06-Vorboten

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Georgia wachte auf. Alles nur ein schrecklicher Traum, ein schrecklicher Traum. Sie setzte sich auf und schaute auf den Wecker, der acht Uhr anzeigte. Sie war völlig durchgeschwitzt, weswegen sie nun aufstand und sich duschte. Währenddessen dachte sie nach. Schon wieder so ein merkwürdiger Traum... Sie fühlen sich so verdammt echt an. Wie heißen sie dann? Klarträume? Naja egal, es war ein Traum, nichts weiter. Ich sollte ihn genauso wie den letzten einfach vergessen.

Georgia musste aufpassen, dass sie nicht ausrutschte, als sie aus der Dusche stieg. Sie nahm sich ein blaues Handtuch und fuhr damit über Haare und Körper. Mit trotzdem noch tropfenden Haaren ging sie in ihr Zimmer und suchte sich etwas zum Anziehen. Die Wassertropfen auf dem Boden erinnerten Georgia an die Bluttropfen aus dem ersten Traum. Sie waren damals auch auf ihrem Zimmerboden, nur diesmal waren sie nicht rot und auch kein But, sondern nur harmloses Wasser. Im Vergleich dazu war Blut auch nicht sonderlich gefährlich, aber erschreckend. Georgia entschied sich für ein knielanges Kleid mit Blumenmuster, das sie sich erst vor ein paar Wochen mit Emely gekauft hatte. Dazu trug sie natürlich die blaue Kette von Celia. Sie trug diese, seit Georgia sie geschenkt bekommen hatte, Tag und Nacht. Für Georgia war es ein Glücksbringer, der sie immer an ihre beste Freundin erinnerte.

Alice schlug am Nachmittag vor, an ihrem wöchentlichen (nur in den Sommerferien existierenden) Familientag, an die Almar zu fahren und dort zu picknicken. Die Almar war ein Fluss, nahe dem Dorf, die nur an seltenen Stellen starke Strömungen aufwies und somit gut zum Baden war. Aber nur wenn es warm genug war, genau wie heute. Georgia war damit einverstanden, da sie eh nach draußen gehen und die Landschaft fotografieren wollte. „Ich packe uns etwas zu Essen ein und suche unsere Picknickdecke. Pack du bitte die Sachen ein die du mitnehmen möchtest und auch bitte Essen, Trinken und Leine für Taro.", sagte Georgias Mutter. Georgia ging darauf nach oben um sich einen Bikini unters Kleid zu ziehen. Außerdem packte sie ihre Kamera, zwei Handtücher, ihr Handy und die Sachen für ihren Hund in eine Tasche, die auf das Fahrrad passen würde.

Der Weg zur Almar dauerte nur 10 Minuten, war aber durch die Hügel recht anstrengend. Als sie dort ankamen, fühlten sich Georgias Hände komisch an, da sie durch die kleinen Steine unter ihren Rädern vibriert hatten. Zum Ausgleich kraulte sie Taro, der es sich gerade auf der Decke gemütlich machte, die Alice ausgerollt hatte. Diese stellte einige Snacks auf die braune Decke: Sandwiches mit Salami und Käse, geschnittenes Obst, Tee aus einer Thermoskanne und Coktailtomaten, Karotten und Gurkenscheiben mit Frischkäsedip. Dann setzte Georgias Mutter sich neben Taro und fragte Georgia: "Willst du erst ins Wasser oder was essen?" "Schwimmen! Taro kommt mit, ich hab ein Handtuch für ihn eingepackt." "Okay ich komm später auch mit den Füßen rein." Georgia zog sich das Kleid aus, sodass der schwarze Bikini mit bunten Punkten zum Vorschein kam. Sie löste die Leine und das Geschirr von ihrem Hund und ging mit ihm in Richtung des Flusses. Nachdem sie in eine Brennnessel getreten war, führte sie Taro mit einem kleinen, brennnessel- und distelfreien Umweg zum Wasser.
Das Wasser war kalt, aber nicht so dass es unangenehm war. Taro schnüffelte skeptisch. "Komm rein, es ist nur ein bisschen kalt, wenn wir uns bewegen wird es warm." Georgia ging bis zur Mitte der Almar und zeigte ihrem Hund eine Komm-Bewegung. Nach kurzem Zögern setzte Taro seine Pfoten in den Fluss und stapfte beziehungsweise paddelte zu ihr herüber. Sie spielten ein wenig im Wasser, was Georgia stark an ihre Kindheit erinnerte. Sie und ihr Vater hatten oft im Sommer in der Almar Wasserball gespielt. Eines Tages wurde der Ball von der leichten Strömung davongetragen, sodass sie ihn nicht mehr erreichen konnten. Danach hat Georgia einen neuen zum Geburtstag bekommen. Sie dachte an die letzte Geburtstagsfeier mit ihrem Vater und an den Geburtstagskuchen, der eigentlich nur ein Haufen Matsch mit Zuckerguss war, den ihr Vater unbedingt backen wollte, weil er beweisen wollte, dass er backen und kochen konnte. Es haben jedoch alle davon probiert um Frank nicht zu demütigen. Er schmeckte schrecklich aber alle haben es mit Humor genommen, sogar Georgias Vater. Georgia lief eine Träne über die Wange. Der Gedanke an die Feier machte sie traurig.

Nach einiger Zeit rief ihre Mutter sie. Sie wollte, dass Georgia sich mit Sonnenmilch eincremte und dazu noch Alice Rücken da sie selbst nicht daran kam. Taro machte es sich in dem schattigem Teil der Decke gemütlich, während sich auch Georgia niederließ und in der Tasche nach den Handtüchern suchte. "Warte Mama, ich trockne mich und Taro schnell ab." Kurz bevor Georgia das Handtuch über ihren Hund legen konnte, schüttelte er sich, sodass Alice und Georgia etwas Wasser abbekamen. "Uuurg, och komm schon Taro, das musste jetzt nicht sein", beschwerte sich Alice. "Dann kannst du ja gleich mit ins Wasser kommen", lachte Georgia. "Lass uns gleich erstmal etwas essen." Georgia trocknete Taro (und sich selbst) soweit es möglich war ab und griff dann mach der Sonnencreme. Sie nahm eine walnussgroße Portion aus der Tube und berührte dann Alice' Nacken. Als sie mit der Hand über die Haut fahren wollte, bekam sie einen Schlag, als hätte sie einen Elektrozaun angefasst. Sie erschrak und sank in das sonnenbeschienene Gras hinter ihr. Sie konnte sich nicht bewegen und sah schwarz.

Bloody NightmareWo Geschichten leben. Entdecke jetzt