T W E N T Y O N E

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Nachdem ich Caleb bei seiner Mutter abgeliefert hatte, machte ich mich auch auf den Weg nach Hause. Er tat mir echt leid und der Schnitt hatte echt böse ausgesehen. Aber seine Mutter hatte sich sofort um ihren Sohn gekümmert und mich – nachdem sie mir Tee und Kekse angeboten hatte, die ich leider ablehnen musste – mit einer herzlichen Umarmung verabschiedet. Zwar war das Zusammentreffen zuerst ein bisschen peinlich, vor allem weil ich überhaupt nicht darauf vorbereitet gewesen war, aber durch ihre herzliche Art musste ich mir gar keine Gedanken machen.
Um die Kekse tat es mir immer noch leid. Sie hatten so gut ausgesehen, aber ich musste wirklich zusehen, dass ich endlich nach Hause kam. Sonst würde es nur wieder Stress mit Harry geben und das wollte ich nicht. Er war irgendwie die einzige Familie, die ich noch hatte und ich wollte mich wirklich nicht mit ihm streiten.
Obwohl, Stress würde es sicher geben, immerhin war ich mehr als eine Stunde zu spät.

Möglichst leise öffnete ich die Türe und zog meine Schuhe aus. Alles war dunkel, weshalb ich hoffte, dass die Jungs nicht zuhause waren. Allerdings hatte ich mich schon letztes Mal ziemlich getäuscht...
Meine Tasche ließ ich trotzdem einfach in der Garderobe liegen. Sie würde sowieso nur Lärm machen, wenn ich sie jetzt durch das ganze Haus schleppte. Dann lief ich in die Küche. In Gedanken war ich schon bei den besten Kochoptionen, als ich den gedeckten Küchentisch erblickte und überrascht stehen blieb.
Die Jungs saßen alle um den Tisch, ihre Laptops neben sich und Kopfhörer in ihren Ohren. Anscheinend hatten sie, während sie auf mich gewartet hatten, angefangen zu arbeiten. Um ehrlich zu sein war ich in diesem Moment wirklich gerührt.

Am liebsten hätte ich Harry jetzt einfach umarmt, doch genau in dieser Sekunde sah er auf und entdeckte mich. Kurz blitzte Erleichterung in seinen Augen auf, doch dann veränderte sich seine Miene zu sauer.
Jup, mein großer Bruder war jetzt definitiv nicht in der Stimmung für eine Umarmung.

„Kelsea, schön dich zu sehen.", meinte Louis und schenkte mir ein strahlendes Lächeln.
„Geht mir genauso!", meinte ich und grinste Harrys besten Freund an.
„Ja, mir auch, aber es wäre noch schöner gewesen, dich vor einer Stunde hier gehabt zu haben. So, wie es auch sein sollte.", mischte sich mein Bruder ein. Meine Schultern sanken unter dem Gewicht seines Blickes ein bisschen nach unten.
„Ich weiß. Ich weiß und es tut mir wahnsinnig leid!", versuchte ich mich zu entschuldigen.
„Kelsea, ich will deine Entschuldigungen nicht hören. Ich will, dass du pünktlich zuhause bist, nichts anderes. Verstanden?", erklärte er ernst.
Seufzend nickte ich.
„Gut und jetzt setz' dich hin. Wir wollen schließlich essen."

Folgsam wollte ich mich hinsetzen, wobei mein Blick auf meine Hände fiel. Sie waren immer noch mehr rot und braun als hautfarben, weshalb ich schnell wieder aufstand und zum Waschbecken lief.
„Was machst du denn?", fragte einer der Jungs. Durch das Plätschern des Wassers war ich nicht sicher, wer von ihnen gesprochen hatte.
„Ich wasche mir nur schnell das Blut von den Händen!", rief ich zurück.
„Welches Blut?!", rief Liam besorgt und stand ebenfalls auf. Harry folgte ihm sogleich, doch ich blieb ruhig stehen und versuchte mir die Spuren des heutigen Abends von den Händen zu schrubben.

Als ich mich nicht umdrehte, schaltete Harry einfach das Wasser ab.
„Hey!", rief ich empört, immerhin waren meine Finger in einer Wolke aus Schaum. Aber er ignorierte mich einfach, packte mich an der Schulter und drehte mich zu sich.
Einmal wanderte sein Blick über meinen ganzen Körper bevor er mich leicht schüttelte.
„Was ist mit dir passiert? Geht's dir gut?", fragte er eindringlich.
Leise lächelnd nickte ich.
„Ja, mir geht es gut."
„Wessen Blut ist das?", fragte Liam, der anscheinend gecheckt hatte, dass ich nicht verletzt war.
„Ein Freund hat sich geschnitten.", meinte ich achselzuckend.
„Ein Freund, also?", hakte Harry skeptisch nach.
„Ja. Wir haben...", kurz zögerte ich, weil mir keine normale Ausrede einfallen wollte, „ähm, wir haben ein Referat bei ihm zuhause gemacht und dann wollten wir einen kleinen Snack essen, ihm ist das Messer entkommen und er hat sich voll in die Hand geschnitten.", erklärte ich möglichst ausführlich und glaubhaft.
„Und wie ist das ganze But auf dir gelandet?", fragte Louis neugierig.
„Er kann kein Blut sehen und ich habe den schnitt verbunden. Deshalb habe ich auch noch bei ihm gewartet bis seine Mutter nach Hause kommt. Ich wollte nicht, dass er so alleine ist.", meinte ich und fand damit auch gleich eine Erklärung, wieso ich zu spät zuhause war.

Jump Until It Feels Like FlyingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt