E I G H T

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Am nächsten Morgen wachte ich total müde auf und sah mich verwirrt um. Langsam fiel mir wieder ein, dass ich gestern, nachdem sie mir eine Jogginghose von sich gegeben hatte, bei Kylie eingeschlafen war. Sie lag neben mir im Bett, immer noch einen Arm um mich und öffnete verschlafen das rechte Auge. „Was ist denn das für ein Geräusch?", fragte sie. Ich zuckte nur die Schultern. Seufzend setzte sie sich auf und sah sich um. „NEIN, es regnet.", stöhnte sie genervt und ließ sich wieder zurückfallen.

Lachend stand ich auf und zog mir wieder meine Sachen von gestern an. „Ich glaube ich sollte langsam wieder gehen, weil.... Naja, Harry hat vielleicht nicht gesagt, dass ich die ganze Nacht wegbleiben darf...", murmelte ich. Kylie lachte auf und wollte gerade ansetzten etwas zu sagen, als sie von Matthew, der hinter mir in der Tür stand, unterbrochen wurde: „Du schlimmes, kleines Mädchen. Dein Bruder flippt aus und dann darfst du nie wieder zu uns!"

Darüber konnte ich nur lachen und streckte ihm die Zunge raus. Lachend murmelte er, „Reif und erwachsen und so", dann wurde er wieder ernst und meinte: „Beeilt euch ein bisschen, das Frühstück ist fertig und es ist schon halb elf." Danach drehte er sich um und verließ das Zimmer.

„Shit!", rief ich, „Er wird mich killen..." Kylie sah mich immer noch verschlafen an und vom Gang hörte ich Matt lachen, aber es war mir egal - während ich mir panisch meinen Pulli überstreifte versuchte ich verzweifelt in meiner Tasche mein Handy zu finden, aber es war einfach nicht da. Als ich es aufgab, war Kylie auch schon fertig und wir gingen zusammen runter.

Matt wartete schon auf uns. „Was hat das denn jetzt so lange gedauert?", fragte er gut gelaunt, aber ich konnte ganz genau die dunklen Schatten unter seinen Augen erkennen, anscheinend nahm ihn das mit meinem Vater auch mit. „Obwohl, ich will gar nicht wissen, wieso Mädchen so lange brauchen."

„Ich habe nur mein Handy gesucht, aber ich bin mir jetzt ziemlich sicher, dass ich es bei Harry liegen gelassen habe und von deiner Schwester ist nichts anderes zu erwarten.", verteidigte ich mich. Lachend stimmte er mir zu, während besagte Schwester nur beleidigt in ihre Gurke biss. Glücklicherweise war Kylie auch Sportlerin - zwar machte sie kein Eiskunstlaufen, sondern Akrobatik - aber das hieß, dass ihre Familie stets Verständnis dafür hatte und deshalb auch immer möglichst gesundes und nährreiches Essen kochte.

Matt beobachtete uns angewidert während er sich ein Croissant in den Mund schob. „Ich verstehe ja, dass ihr sportlich sein wollt und so - aber Gemüse zum Frühstück ist schon ekelhaft.", murmelte er, was uns aber nur zum Lachen brachte, weil er das immer sagte, wenn wir zusammen frühstückten.

„Aja und es tut mir leid, dass ich gestern einfach so eure Pläne versaut habe...", murmelte ich. „Du störst doch nicht!", sagte Kylie sofort und Matt meinte: „Hey, du bist hier immer willkommen, okay? Vollkommen egal, ob wir was anderes geplant haben." Ich lächelte gerührt. „Danke."

Als wir den Tisch abgeräumt hatten, wollte ich mich verabschieden, doch Matt hielt mich auf. „Ich fahre dich. Dein Bruder wird sich sicher nicht freuen, wenn du noch später kommst." Lächelnd nickte ich.

~*~

Schnell lief ich zur Türe und wollte aufsperren. Doch mir fiel erst jetzt ein, dass ich keinen Schlüssel hatte und wohl oder übel klingeln musste. Seufzend betätigte ich diese und wartete. Bis endlich die Haustür geöffnet wurde, war ich komplett durchnässt, weil ich für den Weg vom Auto zum Haus natürlich keinen Schirm verwenden hatte wollen.

Kaum hörte ich das Schloss klicken, drückte ich auch schon die Türe ganz auf und quetschte mich an Harry vorbei um aus meinen nassen Sachen herauszukommen. Ich war schon fast bei der Treppe, als Harry mich am Arm festhielt und zurückzog und schon begann die Predigt...

„WO ZUM TEUFEL WARST DU?", schrie er - und wenn die Jungs noch nicht verstanden hatten, dass ich wieder da war, wussten sie es spätestens jetzt. „DU KANNST DOCH NICHT EINFACH DIE GANZE NACHT WEGBLEIBEN."

„Ich habe mir gar nichts gedacht. Bei meinem Dad war das nie so, okay? Das ist alles voll komisch. Außerdem hab ich mein Handy vergessen und ich kann deine Nummer nicht auswendig, sooft wie die wechselt.", schrie ich zurück.

„WAR DEIN VATER WIRKLICH SO VERANTWORTUNGSLOS?" Ich erstarrte, er konnte mich gerne beschimpfen, aber meinen Vater nicht. Auch Harry erkannte seinen Fehler sofort. „Erstens, Dad und ich hatten eine Vereinbarung, wir beide haben sie eingehalten und Ende. Außerdem habe ich immer verantwortungsvoll gehandelt - nie zu viel getrunken, immer pünktlich, wenn ich früher zuhause sein musste und nie was Illegales gemacht."

„TJA, ABER JETZT GIBT ES NEUE REGELN, AN DIE DU DICH WOHL ODER ÜBEL GEWÖHNEN MUSST! ICH HABE MIR SORGEN GEMACHT!", rief er und ich zuckte zurück. Ich hatte Harry noch nie in meinem Leben so sauer gesehen.

„Es tut mir Leid, okay? Ich war nur bei Kylie, der Freundin von früher und dann sind ihre Mutter und ihr Bruder heimgekommen und ich hab ihnen das von Dad erzählt und dann saßen wir heulend da - ihr Bruder hat uns dann in ihr Zimmer geschickt und dort sind wir dann einfach eingeschlafen." Harry seufzte leicht und fuhr sich durch die Haare.

„Okay, wenn sowas wieder vorkommt, dann rufst du mich an! Dann hole ich dich ab oder wir machen uns etwas aus oder ich schicke jemanden, der dich abholt! Aber so etwas kommt nicht nochmal vor. Verstanden?", fragte er streng. Ich nickte eingeschüchtert und sagte kleinlaut: „Äh, Harry, mein Handy geht hier nicht...."

Er seufzte, nickte dann aber. „Du bekommst ein neues. Ich kümmere mich darum." Sein entsetzter Blick fiel auf mein Gewand, „Ab in die Dusche mit dir, ich will nicht, dass du jetzt auch noch krank wirst." Nickend machte ich mich auf den Weg.

~*~

Mit geschlossenen Augen betrat Harry die Küche, wo die Jungs schon auf seine Erzählung warteten. „Und...hat sie sich besoffen?", fragte Louis gespannt. Sofort trafen ihn mehrere böse Blicke. „Nein. Sie hat gemeint, dass sie nur eingeschlafen sind....", murmelte Harry schließlich.

Verzweifelt ließ er sich auf einen Sessel fallen. „Wer hätte gedacht, dass das so viel Verantwortung ist und dann ist sie auch noch so selbstständig. Früher hat sie immer alles mit ihrem Dad gemacht und jetzt erzählt sie, dass sie so lange ausgehen darf, wie sie will? Das ist einfach zu schnell!", versuchte er es seinen Freunden zu erklären. Liam nickte verständnisvoll, „Hazza, du musst bedenken, dass du sie fünf Jahre nicht gesehen hast, das ist lang, wenn man in der Pubertät ist."

„Du hast ja recht, es ist nur so viel.", murmelte Harry wieder und alle nickten. „Wir werden dir helfen, okay? Zusammen schaffen wir das schon, genau wie wir den ganzen anderen Mist auch zusammen durchgemacht haben.", sagte Louis optimistisch und entlockte seinem besten Freund damit ein kleines Lächeln.

Dankbar sah er seine Kumpels an. „Wo ist Kelsea überhaupt?", fragte Niall schließlich. „Ich hab sie duschen geschickt, sie war klitschnass...", meinte Harry nur, stand auf und begann sich einen Kaffee zu machen.

Jump Until It Feels Like FlyingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt