Winning Chances

2 » "Die Schulden"

— ALEX'S POINT OF VIEW —

Der Fahrstuhl brachte mich eine Etage niedriger von meinem Büro, wo der Sicherheitsdienst des Casinos mithilfe von unzähligen Monitoren und einer Stange an Personal das ganze Areal, welches ich mein Eigen und Gut nannte, überblickte.

Ich drückte die schwere Metalltür auf, wo ich sofort den Chef des gesamten Security Teams entdeckte. »Hallo Ethan«, grüßte ich meinen langjährigen Freund, den ich bereits aus Kindheitstagen kannte.

»Alex, hey. Was bringt dich zu mir?«

Ich sprach mit ihm über die neuesten Veränderungen im Casinos, auf die er sich schonmal einstellen und sein Team drauf vorbereiten konnte. Entspannt lehnte mich gegen die Wand in seinem Abteil mit den Händen in den Hosentaschen. Mein Blick überflog die verschiedenen Monitore, die Ethan all unter Kontrolle hatte, bis er beim Monitor der Empfangshalle stoppte.

Mit einem Schwung hatte ich mich von der Wand abgestoßen und war näher auf Ethan zugeschritten.

»Fahr da mal näher ran«, wies ich einen Mitarbeiter an dem passenden Monitor an, der die entsprechende Kamera sofort bediente. Am späten Nachmittag tummelte sich in meinem Casino kaum Menschen, die meisten wollten nur zur Bar und benutzten den dazugehörigen Eingang. In der Empfangshalle zum Casino hingegen stand nun eine junge Frau, welche kein bisschen in die Umgebung hinein passte. Egal, wie gepflegt und ordentlich sie aussah, keine Frau ging in solch einer Skinny Jeans in ein Casino. Die schwarze Hose und die locker aussehende, weiße Bluse unterstützen ihre Wirkung.

Was zur Hölle wollte eine Frau wie sie so unwissend in der Empfangshalle? Ihren Mann suchen?

Rätselnd starrte ich auf den Monitoren, bevor ich Ethan den Befehl gab, der mir bereits die ganze Zeit auf der Zunge lag. »Ethan? Frag mal nach, was da unten los ist.«

Dieser nickte und fragte sogleich über das Mirko am Empfang nach Details.

»Wie, sie will mit dem Boss sprechen?«, wiederholte er das Gesagte und sah mich dabei fragend an. Mein Blick fiel erneut auf den Monitor und dann zurück auf meinen Security Chef. Amüsiert zog ich meine Augenbrauen hoch.

»Hat Sie das so gesagt?«, hakte ich nach.

Dieser Wortschatz passte nicht zu ihrem Auftreten. Ihre Outfit schien etwas anderes zu vermitteln, als sie eigentlich war. Da der Sicherheitsmann am Empfang wissend in eine der Kameras sah, während er Ethan antwortet, sah die junge Frau auf — direkt in die Kamera. Ich könnte lügen und sagen, dass ich nicht fasziniert von diesem beinah unschuldigen, aber ganz offensichtlich ehrlichen Blick der Frau war, aber das tat ich nicht.

Er fasziniert mich tatsächlich.

Ethan holte ihn zurück aus seinen Gedanken »Sie hat expliziert nach Ihnen gefragt, Chef und gleich gesagt, dass Sie keinen Termin oder ähnliches habe, es aber sehr wichtig sei.«

»Wichtig für Sie oder wichtig für mich?«

Ethan schmunzelte leicht, als er die Frage weitergab und kurz darauf mir ihre Antwort mitteilte. »Für Sie.«

Anscheinend war sie nicht nur ehrlich, sondern auch ganz schön mutig. Dass sie sich dort unten nicht wohl fühlte, wissend, dass man sie durch Kameras beobachtete, sah man ihr an, aber sie blieb tapfer dort stehen. Ethan sah mich fragend an, bis ich langsam nickte und ihm die Anweisung gab: »In mein Büro, in fünf Minuten soll Sie losgehen.«

Ethan nickte erneut und gab die Anweisung durch, während ich aus dem Securitybereich verschwand und zurück eine Etage höher in mein Büro kehrte. Das Casino in Las Vegas war mein Hauptsitz, weshalb ich mir mein Büro auch gewissermaßen danach eingerichtet hatte. Erstreckt über die Hälfte der Etage war mein Büro die Pracht des vermutlich gesamten Casinos. Die Fenster waren von außen dunkel getönt, aber von ihnen hatte man einen grandiose Sicht über ganz Vegas.