Prolog 2

11 1 0
                                    

                                                                                     Catherine

                                                                                 zwei Jahren zuvor

Verlust, so viel verlust und schmerz. Der Tränenschleier verzerrt meine Sicht, doch trotzdem sehe ich das Grab deutlich vor mir. Wir hatten kein Geld um ihm ein Grabstein zu kaufen, ein Kreuz aus zwei Stöcken, provisorisch mit einer Schnur zusammengehalten kennzeichnet sein Grab. Das Grab meines Bruders, meines armen Bruders. Mein Herz zieht sich zusammen, ich lasse mich auf die Knie fallen. Meine Tränen vermischen sich mit dem Regen, er versucht vergeblich meine Trauer wegzuspülen, sie aus meinem Leben, welches geplagt ist von schmerz, zu verbannen. Mein Vater starb als ich drei war, mein Bruder starb als ich 16 wurde. Es gab nur noch meine Mutter und mich. "Catherine", meine Mutter kniete sich neben mich und zog mich in ihre Arme. Ich legte meinen Kopf auf ihre Schulter und weinte und vermisste und bereute und liebte. "Das ist nicht fair", der Schmerz veränderte meine Stimme. "Nein. Nein, das ist es nicht", meine Mutter strich mir über die nassen Haare. Den Regenschirm hatte sie fallen gelassen. Ich schaute zu ihr auf, Tränen liefen ihr übers Gesicht, vermischten sich mit dem Regen. Mein Blick glitt zurück zum Grab von Thomy und zu den Blumen, zu seiner Taschenuhr, zu dem Ring meines Vater, welchen er ständig trug, zu dem was er zurück gelassen hat. Nicht mehr als eine handvoll Sachen. Doch das was ich nicht auf seinen Grab legen konnte, war die Liebe, die wärme, den Spaß die Sicherheit, die er mir geschenkt hat. Diese unglaubliche Liebe, wie ein Bruder seine kleine Schwester nur lieben kann. "Gehen wir nach Hause Mutter!", ich stand auf und half meiner Mutter hoch. Das Leben geht weiter und er lebt weiter in mir.

ChangingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt