Kapitel 28

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Miranda

Memoire von

Lord Arthur William Hawkins

Dies waren die einzigen Worte auf der sonst leeren ersten Seite. Neugierig blätterte sie um.

                                                                                                 17. August 1688               

Lange habe ich mit mir gerungen, die Seiten dieses noch leeren Buches zu füllen, doch gibt es zu viele Dinge, die mir nachts den Schlaf rauben. Dinge, mit denen ich weder meine Familie, noch meine Frau Lillianne belasten darf, welche gerade guter Hoffnung ist. Sie haben mit all dem nichts zu tun. Und es ist meine Aufgabe, sie aus allem herauszuhalten, was ihnen Schaden zufügen könnte.

Schon lange plagen mich Zweifel. Als jüngster Berater des Königs Jakob II ist es meine Aufgabe, ihn bei jedem seiner Pläne zur Seite zu stehen. Ich kenne jedes seiner Vorhaben, weiß, wie er denkt, wie er handelt. Und ich weiß, wie kalt sein Herz gegenüber seinem Volk schlägt. Mehr als alles andere interessiert ihn die absolute Herrschaft und dabei ist jedes Opfer, welches er bringen muss, nur ein Mittel zum Zweck. Es ist beängstigend, denn wenn es so weitergeht, wird sich das Volk in allzu naher Zukunft gegen ihn auflehnen. Seine absolutistische Politik wird von den Bürgern alles andere als gut geheißen und lange werden sie diese nicht mehr hinnehmen. Ich mag noch jung sein, einen Grünling würde mich allerdings sicherlich niemand schimpfen. Sonst würde ich wohl kaum zum inneren Kreis des Königs gehören. Aber gerade deswegen nagen Zweifel an mir.

Sogar seine Tochter Maria und deren Mann Wilhelm III von Oranien sind bereits in Sorge und baten mich, ein Auge auf den König zu haben. Ich vertraue Wilhelm, schließlich gehört er zu uns, kennt die kritische Situation und die andauernde Bedrohung unser aller genauso gut wie ich, aber er hat keine Ahnung, in welche Lage er mich bringt, würde ich ihm helfen. Insgeheim stimmte ich ihm aber in allem zu, was er sagte. Dass der König im Juni Vater wurde, setzt  zusätzlich viele unter Druck, vor allem die Protestanten. Die Leute reagieren auf unterschiedlichste Weisen und das nicht unbedingt im positiven Sinne. Aber trotz allem, sollte Jakob II mir einen Befehl erteilen, unabhängig welcher Art, so ist es meine Aufgabe, diesen auszuführen. Egal, ob es ein rechtes Unterfangen ist oder nicht. Täte ich dies nicht, gälte dies als Hochverrat am Königshaus und so würde ich ihm alles zutrauen...

Die Worte klangen etwas kryptisch, doch glaubte sie zu verstehen, was sie bedeuteten, auch wenn sie nicht verstand, wer mit 'uns' gemeint war. Vermutlich all diejenigen, die nicht auf Jakobs II Seite standen. Es war verblüffend, worauf sie hier gestoßen war. Dieser Mann namens Arthur Hawkins musste ein hochwohlgeborener Mann sein, wenn er diese historischen Ereignisse aus beinahe nächster Nähe hatte erleben können. Seine Sorgen konnte sie nur zu gut nachvollziehen. Soweit sie wusste, war König Jakob II ein wirklich kaltherziger Herrscher gewesen, der seinem Volk mehr Schaden zugefügt hatte, als ihnen ein guter König gewesen zu sein. Sie spürte allein durch seine Worte Arthurs Zerrissenheit.

Ihr kam die Frage in den Sinn, ob dieser Mann etwas mit Kainan gemein hatte. Immerhin trugen sie denselben Nachnamen und dieses Memoire befand sich offensichtlich in Kainans Besitz. Waren sie verwandt? Wenn ja, wo war er dann jetzt? Ob er wohl noch lebte? Sie übersprang einige Seiten und las weiter.

                                                                                                       5. November 1688

Die Lage spitzt sich stetig zu. Wie ich von Wilhelm III höchstpersönlich erfuhr, legte er heute als Prinz von Oranien mit seiner Armee an der englischen Küste an. Jakob II bewegte sich in dem Irrglauben, seine Armee wäre bei einer Konfrontation der des Prinzen gewachsen. Doch seine protestantischen Offiziere ließen ihn im Stich, wofür ich mitverantwortlich bin, da ich Wilhelm bei seinem Vorhaben unterstützte. Ich bin mir aller Folgen bewusst, falls Jakob dies herausfinden sollte, aber ich konnte meine Augen nicht vor der Wahrheit verschießen. Er hätte unseren Untergang bedeuten können. Trotz aller Vorbehalte, konnte ich es daher nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, weiter einem Mann bei seinem Kriegszug zusehen, der ungeahnte Ausmaße hätte annehmen können. Auch Jakobs Tochter Anne, die dank ihrer Schwester und deren Gemahl über alles im Bilde war, schloss sich der Invasionsstreitmacht an, was sogar sein kühles Herz zutiefst verletzte. Wie es nun weitergehen wird ist unklar, denn der König wird nicht abdanken und seinen Thron abtreten, zumindest nicht freiwillig. Auch besorgt mich die Tatsache, dass er mit dem König Frankreichs, Ludwig XIV, in Kontakt stand, welcher ihm seine Unterstützung anbot, wie mir einige hintergründige Nachforschungen verrieten. Ob uns dies zum Verhängnis wird, kann ich nicht sagen, aber allein die Vorstellung ist wenig angenehm.

Witches Soul *vorübergehend pausiert* #iceSplinters19 #WaveAward2019Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt