Kapitel 11

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Kainan

Mehrere deftige Flüche verließen seinen Mund, während er sich mit einer Hand ununterbrochen durch die Haare fuhr und der Heilerin hinterher sah, die längst hinter der Straßenecke verschwunden war. Auf Zachs Pferd. Dieser fluchte ebenfalls und hielt einen gewissen Abstand von ihm. Ziemlich klug, denn er war kurz davor Zach ins Gesicht zu schlagen. Wie konnte der nur die ganze Zeit lang über schlafen, ohne im Geringsten mitzubekommen, dass Kainan uns Seth von einem kleinen, schwächlichen Mädchen im wahrsten Sinne des Wortes Prügel bekamen? Er schüttelte den Kopf, wobei ihm einige dunkle Haarsträhnen in die Stirn fielen. Nein, schwächlich war sie bestimmt nicht, alles Andere als das. Er hatte noch nie eine Frau gesehen, welche sich so sehr zu verteidigen wusste, wie diese. Sein noch immer schmerzender Bauch und wahrscheinlich auch Seths Rippen stimmten ihm zu. Und Durchhaltevermögen besaß sie auch. Als er sie mit der Mistgabel an sich presste, ihr Atem flacher wurde und sie sich trotzdem weiter wehrte, hatte er innerlich über ihre Dummheit, zu denken, dass sie so weiterkam, gelacht. Doch sobald sie halb in seinen Armen erschlaffte, als würde sie aufgeben und ihm kaum, dass er lockerließ mit voller Wucht einen Dolchgriff in den Bauch rammte, hatte er sie widerwillig bewundert. Es überraschte ihn, wie schnell und flüssig ihre Bewegungen waren, wennauch weitaus weniger kraftvoll, als dass es ihm ernstlich geschadet hätte. Noch immer pochte die Stelle, an der sie ihn getroffen hatte. Ihre Tritte, welche Seth und er abbekommen hatten, waren ebenfalls nicht als angenehm zu bezeichnen. Dennoch war sie nur eine Frau, ein von Natur aus eher zartes, gebrechliches Wesen, auch wenn er versucht war, von ihr das abwegige Gegenteil zu glauben. Aber verdammt! Sie hatte fliehen können, vor ihm, Seth und Zach, mit einem ihrer Pferde und mit mehr Bildern im Kopf, als ihr sicher selbst lieb war. Halbtote Frau, nachts, Wald, zwielichtige Kerle...  Es lag zwar nahe, dass sie es möglicherweise niemandem erzählte, da ihr wohl keiner glauben und sie verspottet werden würde, jedoch war er nicht bereit, auch nur das geringste Risiko einzugehen. Einmal war sie ihnen bereits entwischt, als sie sie beobachtet hatte und einmal war einmal zu viel. Das würde er nicht wieder hinnehmen. Erst recht nicht, wenn es sich bei demjenigen, der ihm innerhalb von zwei Tagen mehr Probleme bereitete, als er zugeben wollte, um eine Frau handelte. Eine, die da in etwas hineingeraten war, aus dem er sie nicht leichtsinnig abhauen lassen würde, zumindest nicht zweimal. Vielleicht war es auch ein angekratztes Ego, welches ihm vorhielt, dass er ausgetrickst worden war. Von einer Person, welche ihn dazu brachte, so zu denken. Er war nicht bereit, seine Zeit damit zu verschwenden, sich Sorgen darüber zu machen, ob und wie gefährlich ihm die Kleine auf jedwede Art werden konnte. Gerade als ihm weitere Flüche auf der Zunge lagen, lächelte er. Denn ihm war, reichlich verspätet, etwas klar geworden, was er beinahe vergessen hatte, obwohl es doch schon mehrmals am Rande seiner Gedanken aufgetaucht war. Wenn er schnell genug war, woran er nicht zweifelte, dann würde sie ihm im wahrsten Sinne des Wortes in die Arme laufen. Ohne die Möglichkeit ihm noch einmal abhauen zu können. Denn er würde ihr weder die Chance, noch die Gelegenheit dafür bieten. Und sie würde sich noch wünschen in dieser Nacht nicht im Wald gewesen zu sein!


Miranda


Sie dachte nicht nach, zu sehr war sie von Hektik überkommen, um zu merken, dass die Tür nicht richtig geschlossen war, als sie die Hütte betrat. Auch sah sie sich nicht um, war abgelenkt, in Gedanken versunken. Schwerer Fehler! denn so bemerkte sie die männliche Gestalt, welche hinter der Tür auf sie gewartet hatte erst im letzten Moment, zu spät. Ehe sie die Bewegung aus dem Augenwinkel richtig wahrnehmen konnte, wurde sie von zwei starken Händen gepackt, ruckartig nach hinten gerissen, sodass sie das Gleichgewicht verlor und an einen muskulösen Körper gedrückt wurde. Nein! Sie zappelte, schlug wild um sich, kratzte und trat nach dem Mann, der sie mit eisernem Griff gefangen hielt. Ein Arm lag fest um ihren Brustkorb, machte ihr das Atmen schwer, der andere legte sich um ihren Hals und schnürte ihr mehr und mehr die Luft ab. Eine Hand presste ihr ein unangenehm süßlich riechendes Stofftuch auf Mund und Nase. Sie grub ihre Fingernägel in den Unterarm an ihrer Kehle, holte mit den Ellbogen nach hinten aus. Zwecklos sie konnte sich nicht wehren, war kraftlos. Während ihre Angst sich ins Unermessliche steigerte, konnte sie nichts anderes tun, als hilflos zuzusehen, wie ihr Blickfeld verschwamm, Punkte vor ihren Augen tanzten und schließlich alles um sie herum schwarz wurde. Ihre Arme hingen schlaff an ihrer Seite, ihre Glieder zitterten und Taubheit ergriff von ihren Muskeln Besitz. Ihre Beine gaben unter ihr nach und sie fühlte, wie sie in ein unendlich scheinendes Nichts auch Dunkelheit stürzte.

Kainan

Er konnte den Moment spüren, in dem das Betäubungsmittel wirkte und ihr Körper den Dienst versagte. Ein Schauer durchlief sie und sie erschlaffte in seinen Armen. Ohne Zeit zu verlieren hob er sie problemlos hoch, überrascht über ihr Leichtgewicht. Sie wog kaum mehr als ein Sack Federn. Er trug sie nach draußen, wobei er ein kurzes Lächeln nicht unterdrücken konnte. Es war schon fast zu einfach gewesen, den Weg zur Hütte der Heilerin zu finden und dort auf diese zu warten. dass sie völlig durcheinander und dadurch unvorsichtig gewesen war, hatte ihm die Sache ungemein erleichtert. Zwar hatte sie sich anfangs noch gewehrt wie eine Wildkatze, doch war sie sichtlich erschöpft gewesen und so hatte er nicht lange auf die Wirkung des Mittels warten müssen. Der frühabendliche Wind wehte ihm den Geruch von Flieder in die Nase, welcher wild vor der Hütte wucherte, während er schnellen Schrittes auf das rotbraune Pferd zuging, mit dem sie abgehauen war. In Anbetracht der Schnelligkeit, mit welcher sie geritten sein musste um so schnell an der Hütte anzukommen, war sie wohl eine recht gute Reiterin, weshalb es ihn wunderte, wie nachlässig sie das Pferd mit den Zügeln angebunden hatte. Mit einem Arm hielt er sie fest, mit der anderen Hand löste er den lockeren Knoten von einem abgebrochenen Ast einer Buche. Es stellte sich als etwas umständlich heraus, mit ihr gemeinsam aufzusteigen. Sobald sie im Sattel saßen, sie vor ihm, legte er seinen linken Arm fest um ihre Taille, damit sie nicht herunterfiel und trabte an. Durch den rhythmischen Trab des Pferdes, wurde sie eng an seine Brust gedrückt und er nahm ihren Duft nach Wildblumen und Jasmin mit ungewöhnlicher Sensibilität wahr, was ihm ziemlich missfiel. Nicht ablenken lassen!, dachte er energisch, drückte sie aber unbewusst fester an sich.

Sorry, dass ich solang nichts hochgeladen ab, aber ich war (Ferien und so xD) unterwegs und bin außerdem seit paar Tagen total krank. Ich hoff, es nimmt mir keiner Übel :) Falls ihr auch Ferien habt, wünsch ich euch ne schöne freie Zeit :3

Witches Soul *vorübergehend pausiert* #iceSplinters19 #WaveAward2019Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt