~1~ Besuch

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Es klingelte. Doch Sherlock registrierte es nicht. So wie immer, wenn er eine neue Melodie komponierte. ,,Ich geh schon. Mach dir keine Mühe.“ meinte sein Partner John, der die Augen verdrehte. Er war es ja gewohnt, dass Sherlock nichts wahrnahm. Dennoch störte es ihn nach wie vor.
Erneut klingelte es. Zwei mal hintereinander. Hektischer.
Eilig ging der Assistent vom Consulting Detektiv die Treppe hinab und öffnete die Tür schwungvoll. ,,Bitte helfen sie mir. Ich wurde umgestoßen und fiel auf den Boden. Sie sehen ja, was passiert ist.“ Die Frau, welche eindeutig nicht schlecht aussah, schaute bedeutend an sich hinab. ,,Natürlich, kommen sie herein. Geht es denn, mit den Knien und den Händen?“ Fragt der Doc besorgt. ,,Es geht. Brennt nur ein wenig.“ Die Hände und Knie der schönen Frau waren aufgeschürft. ,,Setzen sie sich. Ich hole den Verbandskasten.“ John deutete auf den gemütlichen Sessel und verschwand hinter einer Tür. Die Frau ließ sich in den Sessel fallen und lauschte der betörenden Melodie, die der große Mann vor ihr spielte. ,,Eine wunderschöne Melodie, die sie da spielen. Habe sie sie komponiert?“ fragte sie den Schwarzhaarigen. Doch er antwortete nicht. Drehte sich nicht einmal zu ihr um. ,,Entschuldigen sie ihm sein Verhalten. Er ist nun mal so. Vertieft in seine Melodie. Sherlock Holmes eben.“ lachte der kleine Mann entschuldigend. ,,Der Sherlock Holmes? Ich habe schon viel von ihm gehört.“ ,,Könnten sie ihr Hosenbein hochziehen? Dann kann ich ihre Wunden versorgen.“ bittet John die Blondine. Sie tat, wie ihr geheißen und beobachtete den Mann dabei, wie er ihre Wunden versorgte. Ganz sorgfältig. Routine mäßig. Dabei sprachen die beiden kein einziges Wort. Und Sherlock? Der Detektiv hatte immer noch nicht mitbekommen, dass er jemand Fremden in der Wohnung sitzen hatte. ,,Vielen Dank...? Wie ist eigentlich ihr Name?“ bedankt sie sich bei dem Blonden. ,,Oh, entschuldigen sie. John Watson. Sehr gerne doch.“ ,,Danke, John Watson. Ich bin übrigens Sarah. Sarah Mortensen.“ Sarah lächelte John zaghaft aber charmant an. Er konnte nicht anders, als ihr Lächeln zu erwidern.
Plötzlich hörte die stetige Musik in dem Raum auf und Sherlock drehte sich zu den Beiden um.
John wusste, was jetzt kommen würde und ging daher den Kasten zurückbringen.
Derweil musterte das Genie die schöne Frau. Sein Blick glitt über ihren ganzen Körper und sie ließ es über sich ergehen. Als wäre sie es gewohnt, gemustert zu werden.
,,Sie sind gestürzt. Jemand hat sie in vorbeirennen angerempelt.“ Das war das einzige, was er zu sagen hatte. Danach drehte sich der Detektiv wieder um und schaute gedankenverloren aus dem Fenster.
Nichts. Rein gar nichts ist auffällig an ihr. Bis jetzt ist mir das nur bei einer einzigen Person passiert. Und das vor Jahren. Aber sie . . . Sie ist anders. Unauffällig anders.
Es störte den Meister Detektiv, dass er nichts an ihr feststellen konnte. Er warf einen Blick zu John, der den Raum wieder betreten hat. Bei ihm konnte der Große alles aus seinen Sachen und anderen Dingen ablesen. Aber bei ihr, bei ihr sah er nichts. Einerseits wurmte es ihn, andererseits interessierte es ihn, wie die Frau das schaffte.
,,Ich glaube, ich sollte wieder nach Hause. Vielen Dank für ihre Hilfe, Mister Watson. Mister Holmes. Es war mir eine Ehre, sie beide kennen zu lernen.“ Sherlock bekam die Verabschiedung nicht mehr mit, denn er hatte sich schon wieder der Musik zugewandt. ,,Ich bringe sie noch zur Tür.“ bot John an und Sarah nahm es mit einem wunderschönen Lächeln an.

 Verderben - A Sherlock Holmes StorryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt