S E V E N

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Nach dem Mittagessen half ich Liam den Geschirrspüler einzuräumen. Wir arbeiteten still nebeneinander her. Jeder hing seinen eigenen Gedanken hinterher. Es war angenehm mit ihm, fast wie mit meinem Vater. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich wahrscheinlich sagen, dass wir zuhause wären und zusammen den Küchendienst machen. Aber so war es nun mal nicht gekommen.

Überrascht bemerkte ich eine Träne über meine Wange rinnen, bis sie schließlich auf mein T-Shirt tropfte. Schnell wischte ich über mein Gesicht, atmete tief ein und wollte den nächsten Teller hinübertragen, aber da waren keine Teller mehr. Anscheinend hatte ich länger dagestanden als gedacht. Als Liam sich wieder zu mir umdrehte, starrte ich den leeren Tisch immer noch an und rührte mich kein Stück.

Plötzlich spürte ich warme Arme die mich vorsichtig in eine sanfte Umarmung zogen. Liam sagte nichts, er drückte mich einfach nur an sich und genau das war es, was mich schließlich aus meiner Starre löste. Ich befreite meine Arme und legte sie ebenfalls um seine Schultern.

~*~

Kurz zögerte Liam, aber als er erkannte, dass Kelsea den Tränen nahe war, zog er sie einfach an sich. Sie tat ihm so leid. Wenn es nach ihm ginge, sollte kein Kind die Erfahrung machen müssen, ein Elternteil zu verlieren und schon gar nicht beide. Zwar wusste er, dass ihre und Harrys Mutter noch lebte, aber wahrscheinlich war es für Kelsea deshalb nur noch schlimmer. Wie musste man sich fühlen, zu wissen, dass seine eigene Mutter nicht mehr mit einem sprechen wollte?

Zuerst dachte er, Kelsea würde sich aus seiner Umarmung reißen und weglaufen, doch dann erwiderte sie die Umarmung und legte ihren Kopf an seine Schulter. „Hast du heute noch etwas vor?", fragte Liam schließlich. Kelsea wich einen Schritt zurück und zuckte die Achseln. „Vielleicht treffe ich mich mit einer Freundin. Aber sie weiß noch nicht, dass ich überhaupt hier bin und wenn sie es übers Handy erfährt werde ich wahrscheinlich angeschrien.", sagte sie und kicherte.

Verwirrt sah Liam das Mädchen vor sich an und fragte sich wie man über so etwas Lachen konnte. Aber, weil er selber Schwestern hatte, wusste er ganz genau, dass es besser war, gar nicht erst zu versuchen Mädchen zu verstehen. Außerdem wollte er ihre gute Laune nicht zerstören, denn sie hatte in der letzten Zeit wahrscheinlich viel zu wenig gelacht. „Und was genau ist dein Plan, um nicht angeschrien zu werden?", fragte er verwirrt.

„Einfach hinfahren und sie überraschen.", sagte Kelsea voller Überzeugung, trotzdem konnte er die leichte Verunsicherung in ihrem Gesicht erkennen. „Wohin fahren?", fragte Louis, der hinter ihnen das Zimmer betreten hatte, neugierig. „Und wen überraschen?", erkundigte sich Harry in demselben Tonfall.

Kelsea seufzte laut. „Das geht euch eigentlich nichts an.", murmelte sie vor sich hin. „Doch natürlich. Ich muss nämlich auf dich aufpassen.", widersprach Harry ihr sofort. „Ich wollte mich vielleicht mit einer Freundin treffen, aber weil es noch nicht fix ist, hätte ich dich erst später gefragt.", erklärte Kelsea gelassen, doch man hörte die unterdrückte Wut deutlich aus ihrer Stimme heraus.

Auch Louis schien es gemerkt zu haben, denn er kicherte vor sich hin und sobald Harry und Kelsea ihn mit ihren Blicken zu töten versuchten „hustete" er: „Teenager...".

Jetzt fehlte nur noch, dass Niall etwas Dummes dazu sagte, doch er war zurzeit in seinem eigenem Zimmer und versuchte einen Song zu schreiben. Allerdings fragte Liam sich woher er plötzlich seine neue Idee hatte, da er schon seit Wochen meinte, dass er keine Inspiration fand.

„Also darf ich zu einer Freundin fahren?", unterbrach Kelsea Liams Gedanken. Sofort wandte sich die ganze Aufmerksamkeit wieder Harry zu, der ja die endgültige Entscheidung treffen musste. Er zögerte und warf Liam einen hilfesuchenden Blick zu. Dieser nickte leicht. Irgendwie dachte er sich, dass Kelsea jetzt dringend jemand brauchte, der sie einfach hinnahm wie sie war und hoffte, dass diese Freundin genau das tun würde.

Jump Until It Feels Like FlyingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt