Kapitel 12

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Gelangweilt malte ich die kleinen Kratzer am Flugzeugfenster nach. Unter uns erstreckte sich eine große Sandfläche. Ich hätte nie gedacht, dass ich noch einmal nach Las Vegas fliegen würde. Liam, der neben mir saß, las eine Zeitung und hörte leise Musik. Sein Sohn saß mit Paul eine Reihe vor uns. Der kleine zockte mit der modernsten Spielkonsole die es gab. Sie sah ein bisschen so wie ein 3DS, vielleicht war das Ding sogar von Nintendo. Wer weiß. Am Flughafen hatte Paul einen Anruf von Kat bekommen. Wenn ich nicht wüsste, dass das hier alles ein Traum ist, dann hätte ich das Telefon genommen und ihr gesagt wie sehr ich sie mochte, liebte. Jedoch war es mir egal, wie große Sorgen sich diese Traumfigur jetzt machte. Ok, es war mir nicht egal, denn Liebeskummer hatte trotzdem.

"Darf ich ihnen noch etwas bringen?", fragte die blonde Flugbegleiterin.

"Ein Bier bitte.", teilte ich ihr mit, woraufhin Liam mich ziemlich schockiert ansah. Ich nahm den Becher aus ihrer Hand und trank sofort einen großen Schluck.

"Harry! Es ist noch nicht einmal zwölf Uhr und du willst dich hier schon betrinken? So kenne ich dir gar nicht!"

"Du weißt ja auch nicht wie es ist seine Familie zu verlieren."

"Ich bitte dich, du bist in einem Traum! Irgendwann wirst du auch in Wirklichkeit eine Familie aufbauen aber das hier, die Sachen die in deinem Kopf sind, die sind frei erfunden! Es wird nie so werden wie hier."

"Das macht meine Laune nicht viel besser, ganz ehrlich." Liam hatte wahrscheinlich begriffen wie doof seine Antwort war und hielt die Klappe. Vielleicht wollte ich ja auch einfach dass er seine Klappe hielt. Vielleicht konnte ich ja irgendwie alles hier steuern. Vielleicht könnte ich ja meine Augen schließen und wünschen, dass wir statt in Las Vegas in...

"Wir bitten sie ihre Gurte anzulegen. Der Landeanflug auf den Los Angeles Airport hat bereits begonnen." Überrascht schaute ich auf. Das klappte ja wirklich.

"Los Angeles, Harry? Wir müssen nach Las Vegas! Du kannst uns nicht einfach dort hin steuern wo du willst sonst wird der Traum hier nie vorbei sein!", schrie er mich an. Ich winkte ab.

***

Kurze Zeit später standen wir also mitten in Los Angeles. Die Sonne schien hell und es war extrem wwarm. Nico schleckte bereits an seinem Eis herum. Liam saß seinem Koffer und schaute auf sein Handy.

"Wir müssen mit dem Auto bis nach Las Vegas. Alle Flüge sind besetzt. Wenn wir Pech haben müssen wir laufen oder hoffen das uns jemand mitnimmt.", teilte Paul uns mit. Er hatte sich an der Information nach möglichen Flügen erkundigt. Liam seufzte laut.

"Wenn Harry nicht so naiv gewesen wäre, dann säßen wir bereits in unseren Hotel und könnten anfangen Niall zu suchen, aber nein! Der Herr muss ja so großen Liebeskummer haben, dass er alles ruiniert!" Ich drehte mich zu meinem Kumpel. Durch meine Sonnenbrille sah er nicht, wie gerne ich ihn mit meinem Blick getötet hätte.

"Hey schaut mal! Da vorne gibt es Mietwagen.", rief Nico und zeigte auf ein kleines Gebäude.

"Wenigstens einer der mitarbeitet. Wartet hier, ich hol einen Wagen."

"Liam, nimm einen Porsche!"

"Wir sind zu viert, Harry! Da werde ich sicherlich keinen Porsche nehmen!" Spielverderber. Wir warteten bis Liam in einem schicken BMW angefahren kam. Um ganz ehrlich zu sein, ich wäre echt lieber gelaufen. Die Anspannung war eindeutig zu spüren. Von Los Angeles bis nach Las Vegas brauchte man länger als die Zeit die wir bis zum Sonnenuntergang zu Verfügung hatten. Wir übernachteten in einem Motel am Rand der Autobahn.

"Die müssen hier mal wieder sauber machen!", kommentierte ich das Zimmer, während Paul den schlafenden Jungen auf eins der drei Betten legte.

"Da gebe ich dir ausnahmsweise mal recht!" Payno ließ sich auf eins der Betten fallen, woraufhin es anfing laut zu quietschen. Das hier kam mir schon vor, wie ein schlechter Film! Wie hieß der komische Streifen? Ach das war schon so lange her...

***

"Kann ich mich jetzt auch einmal duschen?"

"Stress mich nicht, Liam." Langsam stieg ich aus der Dusche und trocknete meine Haare mit einem Handtuch ab. Es klopfte wieder an der Tür. Kann man nicht einmal seine Privatsphäre haben?

"Liam ich hab dir doch gesagt, dass du mich nicht stressen sollst!", schrie ich aufgebracht und riss die Tür auf. Vor mir stand Paul. Er hielt sein Handy in der Hand, mit der anderen bedeckte er den Lautsprecher.

"Telefon für dich.", knirschte er und warf es mir kurz zu. Ich konnte es gerade so fangen. Der Typ hat nerven!

"Hallo?", meldete ich mich und richtete meine Haare im verstaubten Spiegel.

"Harry? Warum hast du dich nicht wieder gemeldet!? Wir machen uns hier unendlich große Sorgen um dich!" Kat. Sie hätte ich jetzt als letztes gebraucht.

"Sag mir so etwas nicht! Ihr habt mich nicht vermisst, ihr habt mich nie vermisst! Denn das alles hier ist nur ein Traum! Ein gottvetdammter Traum und du wusstest es von Anfang an! Wenn ich alle Jungs gefunden habe und immer noch nicht aufgewacht bin, dann reiche ich höchst persönlich die Scheidung ein!" Ich stützte mich am Waschbecken ab. Ich war nicht stark genug um mich von meiner ersten richtigen Liebe zutrennen, aber genau das hatte ich gerade eben gemacht. Es war für einige Sekunden am anderen Ende still.

"Ich hätte es dir gerne gesagt, aber ich wusste wie du reagieren würdest, aber bitte verlass uns deswegen nicht. Ich weiß nicht was ich zu den Kindern sagen soll. Sie wissen nichts von den Traum. Kinder wissen so was nicht. Bitte!" In ihrer Stimme lag Verzweiflung und trauer. Ich konnte mir gut vorstellen, wie sie in der Küche saß und weinte. Jedoch war jedes Gefühl, was mit Mitleid zutun hatte, wie verschwunden.

"Ich hab gedacht, dass wir keine Geheimnisse voreinander haben. Da habe ich mich wohl getäuscht.", flüsterte ich leise und legte auf. Jetzt war es offiziell. Ich hatte alles gute in meinem Leben verloren. Meine Mutter, meine Schwester,meine Frau und meine Kinder. Es fühlte sich komischerweise nicht gut, aber auch nicht schlecht an. Es war einfach alles leer.

"Du hast gerade mit Kat Schluss gemacht?", erkundigte sich Liam, als er gerade ins Bad kam. Ich konnte nur nicken. Nicht weinen, nicht weinen, Harry.

"Das tut mir Leid, wirklich. Was hast du jetzt vor?"

"Zieh dich an, Li. Wir gehen ein paar Mädels abschleppen."

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Es könnte wieder etwas kurz sein, der zweite Teil wurde auf dem Handy geschrieben :) Ich hoffe mal ihr habt nicht zu lange warten müssen, aber ich musste mich um meine neuen Vögel kümmern, einer heißt Niall und meien Mum hat gesagt, ich könnte doch gleich den anderen Liam nennen :'D  Keine Ahnung wo die das her hat, aber egal. Schönes Wochenende euch :)

Paula

The Time Has Changed ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt