9 » "Das Spiel"

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Die Gartenparty von Jade und Ethan war nun eine Woche her. Die Ereignisse von dessen Abend hatten mir die kalte, unschöne Seite dieses Business gezeigt, oder zumindest den kleinen Teil, auf den ich wohl noch öfters treffen würde. Durch meinen Deal mit Alex wurde ich in die Reihe der hohen Rangschaft in Vegas gezogen und um ehrlich zu sein, würde ich dieses Leben keinem freiwillig empfehlen. Irgendwann würde man noch unter dem falschen Verhalten dieser Menschen ersticken. Der Gedanke daran, dass ich heute Abend gemeinsam mit Alex auf einen Galaabend mit nur solchen Menschen, die ständig um ihr ganzes Wert und Gut im Casino wetten, musste, ließ mich erneut unsicher fühlen und zweifelte daran, dass ich mich jemals daran gewöhnen würde.

Ich seufzte, während ich mich den Fernseher ausschaltet und meinen Kopf in das weiche Kissen der Ledercouch fallen ließ. Ich wollte einfach in diesem hellen Raum sein und ins Reine mit meinen verwirrenden Gedanken kommen, jedoch schien daraus nicht viel zu werden, da mich eine Stimme unterbrach.

»Julie?«, die Stimme von Alex schallte durch den langen Flur. Ich war schon so an sie gewöhnt und trotzdem lockerte er mir einen Schauer hier und da heraus. Ich antwortete nicht, da ich seine Schritte auf das Wohnzimmer zu kommen hörte. Er trat vor mich und schaute herab. »Alles okay bei dir?«

Eine simple Frage, die er in den vergangenen Tagen mehr als einmal gefragt hatte.

Ich nickte, sah dabei nicht zu ihm auf. »Ich bin nur ein wenig nervös.«

»Es gibt keinen Grund nervös zu sein, zumindest keinen Guten. Mit solcher einer Schönheit brauchst du noch nicht einmal deinen Mund zu öffnen.«, sagte er grinsend. »Obwohl du sie mit ein paar deiner schlauen Kommentare oder deinem Wissen über ausländische Literatur noch mehr überraschen könntest.«

Ich schmunzelte und wagte erst jetzt zu ihm aufzublicken. »Wie oft habe ich dir gesagt, dass du endlich aufhören sollst, mir Komplimente zu machen?«

Alex zuckte mit seinen Schultern. »Oft, sehr oft sogar, aber das hält mich nicht davon ab.«

Für einen Moment zögerte, überlegend, ob ich dieses Spielchen mit ihm spielen oder es belassen sollte. Ich konnte Alexs und meine Geschäftspartnerschaft, wie er es betitelt hatte, nicht einschätzen. Ich wusste nicht, wo die Grenzen waren. »Ich zieh mich dann mal um«, sagte ich peinlich bewegt zu ihm und schob mich an ihm vorbei auf den Weg zum Schlafzimmer.

Manchmal war es schon komisch mit Alex in ein und demselben Bett zu schlafen. Zwar hatte ich schonmal einen festen Freund gehabt, der bei mir übernachtet haben, aber mit Alex war es anders. Wenn wir aufwachten und unsere Beine miteinander gekreuzt oder wir sehr nah beieinander lagen, fühlte es sich verboten an. Das war nur eine von wenigen peinlichen Situationen, für die ich keine Antwort hatte. Wenn er von der Arbeit kam, war meistens Maggie da und hatte uns ein wundervolles Essen gezaubert und bevor wir es essen konnte, verschwand sie auch schon durch die Tür, um uns Zeit alleine zu geben, die alles noch komischer machte. Zu all dem wurden unsere Gespräche immer schlichter. Nach der Arbeit fragte ich nach seinem Tag und er fragte nach meinem. Es war, als wären wir schon ewig zusammen, aber wir hätten uns noch nie wirklich berührt. Wieso dachte ich überhaupt darüber, ob wir uns jemals näher kommen würden?

Seufzend legte ich eines der Cocktailkleider von Mrs Denver hinaus. Es war schlicht schwarz mit einem tiefen V-Ausschnitt, mit dem ich hoffentlich nichts falsch machen konnte. Für einen Abend im Casino dürfte es passend sein. Danach schnappte ich mir meine Sachen, ging ins Bad, um noch unter die Dusche zu springen. Ich zog meine Klamotten mir von meinem Leib, hüpfte unter die Glasdusche. Für diese Dusche brauchte man eine Menge Selbstbewusstsein, da man praktisch nackt vor einem langen Fenster stand, dafür aber eine zugegebene unglaubliche Sicht über ganz Las Vegas hatte.

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