4. Mein Badezimmer und das Fenster

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Am nächsten Morgen wache ich von den vielen Autos und dem Geschrei auf der Straße auf. Mein Kissen erzählt mir, dass ich gestern vergessen habe mich abzuschminken und jetzt aussehen wie frisch zusammen gefegt. Stöhnend rolle ich mich aus dem Bett und beschließe zu duschen. Heute mache ich mir einen richtig gemütlichen Tag... Serien schauen, Chips essen und dann mal sehen.

Im Bad richte ich mir meine Duschsachen hin und drehe das Wasser auf ganz heiß. Die Erinnerungen an gestern Abend müssen verschwinden! Vielleicht ist er gerade bei der Tusse von gestern... würde zu ihm passen, möglicherweise hat er aber auch schon wieder eine Neue. Warum denke ich schon wieder so viel über ihn nach? Die Dusche sollte doch eigentlich alles verschwinden lassen! Wütend steige ich aus der Dusche, ziehe mich an und föhne mir die Haare. Was ich an diesem Badezimmer allerdings hasse, ist das Fenster. Ich kann durch das Fenster direkt auf den Balkon und das nebenanliegende Bad des Nachbars sehen. Als ich das letzte mal hier war, wohnte ein dicker Mann mit einem Hund darin...

Zum Frühstück schütte ich mir Cornflakes in eine Schüssel und rühre Joghurt dazu. Genüsslich esse ich sie, während "There's nothing holdin' me back" von Shawn Mendes läuft und ich am liebsten aufspringen möchte und tanzen will. Aber ich bin dazu gerade wirklich nicht in der Stimmung. Sauer knalle ich die Schüssel in die Spülmaschine und verschränke die Arme.

Und was soll ich jetzt machen? Ich führe meinen Plan fort und schmeiße mich mit meinem Laptop auf die Couch. Doch statt wie geplant eine Folge "Friends" zuschauen, öffne ich meinen Mail-Posteingang und checke die neusten Mails. Es sind wie erwartet sehr viele Mails, manche von Fans die einen unnötigen Dinge fragen, die anderen bitten ihre neue Sportkleidung zu tragen und die meisten sind von Labels die einen Vertrag mit mir ausschließen wollen. Auch Zeitschriften bitten um Interviews und Statements. Aber eine Mail raubt dann doch meine Neugier und ich klinke auf die Nachricht von dem Magazin "Clap". Es erscheint ein Text und ein Bild. auf dem Bild sieht man Ace und das Mädchen von gestern in der Disco von gestern rummachen. "Schon wieder eine Neue?" "War Stella zu schlecht für ihn?" "Ist der Boxer jetzt Aufreißer?" "Stella Norris wurde betrogen!" Die Paparazzos sind echt überall. Nie lässt dich jemand in Ruhe.

Schnell öffne ich das Netflix-Fenster und freue mich darauf eine weitere Folge zusehen. Aber mit der Konzentration ist das so eine Sache. Es klappt einfach nicht, immer wieder schweifen sie zu Ace. Schließlich halte ich die Folge an und drehe den Radio an, aber auch in den Nachrichten kommt nichts anderes! Können die wirklich über nichts anderes berichten?! Und muss diese verdammte Vase so hässlich sein? Schon kicke ich sie voller Wucht zu Boden. Schreiend renne ich in meiner Wohnung hin und her, bis ich im Bad zum Stehen komme.

Ace.

Direkt am Fenster gegenüber wird eine Frau von ihm küssend an die Wand gepresst. Nun öffnet er seine Augen um sein T-Shirt auszuziehen. Verdammt... er darf mich nicht sehen... wo soll ich bloß hin? Doch bevor ich beschlossen habe mich einfach zu bücken fixiert er mich, mit seinen Blicken. Und ich ihn.

Die Brünette hält inne und dreht sich verwirrt zu mir um. Als sie mich sieht verdreht sie die Augen und stampft aus dem Badezimmer. Ace und ich blicken uns immer noch in die Augen. Kopfschüttelnd drehe ich mich auch weg und lasse ihn da stehen. Ich muss hier weg. Ich dachte alles wird besser, aber nichts ist besser...

Ich schnappe mir meine Tasche, stopfe Schlüssel, Handy und eine Flasche Wasser ein und knalle meine Wohnungstür hinter mir zu. Die Treppen stolpere ich fast runter und die Haustür unten reiße ich auch beinahe raus. Gegenüber von mir geht die Haustür ebenfalls sehr energisch auf und ich schaue auf.

Es ist verdammt nochmal schon wieder er! Unsere Blicke sind verwirrt. "Hi" Ist das erste Wort von einer Konversation nach ein paar Jahren und wir haben es gleichzeitig gesagt. "Wie geht's dir so?", fragt er. Emotionslos zucke ich mit meinen Achseln. "Gut, und dir so?"

"Auch", antwortet er. Nervös, wie die Situation mich macht, schultere ich meine Tasche erneut und nicke verständnisvoll. "Bist also umgezogen" Daraufhin nickt er: "Ja. Der Vermieter hat mich rausgeschmissen" Ehrlich gesagt, habe ich gar nicht mit einer Antwort gerechnet. "Achso... ja, äh ich muss dann auch mal los"

"Ja, ich auch"

Und ohne wenn und aber oder tschüss biege ich links ab und er rechts von mir. Nach ein paar Schritten kann ich aufatmen und steure geradewegs in das Café an der Ecke zu in dem ich immer gerne saß und die Passanten beobachtete. Dort sind mir immer die besten Moves eingefallen. Als ich die Tür öffne klingelt das Mobile an der Decke und ich werde mit einem freundlichen "Hallo" und einem Lächeln der Mitarbeiter begrüßt. An der Theke steht ein Mann, ungefähr in meinem Alter und lächelt mich an. "Deine Nummer bitte", sagt er. "Äh wie bitte? Nichts da, ich wollte eigentlich nur einen Latte" Unverschämt wie er ist, schaue ich ihn an, wie Mum wenn sie früher Witze über die Beziehung zwischen Ace und mir gemacht hat. "Also i-", fängt der an der Kasse an, kommt aber nicht weiter, da ein großes Mädchen mit blonden Haaren ihn ablöst. "Lass gut sein, Josh. Einen Latte für dich? Kommt sofort", trillert das Mädchen belustigt und scheucht diesen Josh weg. Sie macht mir einen Latte und reicht ihn mir. "Mach dir nichts draus. Josh ist immer so, zum Glück konnte ich dich diesmal retten... Ich bin übrigens Hazel"

"Ich bin Stella. Danke dir... Jungs kann ich im Moment eh nicht gebrauchen", lache ich und Hazel stimmt mit ein. Ihr Lächeln wirkt ehrlich und nett, tut wirklich gut mal so etwas zu sehen. "Was dagegen wenn ich mich ein bisschen zu dir setzte? Hab jetzt eh Mittagspause"

"Nein, nein. Komm ruhig" Lächelnd schüttle ich den Kopf und sie kommt um die Theke, damit wir plaudern können.

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