Unexpected Return

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45. Kapitel

Ehrlich gesagt hatte ich es nie für wahr gehalten, dass es so schwer ist, einen geliebten Menschen an den Tod zu verlieren. Früher dachte ich immer, dass man eigentlich recht schnell darüber hinweg kommen sollte. Man musste einfach fröhlich sein für die Person, die man an den Tod verloren hatte. Meine Großmutter wollte bestimmt, dass ich glücklich für sie bin, jedoch kann ich das nicht. Es ist so unglaublich schwer Trauer zu verarbeiten. Nach einem Monat hatte ich mich wieder einigermaßen unter Kontrolle. Das hieß so viel, wie dass ich nicht andauernd in Tränen ausbrach.

Dennoch verbrachte ich meine gesamte Zeit damit zu lernen und Sport zu treiben. Wenn ich fertig mit dem Lernen war, lernte ich noch weiter. Wenn es dann irgendwann nichts mehr gab, machte ich Sport. Sobald das dann nicht mehr ging, da ich zu müde und erschöpft war, putzte ich die Wohnung. Mittlerweile lag kein Staubkorn mehr auf der sonst so staubigen Vitrine im Wohnzimmer. Danach begann der Rhythmus wieder von neu und ich ging wieder ins Lernen über.

Nachdem weitere Zeit verstrichen war, war meine Trauer größten Teils überwunden, dennoch kapselte ich mich weiter von alles und jedem ab.

Doch dann gab es diesen verregneten Freitag. Mit Harvey hatte ich schon seit einer Weile nicht mehr geredet. Ich wollte einfach keinen Kontakt zu niemanden. Er suchte meinen Kontakt immer öfter, allerdings wich ich ihm immer wieder aus. Die Sachen mit den Drogen hatte ich ihm zwar zum größten Teil verziehen, jedoch hielt ich es die ganze Zeit für das Beste allein zu trauern.

Ich mochte es nicht Schwäche zu zeigen. Durch die Erziehung meiner Mutter wurde mir immer wieder klar gemacht, dass es falsch war, Schwäche zu zeigen. Also verhielt ich mich in meinen Augen ganz natürlich. Die Heulattacken bereute ich bis zur aktuellen Stunde.

An diesem verregneten Freitag saß ich auf dem Sofa und schlang Eis mit Keksstücken in mich hinein. Dabei sah ich mir ein paar Folgen von verschiedensten Serien, wie Grey's Anatomy, Pretty Little Liars, The Mick und vielen weiteren Serien an. Den ganzen Tag verbrachte ich zusammen gekauert auf dem Sofa, bis es plötzlich gegen Abend an der Tür klopfte. Ahnungslos schleppte ich mir zur Tür. Ich sah nicht gut. Das war mir klar, jedoch war mir das so ziemlich egal. Der Jenige, der klopfte, wusste, was er zu erwarten hatte. Er betrat dieses Terrain auf sein eigenes Risiko.

Ich öffnete die Tür und erstarrte sogleich. Meine Augen waren weit aufgerissen. Ein breites Grinsen legte sich auf meine Lippen. „Prudence", murmelte ich erstaunt. Ohne ein Wort fiel mir meine beste Freundin in die Arme und bewies mir mal wieder, wie wichtig unsere Freundschaft war. Wir umarmten uns und ich fühlte mich direkt besser.

„Was ist los mit dir, Grace?", fragte sie mich flüsternd und drückte mich dabei an ihren Körper.

„Warum hast du auf keine meiner Nachrichten geantwortet? Ich habe dir sogar Briefe geschrieben", ihre Stimme wurde augenblicklich traurig.

„Tut mir leid", flüsterte ich leise zurück.

Schließlich setzten wir uns auf das Sofa. „Grace, du siehst schlimm aus. Was ist passiert? Du hättest meinetwegen nicht so viel weinen müssen", fragte sie mich lächelnd. Beim letzten Satz entlockte sie mir tatsächlich auch ein kleines Grinsen.

„Jetzt aber mal ehrlich", begann sie erneut. „Warum siehst du so schrecklich aus?", fragte sie mich ernst und legte ihre Hand auf meinem Arm ab.

Lange musste ich nicht mit dem Gedanken rangen. Ich musste es ihr einfach erzählen, denn ich hatte schon lange genug für mich behalten.

„Meine Großmutter ist gestorben", erzählte ich ihr mit neutraler Miene. Ich war stolz auf mich, dass ich nicht direkt wieder in Tränen ausgebrochen war. In der letzten Zeit war ich etwas sentimental.

„Endlich ist das Biest weg", antwortete sie mit unschuldiger Miene. Plötzlich schien sie allerdings zu verstehen, dass ich nicht diese Großmutter meinte und sie erstarrte mit großen Augen.

„Was?", ihr Mund stand offen.

„Sie ist gestorben", seufzte ich.


„Das habe ich schon verstanden, aber woher weißt du das? Ich bezweifle ja, dass das Amt jeden Angehörigen kontaktiert", fragte sie mich skeptisch.

„Ich wollte mich für ein Gemälde bedanken, als ein Mann an das Telefon ging und es mir mitteilte", antwortete ich und schloss für einen Moment die Augen.

„Wir rufen da jetzt noch einmal an", entschlossen griff Prudence nach meinem Handy, welches auf dem Tisch lag und entsperrte es. Sie wusste noch immer den Code zu meinem Nachteil.

Pru machte bei jeder Gelegenheit Fotos mit meinem Handy und das nicht zu wenige. Am Ende hatte ich immer den „Spaß" beim Löschen der wunderschönen Bilder.

„Ich kann da nicht anrufen", sagte ich ernst. Ich würde es nicht schaffen noch einmal diese Nummer zu wählen. Wahrscheinlich würde ich wieder in Tränen ausbrechen. Mein Herz war gerade dabei sich wieder zu beruhigen.

„Dann ruf ich da eben an", meinte sie entschlossen und suchte in meinen Kontakten nach der Nummer. Schließlich fand sie den entsprechenden Kontakt.

„Ist das die richtige Nummer?", fragte sie und hielt mir mein Handy hin. Ich nickte anschließend und lehnte mich zurück.

Dann hörte ich es auch schon tuten. Augenblicklich wuchs meine Anspannung und ich floh aus dem Raum. Mit schnellen Schritten lief ich ins Badezimmer, wo ich mich vor den Spiegel stellte und mir entgegenblickte. Eigentlich sah ich gar nicht mehr so schlecht aus. Die Augenringe waren gewichen und meine Lippen waren auch nicht mehr ganz so spröde.

Schließlich drehte ich den Wasserhahn auf und spritzte mir eine Ladung Wasser ins Gesicht. Auf dem Badewannenrand holte ich ein paar Mal tief Luft und plötzlich schien mir die Moral der Stunde, dass ich einfach glücklich sein sollte. Ich hatte das Glück meine Großmutter noch zu treffen. Ich konnte sie noch kennenlernen. Sie konnte mich noch sehen. Positiv denken war angesagt.

Nach weiteren Minuten verließ ich das Badezimmer wieder, um zu Pru zu laufen. Diese aß mittlerweile den Rest meines Eis auf dem Sofa.

„Der Mann, der dir die Nachricht verkündigt hat, wurde übrigens gekündigt", Prudence grinste breit.

Und so verbrachten wir den restlichen Tag gemeinsam und waren einfach glücklich.

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Hey,

ich hoffe euch hat dieses Kapitel gefallen. Wer ist auch happy, dass Pru wieder da ist? :D Habt ihr schon beim Golden Story Award unter Kategorie 4 für "Royal Fake" abgestimmt? ;D

Was ist zur Zeit euer Lieblingslied? Meins findet ihr oben (:

Wir sehen uns im nächsten Kapitel.

Jenny. Over and out.

Royal FakeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt