Kapitel 2

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Kapitel 2 Miranda

Mit dem Handrücken strich sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die sich unter der Haube hervorgelöst hatte. Sie hielt ihre Hände möglichst weit von ihrem Körper entfernt, um keine Hasenblutflecken auf ihrer Kleidung zu hinterlassen. Sogar ihre Unterarme hatten vom Ausnehmen Blutspritzer abbekommen. Mit eher spitzen Fingern nahm sie die unbrauchbaren Überreste des Tieres und trug sie aus der Hütte, um sie unter altem Laub und Erde zu vergraben, damit der Blutgeruch nicht sofort Füchse oder Dachse anlockte. Sie fluchte leise, da ihre Finger jetzt nicht nur blut- sondern auch dreckverschmiert waren. Sie hatte nicht unbedingt ein Problem mit sowas, doch gefallen tat es ihr noch lange nicht. Eilig lief sie zum Bach und hielt ihre Hände ins kalte Wasser. Das Blut zog rote Schlieren in die Strömung. An einem Stofflappen, der an ihrer Hüfte hing wischte sie sich Finger und Arme ab. Als sie nach oben sah fiel ihr auf, dass die Sonne inzwischen fast zur Hälfte untergegangen war. Die Silhouetten der Bäume wurden im verschwindenden Licht immer undeutlicher. Ein unangenehmes Kribbeln breitete sich auf ihrem Rücken aus und sie rannte fast in ihre Hütte zurück. Kaum hatte sich die quietschende Tür hinter ihr geschlossen, löste sich ihre plötzliche Anspannung. Zu ihrer Verwunderung hatte sie diese an diesem Tag bereits mehrmals verspürt. Im Wald. Beim Kontrollieren der Tierfallen hatte sie des Öfteren das Gefühl gehabt, beobachtet zu werden. Doch jedes Mal wenn sie sich umdreht hatte, hatte sie niemanden entdecken können, obwohl sie sich fast sicher war, bei der Hasenfalle einen dunkelgrauen Schatten im Gebüsch gesehen zu haben. Sie ließ sich auf die Fensterbank sinken, mit dem Rücken an den Holzrahmen gelehnt und griff nach einem ledergebundenen neben sich. Das helle Leder hatte schon mehrere helle Flecken und das eingebrannte Muster von Blättern verblasste langsam. Ihre Finger strichen über den silbernen keltischen Knoten, der die Vorderseite zierte. Eine ähnliche Rune hing aus einem Wolfszahn gearbeitet als Anhänger an einer Kette, die sie schon seit sie denken konnte, besaß. In sie eingearbeitet war ein stechend azurblauer Kristall, der im Licht funkelte. Gerade baumelte das lederne Band an ihrem Hals. Sie durchblätterte die teilweise schon eingerissenen Seiten, von denen die meisten bereits vollgeschrieben waren. Hauptsächlich Kräuterwissen, aber auch Gedankengänge die sie für die Zukunft festhalten wollte. Wind wehte durch das geöffnete Fenster und blätterte durch die Seiten, bis sie auf einer leeren stehen blieben. Erst überlegte sie, ob sie den geisterhaften Schatten aus dem Wald zeichnen wollte, gestand sich aber, dass ihre künstlerischen Fähigkeiten sich in Grenzen hielten. Das Buch landete geschlossen auf ihrem kleinen Schreibtisch. Ihr Blick folgte der untergehenden Sonne, bis sie völlig hinter dem Horizont verschwunden war.

Schweißgebadet schreckte sie aus ihrem Schlaf empor. Alles an ihr bebte und ihre Handflächen fühlten sich feucht an. Hektisch wühlte sie im kleinen Fach am Schreibtisch nach dem Anhänger ihrer Mutter, dem strahlend grünen Smaragd aus, der in Tropfenform an einem schwarzen Bändchen hing. Im Gegensatz zu ihrem war dieser nicht in einen Wolfzahn, sondern in eine lange Kralle eingearbeitet. Irgendwie beruhigte sie der Anblick der Kette und sie legte sie wieder zurück. Sie sah zum Fenster. Blauweißes Mondlicht fiel in den Raum, ließ ihre deckenhohen Bücherregale lange Schatten auf den Boden werfen. Sterne blitzten am Nachthimmel auf. In ihrem Kopf spukten die schrecklichen Bilder, die sie im Schlaf geplagt hatten. Es war bei weitem nicht ihr erster Alptraum, sie konnte gar nicht zählen, wie oft sie diesen wiederkehrenden Traum von dieser absolut schrecklichen Nacht vor fünf Jahren schon hatte. Im Laufe der Zeit war er immer seltener geworden, bis er sich fast gar nicht mehr in ihre Gedanken geschlichen hatte. Doch dieses Mal war es anders gewesen. Detailreicher. Sie hatte nicht nur Flammen und Körper gesehen und das Amulett in der Hand gehalten, sie hatte auch mit ihrer Mutter gesprochen. Und was diese gesagt hatte wunderte und ängstigte sie gleichermaßen. Wer waren sie? Warum sollte sie vor ihnen fliehen. Während sie nach der Bedeutung der Worte ihrer Mutter suchte, wurden sie immer müder, bis sie in einen glücklicherweise traumlosen Schlaf verfiel.

Wie gefällt euch die Geschichte bis jetz? Ich hoffe, es zieht sich nicht zu sehr oder liest sich langweilig 😅. Keine Sorge, es wird noch spannender😂. Schreibt mir gerne Tipps in die Kommentare 😊.

Witches Soul *vorübergehend pausiert* #iceSplinters19 #WaveAward2019Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt