10 » "Die Opfer der Liebe & des Verrats"

413 31 6
                                    


Innerhalb des Casinos vergas man die Zeit. Es hätten Minuten vergangen sein könnte, oder auch Stunden. Alex hatte gewonnen und zwar eine ordentliche Menge, trotzdem sah seinen Gegner eher begeistert als entgeistert aus. Sie schien sich zu freuen, dass sie gegen ausgerechnet ihn verloren hatten, was ich nicht nachvollziehen konnte. Alex wollte seinen Gewinn natürlich nicht ungefeiert

lassen und ließ im gesamten Casino noch mehr Sekt verteilen. Noch nie in meinem Leben hatte ich so viele im Rauschen von Spiel, Gewinn und Verlust gesehen. Aber zugegeben, faszinierte es mich.

Alex verließ gemeinsam mit mir in den frühen Morgenstunden das Casino, um seinen Gästen die Möglichkeit zu lassen, selbst zu spielen und nicht länger im dauerhaften Rampenlicht zu stehen. Sobald er selbst am Tisch gesessen hatte, war es leise um die anderen Tische geworden. Jede Aufmerksamkeit hatte auf ihm gelegen. Jeder hatte ihn beobachtet. Ich wäre im Boden versunken vor Unwissen, was ich tun sollte, während Alex die Aufmerksamkeit im Hinterkopf behielt und sich vollkommen auf sein Spiel konzentriert. Er sah sich nicht um, er sah nicht, wer ihn alles anstarrte und wenn drehte er sich nur in eine Richtung, um einen kurzen Blickkontakt zu gewinnen und das war zu mir.

Und ganz egal, wie auffällig seine Blicke eigentlich waren, die Ereignisse der Gartenparty wiederholten sich nicht. Zumindest nicht so, dass ich sie mitbekommen würde. Die Menschen um mich herum tuschelten nicht über mich, sondern einzig und allein über ihn. Keiner sah mich schief an. Vielleicht lag es daran, dass sich es niemand in seinem Palast wagen würde ein Wort gegen mich zu erheben, denn sie hatten gesehen, dass ich mit ihm hergekommen war.

Ich hatte mich den gesamten Abend gezwungen nicht allzu viel darüber nachzudenken. Ethan riet mir das Gleiche. Er schien bemerkt zu haben, dass ich die Leute um mich herum nervös beobachtet habe. Genau wie Alex ihm von der Gartenparty erzählen haben muss.

Alex war am Morgen zurück ins Casino gefahren, um sich mit Logan und Ethan zu treffen. Ich hingegen erlaubte mir einen ruhigen, freien Tag, indem ich ausschlief und mir etwas gemütliches anzog. Ich checkte mein Handy, wo Alex mir schrieb, dass Maggie nicht kommen würde und ich niemanden am Haus erwartet. Gerade, als ich mir mein Frühstück fertig macht, änderte sich Alexs Aussage jedoch. Das Klingeln der Tür überraschte mich, bis auf Maggie, die einen Schlüssel zu diesem Haus besaß, hatte in meiner Anwesenheit noch niemand an der Tür geklingelt.

Vor wenigen Tagen hatte ich mich selbst mit dem Kamerasystem auseinander gesetzt, denn es erschien mir lächerlich, wie hochtechnisch das gesamte Haus war. Ein Blick auf den kleinen Monitor verriet mir, wer die mysteriöse Person vor dem Tor sein könnte. Der glänzend Porsche war auf dem Monitor sogar nicht wegzusehen. Mir schlummerte etwas. Nein, das konnte nicht stimmen. Ich drückte den Sprechknopf. »Mr Dylan?«

»Hallo Mrs Jensen. Wären Sie so nett und lassen mich herein? Ich würde gerne mit Ihnen sprechen.«

Nach einem gestrigen Abend fand ich keinen Grund, wieso er mit mir sprechen wollte. Er kannte mich noch nicht einmal. Was konnte in Gottes Namen dann seine Aufmerksamkeit auf mich ziehen? Ich zögerte für eine Minute, sah, wie geduldig er mit heruntergelassenem Fenster vor dem Tor wartet. Schließlich drückte ich die Taste für das Tor zum Grundstück auf und öffnete die Haustür.

Mr Dylans Porsche drehte eine schnelle, aber kontrollierte Runde durch die große Auffahrt, bis er ihn abstellte und ausstieg. Mit meiner Hand fest am Türgriff blickte ich zu ihm herüber. Hätte ich gewusst, dass ich irgendeine Besuch heute noch kommen würde, hätte ich etwas Ordentlicheres angezogen.

»Morgen, Mrs Jensen«, grüßte er mich, als er näher heran trat. »Ich wollte eigentlich zu Alex und ihn nach Ihrer Adresse fragen, aber wie es scheint, sind Sie über Nacht geblieben. Ist Alex nicht hier?«

Winning ChancesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt