5 » "The American Dream"

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»Schmeckt es dir?«

Alexs Stimme schallte in meinem Kopf. Schmeckte es mir? Das tat es, aber das mulmige Gefühl, welches ich mir selbst gegeben hatte, verdarb mir fast den Appetit. Ich nickte und versuchte ein Lächeln auf meine Lippen zu zwingen, doch es blieb schwach.

Aufmerksam musterte Alex mich, während ich mir die größte Mühe gab, meine Spagetti ordentlich zu essen. Säße ich in diesem Moment auf meiner eigenen Couch und würde mir eine weitere Folge von Gossip Girl ansehen, dann würden mir die Nudeln am Kinn hängen, was ich mir in seiner Anwesenheit auf keinen Fall erlauben konnte.

»Ist alles okay bei dir?«

Dieses Mal war seine Stimme wie ein geballter Faustschlag, jedoch mit zuviel Besorgnis in sich. Es ähnelte eher einem Wach-Rüttler. Ich biss mir auf meine Lippen, wollte die Worte in meinem Kopf stoppen, doch dann war es zu spät. »Wieso hast du diese Abmachung mit mir getroffen?«

Verdammt.

»Wieso nicht?«

Ich schüttelte meinen Kopf, als hätte er meine Frage falsch verstanden. »Nein, ich meine, hast du mich mal angesehen, Alex? Ich passe überhaupt nicht in dein schickes Leben mit all diesem Luxus und Reichtum hinein. Ich bin nicht—«

»Du irrst dich, Julie. Du musst gar nicht hinein passen. Was nicht passt, fällt einem ins Auge und du bist jemand, der einem direkt ins Auge fällt.«

Schlagartig verwandelten sich meine Wange bestimmt zu der Farbe der Tomatensoßen. Ich konnte es förmlich spüren. Alex lachte nur amüsiert und aß weiter. Durch so leichte Worte konnte er mich von meinem Selbstzweifel abwenden, wenn auch nicht ganz, aber zumindest genug, dass ich den Rest meines Essen genießen konnte.

Während wir stumm unsere Spagetti aufaßen, spielte ich mit dem Gedanken Charly anzurufen. Jedoch würde sie vermutlich fragen, wie es so bei ihm war und genau das wusste ich nicht. Als ich fertig war, stand ich von dem Hochstuhl auf, um meinen Teller zu spülen. Bevor ich überhaupt das Waschbecken erreichte, hielt Alex mich auf.

»Du brauchst nicht selbst zu spülen. Wir tun es einfach in die Spülmaschine.«, sagte er bewusst— nicht ein Stückchen Selbstzweifel in dem Ton seiner Stimme.

»Okay«, piepste ich und übergab ihm meinen Teller. »Ich-ich geh' mir etwas Lockeres anziehen.«

Alex nickte kurz, worauf ich versuchte den Weg zurück in das Ankleidezimmer zu finde, was er mir vorhin gezeigt hatte. Das zwischen Uns war zu einer peinlichen Situation übergewandert und ich fühlte mich so blöd, als wäre ich auf einmal wieder vierzehn Jahre alt. Ich musste cool bleiben, dies war sozusagen nun mein Job und das musste ich nicht nur so langsam kapieren, sondern auch akzeptieren.

Ich trat in der Ankleidezimmer, wo ich zwei meiner Koffer bereits auf dem Boden vorfand. Ich kniete mich nieder, zog die schwarze Bluse, die ich den ganzen Vormittag getragen hatte, aus und öffnete den ersten Koffer. Charly und ich hatten meine Sache in Koffern und Kartons verstaucht. Ich hatte nicht allzu viele Sachen, die ich mitnehmen wollte, aber einen großen Teil meiner Klamotten hatte ich eingepackt. Auf der Suche nach einer Jogginghose und meinem Lieblings-Shirt öffnete ich den zweiten Koffer und schließlich den dritten. Mist, hatte Charly meine gemütlichen Sachen alle in einer der Kartons gepackt, die noch im Bus waren?

Auf einmal hörte ich etwas—jemand—hinter mir räuspern. Mit still gehaltenem Atem drehte ich mich um und sah in das grün-blaue Augenpaar, welches Alex Crawford gehört. Ein leichtes Zucken durchfuhr seine Mundwinkel. Ich weitet meine Augen, als ich realisierte, was gerade passierte. Ohne Oberteil saß ich auf dem Boden vor ihm.

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