Kapitel 20

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Miranda

Jaspal schien es recht eilig zu haben, ihr die Pferde zu zeigen, denn er lief schneller durch die Gänge als zuvor und fast wäre sie gestolpert. Erst als sie an einer nach unten hin immer breiter werdenden Marmortreppe ankamen, verlangsamte er seinen Schritt und sie gingen nebeneinander runter. Nach wie vor hielt er sie bei der Hand und sie kam nicht umhin, völlig erstaunt darüber zu sein, dass er trotz seiner Blindheit selbstsicheren Schrittes war, als sie selbst. Kein einziges Mal hatte es auch nur den Anschein, er würde eine falsche Bewegung machen, oder sein Gleichgewicht verlieren. Sie war diejenige, die auf den letzten Treppenstufen ins Straucheln kam und er stützte sie am Arm ab. Es war ihr rätselhaft, wie er das machte, geschweige denn, wie Arrow es schaffte, sich sicher auf Jaspals Schulter zu halten. Erstaunlich. Er zog sie durch eine große eisenbeschlagene, hölzerne Doppeltür ins freie.

Sie brauchte ein paar Augenblicke, um sich an das helle Sonnenlicht zu gewöhnen, welches sie blendete

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Sie brauchte ein paar Augenblicke, um sich an das helle Sonnenlicht zu gewöhnen, welches sie blendete. Erst dann sah sie sich um. Sie standen einige Schritte von einer weiteren Steintreppe entfernt auf der obersten von drei mamornen Stufen, welche auf einen breiten Kiesweg hinabführten. Die Steinmauern, welche den Weg und die Treppe säumten, waren etwa so breit wie ihr Unterarm und in regelmäßigen Abständen waren kleine Laternen mithilfe von Eisenstangen in den Stein eingearbeitet. Filigrane Muster zierten die Mauer. Nun langsam gingen sie die paar Stufen herunter und auf die andere Treppe zu, welche so wie es aussah, den Zugang des Vorhofes darstellte. Ein breiter, kreisförmiger, gepflasterter Weg bildete den An- und Abreiseplatz für Kutschen, nahm sie an, in dessen Mitte eine grasbewachsene Fläche mit einem Blumenbeet in allen Farben des Regenbogens erblühte. Am Fuß der Treppe waren zudem zwei weiterführende Kieswege, wie der auf dem sie gerade standen, welche in zwei verschiedene Richtung verliefen. Alles war von Bäumen umgeben, welche dem ganzen eine etwas verwilderte und zugleich wunderschöne Atmosphäre gaben. Gemeinsam liefen sie die Treppe runter und bogen auf den rechten Weg ein, wobei sie nun penibel genau darauf achtete, den Saum ihres Kleides mit ihrer freien Hand hochzuhalten, da sie diesen nicht beschmutzen wollte. Der Weg war grasumgeben, auch wuchsen Linden, Buchen und Eichen, welche immer dichter beieinanderstanden, bis der Boden eher schatten als lichtbefleckt war. Soweit sie es erkennen konnte, war der Außenbereich dieses Anwesens, nicht weniger riesig, als das Gebäude selbst, was sie immens beeindruckte. Sie hatte ihr Leben lang in Hütten, oder Häusern gewohnt, welche nicht einmal ein Bruchteil dieses Geländes waren. Mit Sicherheit war dies alles von einer hohen Mauer umgeben, wie jedes Adelshaus, doch davon war nichts zu sehen, was sie noch mehr beeindruckte. Welch einen hohen Stand musste dieser Lord haben, um sich Besitzer dieses wundervollen Ortes nennen zu dürfen. Denn so sehr es ihr auch missfiel, nun hier festzusitzen, so war sie dennoch angetan von ihrer Umgebung.

,,Wenn du dann fertig wärst, die Gegend zu bestaunen, dann kann ich dir mal die Stallungen näher zeigen, wenn du magst.", meinte Jaspal von ihrem Staunen belustigt und sie brachte lediglich ein Nicken zustande. Wahrscheinlich war sie solange still dagestanden, dass ihm klar war, dass sie sich bewundernd umsah. Wenn man schon irgendwo festgehalten wird, dann doch wenigstens hier und nicht in irgendeinem ekelhaften Rattenloch, bekam sie spottende Zustimmung, welche sie jedoch ignorierte und sich lieber auf ihre Umgebung konzentrierte. Soweit sie es erkennen konnte, waren sie einmal halb um das Anwesen herumgegangen, denn die hohen, terrassenförmig angeordneten Holzdächer der Stallungen waren direkt an die steinernen Wände des schier riesigen Gebäudes gebaut. Das dunkle Holz, war bereits wettergezeichnet und hier und da zeichneten sich waldgrüne Moosflecken hier und da ab. Auch die Außenwand des Anwesens zeigte erste Altersspuren, einige Steine waren rissig und blütenbewachsene Ranken wucherten empor. Es machte für sie alles noch schöner, denn es zeigte, dass dieser Ort eine Geschichte besaß, welche sie zugegebenermaßen mehr interessierte, als für sie gut wäre.

Witches Soul *vorübergehend pausiert* #iceSplinters19 #WaveAward2019Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt