Excuses

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39. Kapitel

„Harvey", erwiderte ich mit knirschenden Zähnen und traute mich nicht ihm in die Augen zu sehen.

„Also, was ich eigentlich...", begann er zu erzählen, doch ich wollte ihm jetzt nicht entgegentreten.

„Tut mir leid, ich muss los. Blumen gießen und so", meinte ich nervös und rannte, wie eine Verrückte um die nächste Ecke. Hinter dieser nahm ich erstmal einen tiefen Atemzug und ging in mich. War ich eigentlich bescheuert? Es hätte tausend andere Ausreden gegeben und ich entschied mich für diese Bescheuerte. Langsam zweifelte ich echt an meiner Intelligenz.

„Welche Intelligenz?", würde Pru jetzt sagen, wofür ich sie gegen die Schulter hauen würde.

Immerhin haben wir alle unsere Schwächen und meine Schwäche sind Ausreden.

Als ich mich schließlich wieder in meinem Zimmer befand, beschloss ich, dass ich mich mal wieder richtig auspowern müsste. Also schmiss ich mich in meine Sportkleidung, nahm mir Handy und die Kopfhörer und machte mich in Richtung Tennisplatz.

Auf den Weg startete ich meine Playlists und »Wannabe« von den Spice Girls startete.

Ich sang laut mit, sobald ich draußen ankam. Ehrlich gesagt hatte ich dort niemanden erwartet, doch die Gärtner warfen mir bereits zweifelnde Blicke zu, die ich unschuldig grinsend erwiderte.

Sobald ich auf den Tennisplatz erreichte, griff nach meinem Schläger und schob die Ballmaschine auf die andere Seite. Ich steckte noch schnell mein Handy in meine Hose und startete dann die Maschine. Nach 10 Sekunden kam dann der erste Ball aus der Maschine geschossen. Es folgten unzählige. Ich traf jeden Ball und musste immer wieder triumphierend lachend.


Nun sah auch ich, dass ich eigentlich Freude an diesem Sport hatte. Das Gegenteil hatte ich mir immer auf Grund meiner Mutter eingeredet. Doch eigentlich war es anders.

Auch wenn ich nur kurz nach gedacht hatte, traf mich plötzlich ein Ball mitten an der Stirn. Der Aufprall riss mich nach hinten, bis ich schließlich auf meinem Hintern landete. Entsetzt riss ich die Augen auf. Das tat echt weh! Ich hielt mir die Stirn mit der rechten Hand und krabbelte zum Automaten, um sie auszuschalten.

Als ich das endlich geschafft hatte, lehnte ich mich erschöpft gegen diesen und schloss die Augen für einen Moment. Doch wenige Sekunden später war ich auch schon gezwungen sie wieder zu öffnen. Ich stand auf und merkte bereits, wie sich eine Beule auf meiner Stirn bildete. Ich stöhnte genervt auf und begann die Bälle einzusammeln.

Gerade wollte ich den letzten Ball einsammeln, als ich mit dem Kopf gegen jemand anderen stoß.

Schmerzvoll stöhnte ich auf und hielt mir die Beule, die sich inzwischen auf meiner Stirn befand.

Ich blickte auf und entdeckte Harvey vor. Was um Himmels willen will er hier?

„Was machst du hier?", fragte ich ihn sauer. Meine Beule schmerzte nun umso mehr.

„Ich dachte, ich helfe dir", meinte er lächelnd. Dieses Lächeln war seltsam.

Die Sache mit meiner äußerst tollen Ausrede war mir noch immer peinlich. Wollte er jetzt darauf eingehen?

„Du dachtest?", ich sah ihn gespielt erstaunt an.

„Ja und jetzt komm rein, ich hole dir Eis", er griff nach meiner Hand und zog mich mit sich.

„Äh...ich kann nicht", meinte ich schnell.

Harvey stoppte und sah mich an, worauf er die linke Augenbraue wartend hochzog.


„Na ja, weißt du, ich habe vergessen das Fenster in meinem Zimmer zu schließen und das ist jetzt offen und deswegen könnte jemand einbrechen und dann...", stammelte ich schnell vor mich hin und hätte mich am liebsten selbst für meine Idee geschlagen.


„Grace, keine Ausreden", und schon zog er mich mit sich in Richtung Schloss.

„Was ein schönes Wetter. Ich will lieber draußen bleiben", meinte ich und versuchte mich aus seinem Griff zu lösen.


„Willst du nicht mir gesehen werden oder wieso setzt du alles daran zu verschwinden?", fragte mich Harvey und es kam mir vor, als sei er gekränkt.

„Äh nein, das ist es nicht", murmelte ich leise, so dass er es gerade noch verstehen konnte. Mich machte seine Nähe nervös und ich wollte jetzt einfach verschwinden. Doch Harvey machte mir ein Strich durch meine Rechnung und Minuten später saß ich wartend auf Harvey's Bett, welches definitiv zu gemütlich für diese Welt war. Dabei konnte ich es nicht lassen mich auf den Rücken zu legen und die Augen zu schließen. Bis Harvey wieder von der Küche zurück war, könnte ich ja ein kleines Nickerchen halten. Also machte ich es mir auf seiner Decke gemütlich, streifte noch schnell die Schuhe ab und schlief dann auch schon ein. Dieses Bett war gemütlicher, als alles, was ich bis jetzt kannte.

Irgendwann wachte ich dann auch wieder auf. Auf meiner Stirn befand sich ein schweres Gewicht. Schnell schreckte ich auf, worauf das Gewicht nicht leichter wurde.

Es fing bereits an zu dämmern. Wie lange hatte ich geschlafen?

In der anderen Ecke des Zimmers flimmerte eine Lampe. Harvey saß an seinem Schreibtisch und hatte sich über etwas gebeugt, was ich nicht erkennen konnte.

Gähnend erhob ich mich vom Bett und lief interessiert zu ihm. Was er wohl machte?

Ich beugte mich vorsichtig über seine Schulter. Er hielt ein Messer in der einen Hand. Mit diesem Messer strich er immer wieder über das Stück Holz in seiner anderen Hand. Sein Projekt nahm bereits Gestalt an.

Als er sich dann schließlich umdrehte, fing er an zu prusten.

„Was hast du mir ins Gesicht gemalt?", fragte ich ihn erschrocken.

Er antwortete nicht auf meine Frage, sondern fing damit an laut loszulachen.

„Harvey", fauchte ich.

Schnell lief ich auf eine Tür in seinem Zimmer zu und hoffte, dass es sich dabei um ein Badezimmer handelte. Natürlich war dies nicht der Fall und ich stand in einem begehbaren Kleiderschrank - Der Traum von (fast) jedem Mädchen.

Harvey besaß wahrscheinlich mehr Kleidung, als Prudence und ich zusammen.

PRUDENCE! Ohne auf mein Aussehen zu achten, rannte ich aus Harvey's Zimmer, um mich auf die Suche nach Prudence zu machen. Hoffentlich war sie nicht spontan abgereist.

Während meinem Sprint, riss ich mir das Eis von der Stirn, welches Harvey mit Klebeband an meinen Haaren und an meiner Nase befestigt hatte. Dann öffnete ich die Zimmertür von Prudence in einem Schwung und fand meine traurige Freundin auf ihrem Bett wider.

Oh nein. Was hatte ich nur verpasst?

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Heyy,

ich hoffe, dass euch dieses Kapitel gefallen hat. (:

Royal Fake befindet sich aktuell auf dem 25. Platz in Jugendliteratur. Das ist einfach der pure Wahnsinn. *_*

Hattet ihr schonmal einen "Sportunfall"? Also ich hatte da schon einige. 😂🙃

Gestern habe ich mir "Tote Mädchen lügen nicht" von Jay Asher gekauft und heute Morgen habe ich das Buch beendet. Ich kann es euch auf jeden Fall empfehlen zu lesen, denn es regt echt zum Nachdenken an. 

Ich hoffe, wir sehen uns im 40. Kapitel dieses Buches wieder. ;)

Liebe Grüße

Jenny

Royal FakeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt