Danke für das Frühstück

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Eigentlich frühstücke ich nie. Dieses eine Brot aß ich dennoch auf. Ich hatte eigentlich überhaupt keinen Hunger, aber ich benötigte einen Grund länger bleiben zu können. Was wäre denn gewesen, wenn du noch einmal gekommen wärst? Was hätte ich sagen sollen, warum ich noch hier war? Mit diesen einem Frühstück hatte ich ein Alibi. Du kamst allerdings nicht mehr. Was hast du denn getan? Warum kamst du nicht mehr zurück? Es war gerade einmal 5 Uhr. Was hätte man um diese Uhrzeit auch schon tun sollen. Wahrscheinlich warst du in deinem Auto und rauchtest eine deiner letzten Zigaretten. Was hast du dir dabei gedacht, während deine Lunge langsam zerfielen? Hast du einen Gedanken an mich verschwendet? Ich hoffe schon. Sonst wäre es albern jetzt noch an dich zu denken. Oder? Ich meine es war schon zu Beginn so. Ich hätte nie nach deinem Namen fragen dürfen. Ich hätte nie anfangen sollen mit dir zu reden.
Wenn du doch nur wüsstest wie oft ich noch an dich denke. Es kommt mir so vor, als wäre meine Welt ganz ohne dich unvollständig. Kathy war für mich wie meine Schwester, als sie aus meinem Leben ging war mir das allerdings egal. Bei dir war es ganz anders. Warum war es das?

Es tut mir weh deine Lieder im Radio zu hören. Es schmerzt deinen Namen zu hören. Ich möchte wegrennen, wenn ich höre, wie die Menschen von dir schwärmen. Sie kennen dich doch nicht. Das einzige was sie kennen ist deine Stimme, die Worte, die nur gelogen sind, damit sie dich mögen. Sie haben keine Ahnung wer du eigentlich bist.
Das hab ich auch nicht. Möglicherweise habe ich deshalb so lange auf diesem Brot herum gekaut. Ich dachte, ich könnte dich vielleicht doch noch verstehen. Das tat ich aber nicht.

Aber wer tat das schon? Benno hatte mir selbst einmal gesagt, dass so etwas unmöglich war. Julian hatte keine Ahnung von dir und er kannte dich schon Jahre lang.

Du warst also schon vor der Trennung mit Amanda verschlossen. Das war okay. Es war so lange okay, bis du mit dem Benz von mir weg fuhrst. Ab da an wollte ich wissen, was du von mir dachtest. Was waren wir? Waren wir wirklich nicht mehr als dieses unsinnige Spiel? Es musste doch mehr zwischen uns gewesen sein. Du hast mich mit deinen Augen immer so angesehen, als wäre ich die schönste Person auf diesem Planeten. Deine Lügen waren zu gut, um sie zu durchschauen. Obwohl ich nur das können wollte. Ich wollte wissen, warum du so warst. Ich wollte die ganze Wahrheit kennen. Keine Lügen sollten deinen Mund verlassen. Ich wollte wissen, wer ich für dich war.

Und darum trank ich einen Schluck von dem Kaffee den du mir hingestellt hast. Vielleicht war in ihm die Antwort, die ich nicht fand.

Als ich bei Julian ankam, wusste er schon von allem bescheid. Er öffnete die Türe und umarmte mich wortlos. Ich will nicht wissen woher er es wusste. Es war mir egal. Ich war nur froh, dass er da war. Ich erzählte ihm alles. Erzählte ihm, dass ich wusste, dass alles falsch war und Entschuldigte mich bei ihm. Er gab mir ein Zuhause. Obwohl ich die ganze Zeit so falsch.

Und Carlo? Du hast vergessen dich zu verabschieden. Wäre ein einfachen auf Nimmerwiedersehen so schlimm gewesen?

Trotzdem muss ich dir für dieses Frühstück danken.

Es war wirklich gut.

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