Jungkook Pov
Nachdem ich die Klingel betätige, lasse ich meinen Blick noch einmal zu Taehyung gleiten, welcher neben mir steht und stumm die Tür ansieht, welche sich jeden Augenblick öffnen muss. Meine Worte vorhin haben ihn zwar etwas beruhigt, aber dennoch macht er sich noch viele Gedanken. Das muss er mir nicht sagen, ich sehe es ihm bereits an. Insbesondere, weil wir in einen Stau geraten und einige Minuten zu spät sind. Seine Hand, welche ich halte, führe ich zu meinem Mund, ehe ich einen kurzen Kuss auf seinen Handrücken platziere und ihm Mut zulächle. Auch er muss nun lächeln, drückt meine Hand etwas und als er sie wieder los lässt, wird die Tür auch schon geöffnet.
„Jungkook!", begrüßt meine Mutter zunächst mich und zieht mich im nächsten Moment in eine Umarmung, wobei auch ich meine Arme um sie lege. „Hallo, Eomma", begrüße auch ich sie, doch kaum spreche ich das aus, lässt sie mich auch schon los und wendet ihren Blick zu Taehyung, welcher noch immer hinter mir steht, ehe sie ihm auch schon ihre Hand hinhält. „Dann bist du bestimmt Taehyung, schön dich kennenzulernen! Kommt rein, wir haben euch bereits erwartet", begrüßt sie ihn, wobei mein Freund sich nun etwas verbeugt.
„Entschuldigen Sie, dass wir etwas spät sind, Mrs. Jeon. Es gab viel Verkehr, hoffentlich haben Sie und Mr. Jeon nicht zu lange gewartet." Kaum spricht Tae die Entschuldigung aus, legt meine Mutter auch schon eine Hand auf seinen Arm und streicht kurz über diesen. „Das ist schon in Ordnung, wir haben nicht lange warten müssen", beruhigt sie ihn. „Das Essen ist bereits fertig, ihr könnt euch schon einmal hinsetzen", lächelt sie und wendet sich dann mir zu. „Jungkookie, dein Vater sitzt auch bereits am Esstisch, ich komme dann gleich nach."
Sie verschwindet schließlich wieder und ich drehe mich kurz zu Taehyung, welcher nun ein kleines bisschen entspannter wirkt, ehe wir gemeinsam in den Essbereich gehen, wo wir dann auch auf meinen Vater treffen. Er steht sofort auf, als er uns sieht, begrüßt uns beide und sagt, dass wir uns setzen sollen, woraufhin wir am runden Esstisch Platz nehmen und auch, wenn noch nicht sonderlich viel passiert ist, habe ich bereits ein ganz gutes Gefühl.
„Ich erinnere mich noch an dich, Taehyung, ich habe dir dein Interesse an Jungkooks Kunst sofort angemerkt", bringt mein Vater stolz hervor und lacht schließlich etwas, was wir ihm gleich tun. Solange wir noch zu dritt sind, unterhalten wir uns überwiegend über meine Kunst. Zwar rede ich nicht sonderlich viel, sondern werfe hin und wieder mal etwas ein, allerdings ist das schon in Ordnung, denn das Gespräch zwischen den beiden scheint ganz gut zu laufen, was ein gutes Zeichen ist.
Sobald meine Mutter mit dem Essen am Tisch steht und sich ebenso hinsetzt, legt sich jeder etwas auf den Teller. Es folgen schließlich noch einige Unterhaltungen, welche die Stimmung ein wenig lockern, Taehyung lobt das selbstgekochte Essen meiner Mutter, welche sich deutlich geschmeichelt fühlt, mein Vater redet irgendwann über Sport, wobei er ziemlich euphorisch klingt, zumindest bis meine Mutter sagt, er soll aufhören und im Großen und Ganzen scheint alles wirklich ganz hervorragend zu laufen, bis meine Mutter eine Aussage macht, die mich schließlich etwas verwirrt.
„Ach, wieso hast du denn nicht auch noch Jimin eingeladen?"
Mein Blick gilt ihr, als ich etwas mit den Augenbrauen zucke und das Essen, welches ich im Mund habe, hinunterschlucke. Nachdem ich etwas von dem Wasser trinke, welches in einem Glas neben meinem Teller steht, wende ich mich ihr wieder zu.
„Wieso denn Jimin?", möchte ich wissen, da ich tatsächlich etwas hinterher hänge. Natürlich habe ich kein Problem damit, meinen besten Freund hier zu haben, aber ich habe meinen Eltern immerhin gesagt, dass ich möchte, dass sie meinen Freund kennenlernen. Es wäre demnach etwas unpassend, wenn ich zusätzlich noch Jimin eingeladen hätte, diesen kennen sie ja bereits und da es unser erstes, gemeinsames Essen mit Tae ist, habe ich keine Sekunde daran gedacht, noch wen anderes einzuladen.
„Wieso denn nicht? Habt ihr euch etwa gestritten?" Auch sie schaut mich etwas verwirrt an, warum weiß ich nicht ganz, letztendlich kann sie sich ja denken, wieso ich ihre Aussage seltsam und Tae gegenüber sogar etwas unhöflich finde.
„Nein, Eomma, haben wir nicht. Ich bin nur etwas verwirrt, das wäre nämlich etwas unpassend, findest du nicht?"
Auf meine Frage hin schaut sie mich schließlich etwas verloren an, sie öffnet ihren Mund, allerdings bekommt sie keinen Ton raus. Man merkt ihr deutlich an, dass meine Frage sie aus dem Konzept bringt und schließlich erzielt mein Vater meine Aufmerksamkeit, als er sagt: „Ich denke, deine Mutter möchte damit einfach nur sagen, dass sie nichts dagegen gehabt hätte, wenn du, neben Taehyung, mehr Freunde eingeladen hättest."
Bisher war ich mir nicht im Klaren darüber gewesen, was Menschen damit meinen, wenn sie sagen, dass es mal Momente in ihrem Leben gab, die nicht enden wollten. Nie bin ich in solch eine Situation geraten, demnach konnte ich persönlich nicht sonderlich viel damit anfangen, allerdings scheint sich das Blatt jetzt gewendet zu haben, denn genau in diesem Augenblick, habe ich das Gefühl, dass eine Sekunde viel länger anhält als es eigentlich der Fall sein sollte. Meine Augen sind auf meinen Vater gerichtet und selbst, wenn er die Worte eben erst ausgesprochen hat, möchte ich sie noch nicht ganz realisieren. Mit einem Mal wird das Ganze hier unglaublich unangenehm und ich denke, ich bin nicht der Einzige, der es so empfindet, allerdings scheine ich mich in einer Starre zu befinden, aus der ich mich nicht befreien kann.
Während Taehyung sich ein Haufen Gedanken gemacht hat und ich mich die ganze Zeit über gefreut habe, dass meine Eltern ihn endlich kennenlernen können, glauben diese die ganze Zeit, dass ich einen einfachen Freund mit zum Essen bringe. Habe ich mich etwa so falsch ausgedrückt, oder waren sie vielleicht diejenigen, die meine Worte ganz falsch aufgefasst haben?
„Entschuldigen Sie mich, Mr und Mrs Jeon. Jungkook, kannst du mir zeigen, wo die Toilette ist?"
Die Stimme von Taehyung reißt mich aus den Gedanken und aus den Fängen der Unbeweglichkeit, ehe ich tief Luft hole und schließlich mit meinen Handflächen über meine Hose streiche. Direkt in die Augen schauen kann ich ihm nicht, denn um ehrlich zu sein traue ich mich das nicht wirklich. Wahrscheinlich ist er sauer, oder sogar enttäuscht von mir, was ich vollkommen nachvollziehen könnte, immerhin muss die Situation für ihn nun noch unangenehmer sein, als für mich und diese Tatsache ist deutlich schlimmer für mich.
„J-ja, ich zeige sie dir", bringe ich hervor, stehe schließlich auf und schiebe den Stuhl dabei nach Hinten.
Wie soll ich ihm das jetzt bitte erklären?
***
Partnerstory written by @riawincheserx & @elijeon
DU LIEST GERADE
Starry Night || Vkook [Texting]
FanficJeon Jungkook war schon immer ein begeisterter Künstler und das hat sich auch in den vielen Jahren, in denen er älter geworden ist, nicht geändert. Ohne Einfluss vom Geld seiner Eltern geht er seiner Bestimmung als professioneller Künstler nach. Kim...