Kapitel 3 - Safari zu zweit

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PoV Jackson

»Ahh, da bist du ja endlich. Ich dachte schon die Löwen am Fluss hätten euch aufgefressen«, witzelte meine Mutter fröhlich und sah zu Casey. »Miss Morgan, darf ich ihnen meinen Sohn vorstellen?« Sie winkte mich zu sich. »Hallo Casey, ja Mum wir hatten bereits das Vergnügen.« Casey grinste verlegen und sah zu Boden. Die peinliche Stille, vor der ich heute Morgen beim Frühstück so Angst hatte, erfüllte den Raum. Keiner wusste so Recht, was er sagen sollte, bis meine Mutter nach einer Weile das Wort ergriff. »Jackson, was hältst du davon, wenn du Miss Morgan ein bisschen die Gegend zeigst?« Ich musste an mein Angebot denken und Casey schien es genauso zu gehen. »Klar, warum nicht? Nach dem Mittagessen hätte ich Zeit«, meinte ich an Casey gewandt. »Ja gerne. Wir können uns ja vor dem Essenszelt in einer Stunde treffen.« »Sehr schön, dann werde ich mal nach den Patienten sehen. Hat mich gefreut sie kennenzulernen Miss Morgan. Falls sie irgendetwas brauchen können sie jeder Zeit zu mir kommen.« Sie verabschiedete sich und verließ mit uns die Hütte.

»Meine Mutter war also deine wichtige Verabredung?«, fragte ich. »Ähm ja. Wir haben einen Freund meines Professors im Nachbardorf besucht.« »Simon oder den alten Arthur?« »Arthur.« Wir schlenderten den Weg entlang. »Hat er dir die Geschichte erzählt, wie er mit den Alligatoren verhandelt hat?« Sie sah mich leicht entsetzt an. »Er hat was?!« »Ja, damals war er weiter nördlich in einem der Sumpfgebiete um eine bestimmte Schlangenart einzufangen und dabei sind sie an einem Fluss an mehrere Alligatoren gestoßen. Aber lass dir das am besten das nächste Mal von ihm selbst erzählen. Er meint immer, dass die Anderen das Beste aus der Geschichte auslassen. Keiner weiß ob sie wahr sind. Arthur geht schon seit Jahren nur noch alleine in die Wildnis.« »Alleine?«, fragte sie, »Ist das nicht zu gefährlich?« »Ach, der schreckt vor nichts zurück. Nicht mal ne Horde Wasserbüffel macht dem Angst.«

Wir erreichten den Zelteingang. Von hier draußen hörte man die vielen Teller und das klappernde Geschirr. Wir kamen zum Stehen und sie sah auf ihre Füße, mit denen sie kleine Kreise in den trockenen Boden malte. Mein Blick wanderte hoch zu ihrem Gesicht. Aus ihrem kastanienbraunen Zopf hatte sich eine einzelne Strähne gelöst. Sie fiel nach vorne und ich musste dem Drang widerstehen, sie ihr hinter das Ohr zu streichen. Diese ganze Situation war kurios. Ich kannte sie noch nicht einmal einen Tag und schon beherrschte sie meine Gedanken.

Verlegen kratzte ich mich am Hinterkopf. »Kommst du mit essen?«, fragte ich und deutete hinter mich. Sie schaute auf. »Eigentlich habe ich grad gar keinen Hunger. Ich denke ich werde ein bisschen an den Fluss gehen und ein paar Notizen machen. Aber wir sehen uns ja später.« Damit drehte sie sich um und ließ mich leicht bedeppert zurück.

Als ich aus dem Zelt trat wartete sie schon etwas abseits. Sie lehnte an einer der Hütten und schrieb in ihr Büchlein. »Rafiki!«, ertönte Abrahams Stimme hinter mir, gerade als ich zu ihr laufen wollte, »in Simons Camp funktioniert das Funkgerät nicht mehr so richtig, hat Arthur gerade durchgegeben. Ich würde mir das gerne bei Gelegenheit ansehen. Außerdem hat mich deine Mutter gebeten neue Medikamente mitzunehmen, wenn wir schon hinfahren.« In diesem Moment bemerkte Casey uns. Sie klappte ihr Notizbuch zu und stieß sich von der Holzwand ab. Ich wollte ihr nicht absagen. »Kann das nicht bis morgen warten?«, erkundigte ich mich. Abe warf einen Blick in Caseys Richtung. »Auf jeden Fall. Das läuft ja nicht weg. Schnapp sie dir.« Zwinkernd klopfte er mir auf die Schulter. Also so offensichtlich war es jetzt auch nicht. Hatte meine Mutter vielleicht Andeutungen gemacht? Sie war ja immerhin auch so überschwänglich begeistert von ihrer Idee, dass ich Casey Botswana zeigen könnte. Ich schlenderte auf sie zu. Sie hatte wie immer ihr bezauberndes Lächeln aufgesetzt. »Mein Jeep steht hinter der Krankenstation meiner Mutter.« Ihr Lächeln verwandelte sich in ein leicht aufgeregtes Grinsen, während wir zügig zum Wagen liefen.

»Machst du hier Urlaub?«, fragte ich ernsthaft interessiert. »Nicht direkt. Mein Professor Theodore Crawford will ein Buch über das Wanderverhalten der Tiere in Afrika schreiben. Ich soll ein paar ,,Real Life Recherchen machen, da er relativ viel zu tun hat.« Wir setzten uns auf die, von der Sonne erhitzen Autositze und ich startete den Motor. Sie spielte abwesend an den Lüftungsgittern des Geländewagens herum, die soweit ich mich entsinnen konnte noch nie wirklich benutzt worden waren, geschweige denn, dass sie je gegen die Hitze geholfen hatten. Sie sah aus dem Fenster und dann zu mir. »Lebst du schon immer in diesem Camp?», kam es von ihr. »Nein, meine Mutter und ich sind aus Boston hierhergezogen.« Sie sah mich stirnrunzelnd und fragend an. In ihrem Blick lag etwas Nachdenkliches. »Entschuldigung, wenn ich frage«, fing sie zögernd an, »aber ist es möglich, dass dieser Robert Oz, von dem hier so viele reden, in irgendeiner Weise mit dir verwandt ist?«

Mothercell [1] | j. ozWo Geschichten leben. Entdecke jetzt