woher er das wusste, war ein Rätsel. Seit Monaten hatten wir uns nicht mehr gesehen und nur selten telefoniert. Wir hatten beide viel zu tun und auf einmal wusste er etwas was ich niemandem erzählen wollte. Nicht bevor es nicht ganz fix war.
Lina
>> Warum? <<09:04
Julian
>>Kathy ist vorbeigekommen und hat mir einige deiner Sachen vorbei gebracht, da ihr euch anscheinend nicht mehr trefft und sie dich in der Uni vermisst. Wohnt ihr nicht mehr zusammen? <<09:07
Immer wenn alles gut schien, kam Kathy und zerstörte es. Im Moment wollte ich niemanden Fragen beantworten. Ich wollte mich finden und nicht meinen Bruder an der Backe haben. Er machte sich ja auch so unnötige Sorgen um mich.
Lina
>> Nein, tun wir nicht. Wir hatten einen Streit. Jetzt bin ich bei einem Kumpel untergekommen. Mach dir bitte keine Sorgen um mich. <<09:09
Julian
>> Warum bist du nicht zu mir oder Dad gekommen? <<09:10
Und während seine Fragen gestellt wurden, fragte ich mich, warum ich ihn nicht einfach ignorierte. Es wäre vielleicht zu leicht gewesen. Er wusste nicht wo ich war und deshalb, hätte ich ihm keine Antwort geschuldet. Dennoch er war mein Bruder und da die Wette zum scheitern ausgerichtet war, brauchte ich ihn.
Lina
>> Es ist mir peinlich. Jetzt hab ich nichts mehr. Ich wollte einfach nur zu jemanden, der mich nicht so gut kennt. Damit er neutral sein kann und mir keine Vorwürfe macht. <<09:14
Was er niemals herausfinden würde war die Tatsache, das nur durch Carlo alles angefangen hatte und er weder neutral war, noch mich auf die richtige Art unterstützte.
Julian
>> Du hast das Studium also wirklich abgebrochen? <<09:15
Es war nicht entgültig, nicht auf Papier gebracht. Mein Entschluss allerdings schon.
Lina
>> Ja. Das bin einfach nicht ich. Du kennst mich doch. Wo bleibt die Leidenschaft zwischen den Büchern? Ich will Kunst machen aber wo bleibt das menschliche zwischen all dem gelernten? Ich weiß, zwar nicht genau was ich will, das jedoch nicht. Ich möchte Kunst machen oder sein und nichts anderes. <<09:18
Ich wollte Carlos Kunst sein.
Julian
>> Und wie willst du das schaffen? Du bist bescheuert. <<09:19
Das hörte ich wirklich oft und ja ich war bescheuert, einfach nur dämlich und nichts anderes.
Lina
>> Ich schaff das schon. <<09:20
>> Irgendwie. <<
09:20
Julian
>> Hoffentlich... Bei wem bist du jetzt? <<09:21
Und dieses >Hoffentlich< hieß, dass er kein bisschen meiner Meinung war. Wie hätte er auch sollen? Er hatte sein Medizinstudium fertig und war mit der nettesten Frau, die ich kannte, verlobt. Er war so viel weiter als ich gekommen. Naja, er war ja älter.
Lina
>> Bei Carlo. Kennst du eh nicht. Ist eigentlich auch egal. Er ist korrekt. Mach dir einfach keine Sorgen, ich schaff das schon :) <<09:23
Ich war mitte zwanzig, ich brauchte ihn nicht mehr. Seine Beschützerrolle hätte er ablegen können. Ich musste es alleine bewältigen. Ich würde schon nach Hilfe fragen, wenn ich bereits soweit gewesen wäre.
Julian
>> Heißt er zufällig Waibel? <<09:24
Darauf antwortete ich nicht. Weil ich Angst hatte, alles würde sich ändern.
Julian
>> Bitte sag mir, dass es nicht Carlo Waibel ist. Glaub mir dieser Typ manipuliert jede Person. JEDE PERSON. Er war auch auf Kathys Party. Hast du ihn dort getroffen? Ich wusste es war ne dumme Idee. Er hält nichts von Frauen und schon gar nicht von Liebe. Halte dich fern von ihm<<09:30
Das wusste ich schon. Hatte genug gesehen, gehört und miterlebt. Nur nicht, dass Julian schuld daran hätte sein können, dass wir uns getroffen hatten.
Lina
>> Ich pass schon auf. <<09:30
Julian
>> Nicht oder? Ich komm dich holen. Du kommst zu mir. <<09:31
Ein weitereres Mal rieb er mir unter die Nase, wie toll er es hatte, dass er in seinem Haus noch Platz für andere hatte. Er rieb mit unter die Nase, dass ich zu dumm war mein Leben unter Kontrolle zu haben.
Lina
>> Mir geht es gut. Ich schaff das schon. <<09:31
>> Ich pass auf mich auf. <<
09:32
>> Julian? <<
09:38
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wunderschöne Lügengeschichten (Cro Ff)
FanfictionIn manchen Augen kann man sich verlieren. In seinen jedoch ertrank ich. Je länger man sie sich ansah, je mehr bemerkte man die Ehrlichkeit in ihnen, aber noch mehr erkannte man all seine Lügen. Jede einzelne Lüge stand für eine Besonderheit in seine...